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Mikrozephalie: Das bedeutet die Fehlentwicklung des Gehirns

Kommentar schreiben Aktualisiert am 19. Januar 2018

Im Jahr 2016 hat das Krankheitsbild Mikrozephalie weltweit für Aufsehen gesorgt. In Brasilien waren die Krankheitsfälle sprunghaft angestiegen – als Ursache gilt eine Infektion mit dem Zika-Virus während der ersten beiden Schwangerschaftsdritteln. Doch neben Zika gibt es weitere Verursacher für die Fehlbildung des Kopfes bei Neugeborenen. Erfahren Sie hier alles Wichtige über Mikrozephalie, die Behandlung und die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen.  Selten kommen Kinder mit einem zu kleinen Kopf auf die Welt. Der Umfang des Schädels ist im Vergleich zu gesunden Babys deutlich verringert. Das nennen Mediziner Mikrozephalie. Wie sich das Krankheitsbild äußert ist von Patient zu Patient verschieden. Bei einer geringen Abweichung kann es durch das verkleinerte Gehirn zu einer Lernschwäche und leichten geistigen Einschränkungen kommen – einige Betroffene weisen gar keine Beschwerden auf. Bei einem stark veränderten Gehirn kann es zu motorischen Störungen, einer geistigen Behinderung oder krampfartigen Anfällen kommen. Eine allgemeine Aussage darüber, wie sich die Schädelveränderung auswirkt, kann nicht getroffen werden. Etwa drei Prozent der deutschen Bevölkerung sind von dem Leiden betroffen. Bei der Mikrozephalie entwickelt sich der Schädel des ungeborenen Kindes nicht richtig. Im ersten Drittel der Schwangerschaft ist das Gehirn des Ungeborenen besonders empfindlich – es formt sich und wächst langsam heran. Die verschiedenen Hirnareale entstehen nach und nach und vernetzen sich. Geht bei diesem Vorgang etwas schief, ist das Kind mitunter nicht lebensfähig und stirbt im Mutterleib. Überlebt er kann es zu geistigen Einschränkungen kommen.

Was ist die Ursache für Mikrozephalie?

Diese Veränderung am Gehirn kann durch verschiedene Einflüsse entstehen. In den meisten Fällen liegt ein genetischer Fehler vor. Die spontane Mutation eines oder mehrerer Gene kann zu Mikrozephalie führen. Liegt die veränderte genetische Information vor, kann sie erblich an die Nachkommen weitergegeben werden. Mikrozephalie tritt daher in Familien gehäuft auf. Auch in Ländern, in denen Ehen zwischen Verwandten erlaubt sind, kommt es vermehrt zu der Fehlbildung. Doch auch äußere Einflüsse während der Schwangerschaft kann die Entwicklung des Ungeboren beeinträchtigen und zu Mikrozephalie führen. Eine Infektion mit

kann die Gehirnentwicklung negativ beeinflussen. Auch Unfälle während der Schwangerschaft oder eine hohe Strahlendosis (etwa bei der Behandlung eines Tumors) kann die Veränderung hervorrufen.

Wie entwickelt sich das Gehirn nach der Geburt bei Mikrozephalie?

Bei gesunden Kindern wächst das Gehirn nach der Geburt noch bis zum zweiten Lebensjahr weiter und die charakteristischen Windungen prägen sich aus. Sie sind für viele geistige Prozesse elementar. Der Schädelknochen ist bis dahin nicht verknöchert. Die große Fontanelle schließt sich erst, wenn das Gehirn fertig ausgebildet ist. Bei Mikrozephalie ist das anders. Der Schädelknochen schließt sich mitunter gleich nach der Geburt, sodass das Gehirn nicht ausreichend Platz hat um sich zu entwickeln. Ist das Gehirn einmal geschädigt, lässt sich das nicht mehr beheben. Eltern müssen lernen, mit der Diagnose Mikrozephalie zu leben. Wie sehr die Veränderung des Gehirns sich auf das Leben des Kindes auswirkt, lässt sich pauschal nicht sagen. Je nachdem wie das Gehirn entwickelt und ausgeprägt ist, können leichte oder schwerere Einschränkungen entstehen. Schlimmstenfalls bleibt der Patient ein Leben lang auf dem geistigen Niveau eines Babys. Doch in anderen Fällen liegt lediglich eine Lernbehinderung oder ein leicht verringerter IQ vor und die Mikrozephalie fällt nicht auf.

Die richtige Diagnose: Eine wichtige Information für die Eltern

Wird die Mikrozephalie nicht vor oder unmittelbar nach der Geburt diagnostiziert, fallen den Eltern später Entwicklungsstörungen auf. Es kann sein, dass das Kind Schwierigkeiten mit dem Sprechen hat, nicht vernünftig Krabbeln und Laufen lernt oder einfache Kinderspiele und –rätsel nicht lösen kann. Meist herrscht eine große Verunsicherung, die Betroffenen wissen nicht, was mit ihrem Kind ‚nicht stimmt‘. Daher ist es sehr wichtig die richtige Diagnose zu stellen und gegebenenfalls einen Spezialisten für Neurologie aufzusuchen. Denn nur wenn die Eltern wissen, warum ihr Kind ist, wie es ist, können sie die Konsequenzen der Erkrankung akzeptieren. Ist die Mikrozephalie aus genetischen Gründen aufgetreten, kann das Auswirkungen auf die weitere Familienplanung haben.

Wie behandelt man die Mikrozephalie?

Heilen lässt sich die Erkrankung nicht. Die Schäden bleiben ein Leben lang bestehen. Doch viele der auftretenden Begleiterscheinung des zu kleinen Gehirns können behandelt werden. Häufig kommt es zu Sprachproblemen – ein Logopäde kann die Sprachentwicklung des Kindes fördern sodass gegebenenfalls eine normale Ausdrucksweise erlernt werden kann. Motorische Einschränkungen lassen sich zum Teil physiotherapeutisch behandeln. Gegen neurologische Anfälle und Krampfattacken können Antiepileptika helfen. Die Medikation ist allerdings immer mit dem behandelnden Arzt abzusprechen und einzuhalten. Ist die Gehirnveränderung so schwerwiegend, dass die geistige Entwicklung stark eingeschränkt ist, ist selten ein eigenständiges Leben möglich. Der Betroffen ist immer auf Hilfe angewiesen.

Eine Mikrozephalie verhindern. Was soll ich in der Schwangerschaft beachten?

Wer eine Schwangerschaft plan, sollte vorab seinen Impfstatus checken und gegebenenfalls die Immunisierung nachholen oder auffrischen. Gegen die Erreger der Röteln ist der Dreifachimpfstoff gegen Mumps, Masern und Röteln wirksam und kann so eine Infektion verhindern. Wer in ein Risikogebiet des Zika-Virus reist, sollte sich gut vor Moskitos schützen, um eine Infektion zu vermeiden. Es ist empfehlenswert lange Kleidung zu tragen und unter einem Moskitonetz zu schlafen. Das Virus an sich verursacht kaum Beschwerden; doch das ungeborene Kind trägt mitunter bleibende Schäden davon. Auch schädliche Einwirkungen wie Alkoholmissbrauch oder Drogenkonsum während der Schwangerschaft können zu Mikrozephalie führen. Diese Giftstoffe sollten definitiv tabu sein. Auch eine hohe Strahleneinwirkung wie etwa bei einer Röntgenaufnahme sollte wenn möglich während der Schwangerschaft nicht stattfinden. Des Weiteren gilt: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung und ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee ist die perfekte Grundlage für eine gesunde Schwangerschaft.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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