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Hyperemesis gravidarum – extreme Schwangerschaftsübelkeit

Kommentar schreiben Aktualisiert am 17. Januar 2020

Die gute Nachricht: Hyperemesis gravidarum kommt nur in 0,2 bis 2 % aller Schwangerschaften vor. Betroffenen hilft diese Information freilich wenig. Der Leidensdruck betroffener Frauen ist immens, sie können praktisch nichts mehr essen und trinken, ohne zu erbrechen. Eine umfassende Beratung und enge Betreuung durch den behandelnden Gynäkologen können Beschwerden lindern.

Was ist Hyperemesis gravidarum und was sollten werdende Mütter dazu wissen?

Symptome des Hyperemesis gravidarum

Übelkeit verspüren etwa die Hälfte aller Frauen zu Beginn der Schwangerschaft. In ihrem Körper verändert sich in kurzer Zeit unheimlich viel, sowohl hormonell als auch metabolisch. Das kann zu mehrmaligem Erbrechen führen, was zwar belastend für die werdende Mutter ist, jedoch noch nicht als Hyperemesis gravidarum gilt. Davon ist erst die Rede, wenn das Erbrechen ungewöhnlich stark, unstillbar oder mit Komplikationen verbunden ist. Neben Übelkeit und Erbrechen können außerdem Symptome wie Dehydratation, Gewichtsabnahme, Elektrolytmangel – Natrium, Kalium, Magnesium – oder erhöhte Temperatur auftreten. Andere Frauen leiden zudem unter einer zu niedrigen Glukosekonzentration im Blut, Gelbsucht oder Benommenheit bis hin zum Delirium.

Diagnose des Hyperemesis gravidarum

Hyperemesis gravidarum ist eine Ausschlussdiagnose. Kommt eine Schwangere mit deutlichen Symptomen in die Praxis, wird ihr Gynäkologe nach einer Anamnese in einer gründlichen Untersuchung alle Differenzialdiagnosen abklären. Das bedeutet, dass er vordergründig alle Krankheiten ausschließt, die ähnliche Symptome haben. Der Arzt berücksichtigt dabei etwa Diagnosen wie Gastro-Enteritis (Entzündung der Magenschleimhaut), Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Nebennierenrindeninsuffizienz. Außerdem sollte er Erkrankungen wie eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, einen Zwerchfellbruch oder ein Magengeschwür erwägen. Ein weiterer Hinweis auf Hyperemesis gravidarum kann wahrnehmbarer Acetongeruch aus dem Mund der Schwangeren sein. Aceton entsteht, wenn ein Patient lange nüchtern ist, oder fastet und dabei körpereigenes Fett abgebaut wird.

Therapie Hyperemesis gravidarum

In der Therapie des Hyperemesis gravidarum gibt es mehrere Stufen. Ist eine stationäre Aufnahme noch nicht nötig, können die Beschwerden etwa mit der Meidung von Triggern wie fettem Essen oder Gerüchen sowie regelmäßigen und kleinen proteinreichen Mahlzeiten gelindert werden. Dabei sollte die Mutter stets auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Diese Therapieempfehlungen sind wissenschaftlich untersucht. Alternative Maßnahmen, die immerhin Teil Placebo-kontrollierter Studien waren, sind Ingwer, Akupunktur und ausführliche Ernährungsberatung. Eine Gabe von Vitamin-B kann ebenso helfen wie Antihistaminika oder Antiemetika, die Brechreiz unterdrücken.

Ursache des Hyperemesis gravidarum

Schwangere die unter diesem extremen Schwangerschaftserbrechen leiden, stellen sich und ihrem Arzt stets eine Frage: Warum eigentlich ich? Obgleich neuere Ergebnisse einen psychologischen Zusammenhang ausschließen können, ist die Beantwortung dieser Frage nicht einfach, denn die Ursache des Hyperemesis gravidarum ist noch unklar. Bisherige Forschungsarbeiten stellen einige Erklärungsversuche auf.

Während einige einen Vitamin-B-Mangel oder Verdauungsstörungen in der Verantwortung sehen, sprechen andere Fachmediziner vom Zusammenhang mit erhöhten ß-HCG-Werten, dem Schwangerschaftshormon. Dass Hyperemesis gravidarum bei Zwillingen häufiger vorkommt, könnte ein Hinweis auf den ß-HCG-Wert sein, ebenso das Nachlassen oder Verschwinden der Beschwerden nach dem ersten Trimenon. Eine Studie hat jedoch besonders weite Anerkennung erhalten, denn sie wies bei einem immensen Teil der betroffenen Frauen eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori nach.

embryotox.de – Hilfe für Betroffene

Ärzte und andere Forschende zum Thema Hyperemesis gravidarum sind sich einig: Um betroffenen Frauen zukünftig gezielter helfen zu können und angesichts dessen, dass es nach wie vor nur lückenhafte Daten zu Behandlungsmaßnahmen gibt, seien größere Studien nötig. Diese würden, so die Hoffnung, auch dringend benötigte Evidenz zu Nebenwirkungen und Sicherheit der Therapien bringen.

Die Internetseite embryotox.de der Charité Universitätsmedizin Berlin bietet Betroffenen ergänzend zum behandelnden Gynäkologen umfassende Beratung und Information an. Schwangere werden vonseiten der Betreiber gebeten, etwaige Erfahrungen rund um die Schwangerschaft und die Erkrankung zu teilen. Dies ermöglicht eine stetige Verbesserung der Qualität der Seite. Die Inanspruchnahme einer kostenlosen und individuellen Beratung ist in jedem Fall möglich.

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Sandra Liebel von ärzte.de
Autor: Sandra Liebel von ärzte.de

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