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Keuchhusten rechtzeitig erkennen und behandeln

Kommentar schreiben Aktualisiert am 20. August 2018

Krampfhafte und heftige Hustenanfälle – und das über mehrere Wochen hinweg: Keuchhusten ist immer noch eine weit verbreitete bakterielle Infektion der Atemwege, die vor allem bei Säugligen und Kleinkindern zu schweren Komplikationen führen kann. Eine Impfung kann vor der Erkrankung schützen.

Zunächst sieht es nach einer Erkältung aus, doch der krampfartige, starke Husten zieht sich über mehrere Wochen hin, tritt immer wieder auf und kann zu Luftnot und Erstickungszuständen führen – das sind Anzeichen für eine Infektion mit Keuchhusten (Pertussis).

Keuchhusten: Eine ansteckende bakterielle Infektion

Keuchhusten wird von den Bakterien „Bordetella pertussis“, benannt nach einem der Entdecker Jules Bordet, verursacht und als Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Das bedeutet, die Erreger verbreiten sich über die Atemluft beim Husten, Niesen, Sprechen oder Küssen. Damit handelt es sich um eine hochansteckende Krankheit. Das Tückische: Keuchhusten ist vor allem in der Phase vor den charakteristischen Hustenanfällen bereits sehr ansteckenden. Die Betroffenen wissen häufig noch nichts von der Infektion. Die ersten Krankheitsanzeichen treten sieben bis zehn Tage, manchmal auch drei Wochen nach der Infektion auf. Noch drei Wochen nach dem Beginn der Husten-Phase kann ein Betroffener ansteckend sein.

Die Bakterien gelangen über die oberen Atemwege in die Bronchien und setzen sich an den Schleimhäuten fest. Dort vermehren sie sich rasch und bilden im Zuge ihres Stoffwechsels einen Giftstoff, der die feinen Flimmerhärchen der Atemwege schädigt und entzündliche Vorgänge auslöst. Außerdem reizt das Bakterium das Hustenzentrum im Gehirn und sorgt so für die krampfartigen Hustenanfälle.

Krankheitsverlauf von Pertussis und Symptome

Eine Keuchhusten-Erkrankung verläuft typischerweise in drei Stadien:

Zunächst machen sich für etwa eine bis zwei Wochen leichte Erkältungsanzeichen bemerkbar. Betroffene leiden an Schnupfen, Husten, Abgeschlagenheit und einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Fieber tritt nur in wenigen Fällen auf.

Im Anschluss beginnt die Phase der Husten-Anfälle: Typisch ist ein langanhaltender, trockener Husten, der anfallsartig mit krampfhaften Hustenstößen auftritt. Direkt nach einer Hustenattacke ziehen die Patienten keuchend die Luft ein. Die Anfälle sind sehr quälend und kommen eher nachts als tagsüber vor. Der Husten führt häufig zu einem Herauswürgen von zähflüssigen Sekret und anschließendem Erbrechen. Während dieser akuten Krankheitsphase haben die Betroffenen meist keinen Appetit und leiden an Schlaflosigkeit. Bei kleinen Kindern und Säuglingen kommt es während dieses Stadiums häufig zu lebensbedrohlichen Hustenzuständen.

Die Husten-Phase zieht sich vier bis sechs Wochen lang hin. Es folgt eine sechs- bis zehnwöchige Erholungsphase, in der die Hustenanfälle langsam abklingen und weniger werden. Werden die Atemwege gereizt, können sich die Anfälle wieder mehren. Körperliche Anstrengung, Zigarettenrauch und kalte Luft können zu dem unangenehmen Reizhusten führen.

Keuchhusten bei Kleinkindern und Babys: Vorsicht Lebensgefahr!

Säuglinge und Kleinkinder sollten vorsichtshalber beim Auftreten von Erkältungssymptomen vom Kinderarzt untersucht werden. Denn bei ihnen kann eine Keuchhusten-Infektion sehr schwer verlaufen und lebensgefährlich werden. Die Atemwege der Kleinen schwellen bei Reizhusten leicht zu, sodass sie während der Attacken an Atemnot leiden können. Zudem können sich Kleinkinder noch nicht selbstständig aufrichten und sich so in eine bessere Position zum Abhusten bringen.

Bei Kleinkindern kommt es zudem eher zu Komplikationen als bei Erwachsenen: Es können Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen und Schädigungen des Gehirns (durch den Sauerstoffmangel) auftreten. In seltenen Fällen entstehen bleibende Schäden wie Lähmungen oder Beeinträchtigungen der Seh- und Hörfähigkeit.

Säuglinge unter sechs Monaten werden im Falle einer Keuchhusten-Erkrankung in einer Klinik behandelt und engmaschig überwacht, um einen schweren Krankheitsverlauf mit Komplikationen zu unterbinden.

Keuchhusten erkennen

Bei Kindern wird Keuchhusten meist durch die charakteristischen Symptome früh vom Kinderarzt entdeckt. Bei Erwachsenen ist die Diagnose etwas kniffeliger: Bei ihnen verläuft die Erkrankung häufig milder und kann daher nicht ausschließlich durch die Krankheitsanzeichen diagnostiziert werden. Bei einem langanhaltenden Reizhusten sollten auch Erwachsene immer einen Arzt aufsuchen und die Beschwerden abklären lassen. Er kann eine Bakterien Kultur aus dem Abstrich der Nasen-Rachen-Schleimhaut anlegen. Bei etwa der Hälfte der Patienten liefert diese Untersuchung den Hinweis auf die Ursache des Hustens.

Inzwischen kommt bei der Untersuchung vermehrt die sogenannte Polymerase-Kettenreaktion (engli:Polymerase Chain Reaction = PCR) zum Einsatz. Die Erbsubstanz des Krankheitserregers wird dabei nach einem Abstrich schneller vervielfältigt und eine Diagnose ist bereist möglich, bevor das Immunsystem Antikörper gegen den Eindringling bilden kann. So kann schneller die richtige Behandlung eingeleitet und eine Ansteckung anderer Menschen verhindert werden.

Behandlung von Pertussis: Antibiotika verkürzt die Krankheitsphase

Bereits zu Beginn der Therapie wird der Arzt ein Antibiotikum verschreiben. Es tötet die Bakterien in den Schleimhäuten ab und kann den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen. Die Einnahme erfolgt zwei Wochen lang und muss bis zum Ende genau nach den Anweisungen des Mediziners durchgeführt werden, auch wenn sich die Beschwerden schon bessern. Die Hustenanfälle dauern an, bis das Gift der Bakterien vollständig abgebaut ist und sich die Atemwege regeneriert haben.

Da Pertussis sehr ansteckend ist, dürfen Betroffene nicht zur Arbeit, in die Schule oder in eine Betreuungseinrichtung gehen. Bei Kindern sollte die Einrichtung über die Keuchhusten-Erkrankung informiert werden. Wann der Patient wieder einsatzbereit und nicht mehr ansteckend ist, sollte immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Während der Behandlung ist jede körperliche Anstrengung zu vermeiden, um unnötige Husten-Attacken zu verhindern. Kleinkindern tut ein Aufenthalt an der frischen Luft häufig gut. Wer viel trinkt unterstützt den Körper beim Abhusten des zähen Schleims. Geeignet sind vor allem Wasser und ungesüßte Tees. Auch Inhalationen mit Meersalz-Wasser können einen positiven Effekt auf die Beschwerden haben. Dazu einfach eine Schüssel mit kochendem Wasser füllen und wenige Teelöffel Meersalz darin auflösen. Den Kopf über die Schüssel halten und mit einem Handtuch bedecken. Doch Vorsicht: Für kleine Kinder ist diese Art der Inhalation nicht geeignet, durch das heiße Wasser besteht die Gefahr von Verbrennungen. In der Apotheke kann man sich spezielle Inhalatoren für Kinder leihen.

STIKO empfiehlt: Impfung gegen Keuchhusten

Seit etwa 20 Jahren gibt es einen Impfstoff gegen Keuchhusten. Die Grundimmunisierung sollte bereits in den ersten Lebensmonaten erfolgen – sie besteht aus vier Impfungen und wird mit anderen Wirkstoffen wie Tetanus, Diphterie und Kinderlähmung kombiniert. Die erste Auffrischimpfung sollte im Alter von fünf bis sechs Jahren erfolgen (ebenfalls in Kombination mit Diphterie und Tetanus), die zweite zwischen dem neunten und dem 17. Lebensjahr. Der Schutz der Impfung hält bis zu 15 Jahre an. Danach ist eine Ansteckung trotz Impfung wieder möglich und eine erneute Auffrischung ratsam.

Für Neugeborene und Kleinkinder sind vor allem ungeimpfte Jugendliche und Erwachsene eine große Ansteckungsgefahr. Vor der Geburt eines Kindes sollten daher alle Personen des näheren persönlichen Umfeldes ihren Impfstatus beim Hausarzt überprüfen. Frauen im gebärfähigen Alter sollten ebenso ein Auge auf den Impfschutz haben und gegebenenfalls bereits vor einer geplanten Schwangerschaft die Immunisierung auffrischen lassen. Wird eine Frau schwanger und ist nicht gegen Keuchhusten geimpft wird das in der Regel unmittelbar nach der Geburt des Kindes nachgeholt, um eine Infektion des Säuglings zu vermeiden.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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