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Knochenhautentzündung: Wie lange muss auf Sport verzichtet werden?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 26. April 2019

Anhaltende Schmerzen im Schienbein? Die Knochenhautentzündung zählt zu den typischen Beschwerden von Läufern. Häufig muss das Lauftraining aufgrund der Schmerzen für mehrere Wochen abgebrochen werden. Auch andere Sportarten oder die Arbeit am Rechner können dazu führen, dass sich die Knochenhaut entzündet. Wie entsteht eine Knochenhautentzündung? Welche Symptome äußern sich und welche Komplikationen können auftreten? Mehr zum Thema im folgenden Beitrag.

 

Was versteht man unter einer Knochenhautentzündung?

 

Die Entzündung der Knochenhaut (lat.: Periost) wird im medizinischen Sprachgebrauch Periostitis bezeichnet.1

Die Knochenhaut, das Periost, besteht aus zwei Schichten, dem Stratum fibrosum und dem Stratum osteogenicum, und überzieht – wie der Name bereits sagt - alle äußeren Knochenhüllen mit Ausnahme der mit Knorpel oder Synovialmembran überzogenen Gelenkanteile.2

Die äußere Schicht der Knochenhaut, das Stratum fibrosum, dient als Ansatzfläche für Sehnen und Bänder.3

Die innere Schicht, Stratum osteogenicum, ist eine gefäßreiche und nervenführende, also schmerzempfindliche Schicht, weshalb auch eine Knochenhautentzündung sehr schmerzhaft sein kann.4

Stellen, an denen der Knochen relativ weich ist, sind besonders gefährdet, eine Knochenhautentzündung infolge von intensiver Belastung zu entwickeln – Knochen und Knochenhaut verschieben sich bei intensiver Belastung gegeneinander, diese über einen längeren Zeitraum vorherrschenden Reize können dann eine Entzündung verursachen.5

Zu den gefährdeten Körperstellen zählen unter anderem die Innenseite der unteren Hälfte des Schienbeins, für die insbesondere Läufer prädestiniert sind, darunter zu leiden sowie der Unterarm, der durch das Auflegen auf die Tischkante oder häufiges Stoßen auch gereizt werden kann.6

Die Knochenhautentzündung an der Innenseite des Schienbeins hat eine eigene Bezeichnung erhalten: Schienbeinkantensyndrom.7

 

Welche Ursachen führen zu einer Knochenhautentzündung?

 

Eine Knochenhautentzündung kann einerseits durch bakterielle Infektionen hervorgerufen werden und andererseits können mechanische Ursachen vorliegen, die die Knochenhaut entzünden.7

 

Krankheitserreger, die für Entzündungen der Knochenhaut verantwortlich sein können, sind unter anderem Staphylococcus aureus, Streptokokken oder Mycobacterium tuberculosis in Verbindung mit einer Knochenmarkentzündung (= Osteomyelitis).8

In diesem Zusammenhang sind besonders Personen, die immunsupprimiert sind, das heißt deren Immunsystem unterdrückt wird und geschwächt ist, betroffen.9

Mechanische Ursachen, die zu einer Knochenhautentzündung führen, sind beispielsweise Überbelastungen und/oder wiederholte Stöße.10

 

Welche Symptome treten bei einer Knochenhautentzündung auf? - Wenn Schmerzen zur Belastung werden!

 

Symptome, die sich bei einer Knochenentzündung äußern, sind Belastungsschmerzen, die zu einer Reduktion der körperlichen Aktivität zwingen, da man unter Belastung nicht mehr beschwerdefrei laufen kann. 11

 

Darüber hinaus ist inspektorisch die Knochenhaut verdickt und ödematös verändert, eine diffuse Schwellung über der Schienbeinkante kann sichtbar sein.12 Palpatorisch ist die Körperstelle druckschmerzhaft.13  In chronischen Fällen kann eine bildgebende Diagnostik, wie Röntgen, Szintigraphie, MRT, richtungsweisend sein. 14

 

Auf die Ursache kommt es an - Welche Therapie kommt in Frage?

 

Die Therapie der Knochenhautentzündung richtet sich zunächst nach der Ursache.

Eine Knochenhautentzündung, die durch sportliche Überbelastung zustande gekommen ist, erfordert eine Ruhigstellung des betroffenen Knochens, beispielsweise durch ein Tapeverband, und wird mit entzündungshemmenden Arzneimitteln und lokaler Kühlung behandelt.15  

 

Es ist wichtig, dass Schmerzen, die länger anhalten, von einem Arzt abgeklärt werden, da differentialdiagnostisch auch andere Ursachen für die Schmerzen beim Laufen zugrunde liegen können, wie zum Beispiel Ermüdungsbrüche oder Muskelverletzungen (Zerrungen, Faserrisse).16

 

Ist die Knochenhautentzündung infolge einer bakteriellen Infektion entstanden, ist eine Behandlung mit Antibiose erforderlich.17

 

Bei ausbleibender Besserung eines Schienkantensyndroms können folgende weitere therapeutische Maßnahmen angewendet werden:

 

  • intrakompartimentale Infiltration wässriger Kortikosteroidlösungen
  • Physiotherapie: Periostmassage als besondere Form der Reflexzonenmassage
  • operative Therapie als ultima ratio: longitudinale Spaltung der Faszie in offener oder endoskopischer Technik oder operative Ablösung der Knochenhaut von der Schienbeinkante

18

 

Sollte auf Sport verzichtet werden?

 

Die Komplikation einer Knochenhautentzündung ist, dass die Entzündung chronisch wird.19

Damit eine Chronifizierung vermieden werden kann, ist es von großer Wichtigkeit die verletzte Extremität so früh wie möglich zu schonen und ruhig zu stellen und unter keinen Umständen das Lauftraining fortsetzen.20  

 

In den meisten Fällen kann der Verzicht auf die sportliche Aktivität zu einer Beschwerdefreiheit führen, sofern ein Training nicht verfrüht wieder aufgenommen wird.

Man sollte erst wieder mit dem Sport beginnen, wenn sowohl Belastungsschmerz als auch Druckempfindlichkeit im Schienbein vollständig abgeklungen sind.21 Dies kann einige Wochen in Anspruch nehmen, sodass ein Trainings- oder Wettkampfabbruch in den meisten Fällen unvermeidlich ist.22 Ist die Entzündung verheilt, sollte man es als Läufer langsam mit dem Training starten, damit sich der Körper erst einmal wieder an eine Belastung gewöhnen kann. 23

 

Wie kann eine Knochenhautentzündung verhindert werden?

 

Eine Knochenhautentzündung infolge einer mechanischen Überbelastung kann verhindert werden, indem die Trainingsintensität an die Bedürfnisse des Sportlers angepasst werden und dieser keiner körperlichen Überanstrengung ausgesetzt wird.24

 

Der Laufstil und auch die Wahl des Schuhwerks müssen berücksichtigt werden.25 

Die Schuhe müssen auf die Steigerung der Belastung im Frühjahr und den Wechsel der Bodenbeläge im Frühjahr und Herbst angepasst sein. 26

 

Auch ist es wichtig, einen Oberflächenwechsel, sprich einen Übergang von weichen Böden zu Asphalt oder härteren Kunststoffbelägen, langsam zu vollziehen und weiche Böden zu präferieren.27

 

Auch sollte es als Selbstverständlichkeit betrachtet werden, sich vor jeder Trainingseinheit ein Aufwärmprogramm durchzuführen. Neben den genannten präventiven Maßnahmen sollte zudem auch Augenmerk auf die Anatomie des Läufers geschenkt werden:

Achsenfehlstellungen wie die Pronationsstellung des Fußes oder eine Fehlstatik des Fußgewölbes können zur Überbelastung beim Sport beitragen und eine Knochenhautentzündung, ein Schienbeinkantensyndrom, begünstigen.28

Bei 30 Prozent der Patienten können Schuheinlagen wirksam sein.29

 

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Quellen anzeigen

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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