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Kräuter sammeln – Tipps für Einsteiger

Kommentar schreiben Aktualisiert am 25. August 2020

Wildkräuter sind im Trend! Was lange als Unkraut im Garten bekämpft oder am Wegesrand links liegen gelassen wurde, kommt jetzt auf den Tisch. Wildkräuter haben mehr Vitamine und Mineralstoffe als Brokkoli, Grünkohl & Co. Sie schmecken aromatischer, bieten Abwechslung auf dem Speiseplan und sind auch noch kostenlos. Erfahren Sie hier, welche Wildkräuter Sie sammeln können, wie Sie sie zubereiten, was Gesundes in ihnen steckt, wo Sie die wilden Superfoods finden, was es zu beachten gibt und was Sie an Ausrüstung mitnehmen sollten.

 

Inhaltsverzeichnis

 

Was ist ein Wildkraut?

 

Wildkräuter sind krautige Pflanzen, die man essen kann, die aber nicht gezüchtet wurden. Krautig bedeutet, dass diese Pflanzen nicht verholzen. Unter den Wildkräutern gibt es auch Heilpflanzen. Sie zeichnen sich durch eine spezielle gesundheitsfördernde Wirkung aus.1 Wenn die Wildpflanzen im Bereich von Kulturpflanzen wachsen, werden sie als Unkraut bezeichnet. Es gibt in Deutschland etwa 1500 Arten an Wildkräutern. Statt sich über sie zu ärgern und sie herauszureißen, kann man viele für einen leckeren Tee, erfrischenden Salat oder einer wohlschmeckenden Suppe benutzen.

 

Welche Vorteile hat das Sammeln von Wildkräutern?

 

Es ist ein ganz neues Erlebnis, nicht nur durch den Supermarkt zu laufen, sondern sich ganz ursprünglich durch die Gaben der Natur zu verköstigen, die man selbst gesammelt hat. Ein tolles Erlebnis, die richtigen Wildkräuter zu finden, zu ernten und zuzubereiten. Es verbindet mit der Natur, schafft sinnliche Erfahrungen mit neuen Düften und Farben beim Sammeln und Geschmacksrichtungen beim Genießen und hinterlässt eine große Zufriedenheit - von dem gesundheitlichen Effekt ganz abgesehen.

 

Wildkräuter bestimmen- das A und O beim Sammeln

   

Da nicht alle wildwachsenden Pflanzen essbar sind und manche sogar tödlich sein können, muss man sich vor der Expedition zu Wiesen und Wäldern gut informieren. Welche Wildkräuter können gerade gesammelt werden? Wie sehen sie genau aus? Wo sind sie zu finden? Welche Teile der Pflanze sind essbar? Um Pflanzen sicher zu bestimmen, gibt es Fachbücher, z.B. „Essbare Wildpflanzen bestimmen“ von Fleischhauer et al., Websites, z.B. Gartendatenbank und Pflanzenbestimmung.info und Apps.1

 

Achtung - gefährliche Doppelgänger!

 

Manche Wildpflanzen sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Wer auf der Suche nach einem bestimmten Wildkraut ist, sollte sich vorher informieren, ob es zu Verwechslungen mit gefährlichen Doppelgängern kommen kann. Beispiele dafür ist die Ähnlichkeit der Blätter des Bärlauchs mit denen von Maiglöckchen, Herbstzeitlosen und Aronstab, die allesamt Giftpflanzen sind. Genauso können die Blüten von Wiesenkerbel, Wiesenkümmel, Schafgarbe und Giersch mit dem äußerst giftigen gefleckten Schierling verwechselt werden. Dasselbe gilt für den Sauerklee mit dem giftigen Buschwindröschen und dem Wacholder mit dem ebenfalls giftigen Sadebaum.1

 

Das brauchen Sie zum Wildkräuter sammeln

 

Als erstes sollten Sie als Einsteiger klären, welche Pflanzen Sie finden möchten, wie sie genau aussehen und ob es gefährliche Verwechslungen geben kann. Am besten nehmen Sie anfangs das Bestimmungsbuch oder die App mit auf Ihren Streifzug. Dann brauchen Sie einen offenen Korb, möglichst aus Weidengeflecht, ein scharfes, stabiles Messer und eine kleine Baumschere.2

 

Das sind die besten Sammelplätze

 

Wählen Sie Orte, die weit genug von der Straße weg sind. Auch Felder und Obstanlagen, die vielleicht gespritzt werden, sollten nicht in der Nähe sein. Am besten sind Wildwiesen. Bei den Wiesen unterscheidet man: Magerwiesen mit nährstoffarmen, oft trockenen Böden, auf denen z.B. Wiesensalbei, Johanniskraut, Quendel, Thymian, Küchenschelle und Schlüsselblumen zu finden sind. Auf Trockenwiesen, die oft durch Dürren gekennzeichnet sind, wachsen z.B. Odermennig, Pimpinellle, Kleiner Wiesenknopf, Ehrenpreis und Steinklee. Fettwiesen haben nährstoffreichen Boden. Dort finden sich z.B. Löwenzahn, Sauerampfer, Wiesenkerbel, Spitzwegerich, Wiesen-Bärenklau und Gänseblümchen.

 

Wildpflanzen, die nur an schattigen oder halbschattigen Standorten gedeihen, finden sich im Wald. In Laubwäldern kann man Waldmeister, Sauerklee, Duftveilchen, Kletten-Labkraut und Scharbockskraut finden. In Nadelwäldern mit saurerem Boden werden anspruchslose Pflanzen wie Heidelbeeren, Besenheide und Taubnesseln angetroffen. An den lichteren Waldrändern fühlen sich z.B. Brennnesseln, Schafgarbe, Brombeeren und Löwenzahn zuhause.

 

Wildkräuter, die feuchte Standorte bevorzugen, können am Ufer von Flüssen und Seen gefunden werden: im Schatten Bärlauch, Bachminze und Taubnessel, in sonnigen Bereichen z.B. Bitterklee, Echte Mädesüß, Frauenmantel, Beinwell und Springkraut. In der Nähe von Bahndämmen, wachsen Pflanzen, die mehr Freiraum benötigen, z.B. Nachtkerze, Königskerze, Kletten, Kamille und Hirtentäschel. Wildkräuter in Städten sind mit Vorsicht zu genießen. Straßenverkehr sollte mindestens 10 Meter entfernt sein. Auf Brachflächen sollten keine Schadstoffe abgekippt worden sein. Außerdem sollten nicht zu viele Hunde Gassi gehen.

 

Welche Pflanzenteile werden wann gesammelt?

 

Knospen sammelt man gleich im Frühjahr, Blätter vor der Blüte der Pflanze, Blüten und Sprossspitzen zu Beginn der Blütezeit. Sprossen werden im Herbst, Früchte im reifen Zustand, Wurzeln nicht in der Vegetationsperiode, sondern im Spätherbst oder zeitig im Frühling gesammelt. Rinde kann das ganze Jahr über entfernt werden Den Samen löst man heraus, wenn die Pflanze am Austrocknen ist.2

 

Darauf müssen Sie beim Sammeln von Heilpflanzen achten

 

Bestimmen Sie zuerst, was Sie finden wollen und wo Sie es finden. Sammeln Sie nur so viel, wie Sie tatsächlich brauchen oder trocknen bzw. einfrieren wollen. Schneiden Sie die Pflanzenteile achtsam ab. Reißen Sie die Pflanze nicht wahllos heraus. Wenn Sie die Wurzel der Pflanze sammeln möchten, lösen Sie die Wurzel vorsichtig heraus. Denken Sie beim Sammeln von Brennnesseln an Handschuhe. Selbstverständlich werden keine Pflanzen gesammelt, die unter Naturschutz stehen.

 

Wildkräuter sammeln nur im Sommer?

 

Weit gefehlt. Gerade am Ende es Winters, wenn der Bedarf an Frischkost groß ist, zeigen sich schon die Blätter vom Löwenzahn. Auch Brennnesseln wachsen schnell, wenn der Schnee weg ist. Gänseblümchen blühen das ganze Jahr. Auch Vogelmiere, Labkraut, Echte Nelkenwurz und Pfennigkraut sprießen schon am Ende des Winters.1

 

Wildkräuter im eigenen Garten?

 

Kein Problem! Endlich Pflanzen, die nur Platz und keinen Aufwand beanspruchen. Dafür eignen sich Ecken im Garten oder auch Kübelpflanzen auf dem Balkon. Schlüsselblumen zählen zu den Frühblühern. Ihre Blüten verschönern nicht nur den Garten. Sie können auch Desserts schmücken. Die jungen Blätter gibt es als Zugabe in den Salat. Auch Gundermann, Portulak, Pimpinelle, Sauerampfer und Waldsauerklee sind perfekt für Kräuterbutter und im Salat. Also wenn Sie bestimmte Vorlieben an Wildkräutern haben, können Sie sie auch selbst aussehen.4 Biosamen dafür erhalten Sie im Internet, z.B. bei Bio-Saatgut.  

 

Ein paar Wildkräuter-Portraits, um Appetit zu bekommen

 

Löwenzahn – Außer der weißen Milch im Stängel ist die ganze Pflanze essbar. Die jungen, bitter-nussigen Blätter, von denen man das untere Drittel entfernen sollte, schmecken gut in Salaten, Soßen, Suppen und aufs Brot. Gedünstet gibt es „Löwenzahn-Spinat“. Die Wurzel kann in den Salat oder als blutreinigender, harntreibender und verdauungsfördernder Tee als Entschlackungskur verwendet werden (Nicht bei Gallenproblemen, Darm- oder Gallenverschluss!). Löwenzahn hat ein Vielfaches mehr an Vitamin A und C als Kopfsalat.

 

Brennnessel strotzt nur so vor Eisen, Vitamin C und Kalzium. Ihr Tee spült bei Harnwegsinfektionen durch und ganz Mutige können mit „Nesselpeitschen“ Rheuma und Gicht zu Leibe rücken. Brennnessel kann mit in den Spinat, in eine Suppe und als junge, zarte Blätter in den Salat. Um sie zu „entschärfen, plattdrücken oder mit Handschuhen zur Spitze hin abstreifen. Löwenzahn und Brennnessel können eingefroren werden.

 

Bärlauch ist eines der beliebtesten Wildkräuter. Der europäische Knoblauch ist reich an Vitamin C und Mineralstoffen, wirkt antibakteriell, stärkt die Abwehrkräfte und kann sich senkend auf Cholesterin und Blutdruck auswirken. Bärlauch ist lecker als Pesto, Dip, Suppe oder Brotaufstrich und wird als Bestandteil vieler Produkte angeboten. Was zu viel ist, kann eingefroren werden

 

Giersch ist der Grauen vieler Gartenbesitzer. Statt ihn zu bekämpfen, kann man das frische Aroma der jungen Blätter im Frühling, der Blüten im Sommer und durchgehend die Stängel und jungen Blütensprosse als Gewürz in den Salat schneiden – Geschmacksnote Petersilie. Außerdem kann man mit Giersch Kartoffelgerichte verfeinern, Pesto herstellen, Pürée kochen oder ihn einfach mit ins Smoothie geben. Giersch hat viel natürliches Vitamin C zu bieten, kann Entzündungen hemmen und wird gegen Gicht und Rheuma eingesetzt. Als Tee soll er bei Blasenentzündungen helfen.

 

Die jungen Blätter des Sauerampfers können bis zum November gesammelt und mit ihrem hohen Vitamin C-Gehalt und Eisen im Salat, in Suppen und Eintöpfen die Gesundheit fördern. Das Saure wird von Oxalsäure verursacht.

 

Die frisch und leicht nussartige Pimpinelle duftet lecker nach Gurken. Am besten gleich nach der Ernte verwenden oder kleingeschnitten einfrieren. Sie passt gut in Salate, Gemüse, Kräuterbutter, Quark, Suppen und aufs Brot. Auch sie bringt eine Menge Vitamin C auf den Tisch. Sie hat blutreinigende und entzündungshemmende Eigenschaften und soll gegen Soldbrennen, Durchfall und Müdigkeit helfen. Guten Appetit!5

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Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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