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Hodenkrebs – Alles, was Sie dazu wissen müssen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 27. August 2019

Hodenkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei jungen Männern. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge erkranken in Deutschland jährlich 4200 Männer neu an Hodenkrebs Eine Vergrößerung oder Verhärtung des Hodens ohne Schmerzen können Warnzeichen dafür sein. Welche Hodenkrebsarten gibt es? Welche Ursachen und Risiken für Hodenkrebs gibt es? Wie sind die Behandlungsmöglichkeiten? Mehr zu dem Thema im folgenden Beitrag.

 

Was ist Hodenkrebs?

 

Als Hodenkrebs wird eine bösartige Erkrankung im Bereich des Hodens bezeichnet, die in einem Hoden beginnt und sich im weiteren Verlauf auch auf Nebenhoden und Samenleiter ausbreiten kann.1

Im Vergleich zu anderen Krebsarten tritt der Hodenkrebs relativ früh in Erscheinung und betrifft eher jüngere Männer im Alter zwischen 20 und 45 Jahren; das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 38 Jahren.2

 

Die Erkrankung kommt also früh, aber die Heilungschancen sind sehr gut: Die Chancen, die Krankheit langfristig zu überleben bzw. vollständig geheilt zu werden, stehen bei Hodenkrebs gut, denn der Hodenkrebs gehört zu den am besten therapierbaren Krebserkrankungen.Etwa 4200 Diagnosen werden in Deutschland jährlich gestellt, davon versterben zwischen 180 und 200 Patienten an Hodenkrebs.4

 

Welche Hodenkrebsarten gibt es?

 

Die Hoden enthalten unterschiedliche Zelltypen, die von normalen Zelltypen negativ abweichen können. Rund 90 Prozent aller bösartigen Tumore des Hodens gehen von Keimzellen aus, weshalb sie Keimzelltumore genannt werden.5

Diese Keimzelltumore können in zwei Hauptgruppen unterteilt werden: in Seminome und in Nicht-Seminome.Ein Seminom ist ein maligner, also ein bösartiger Keimzelltumor, ausgehend vom Hodengewebe, genauer gesagt von den Spermatogonien. Diese sind das Ausgangsmaterial für die Spermienbildung.7

 

Ungefähr 45 Prozent aller Hodenkeimzelltumore sind Seminome.Leitsymptome für einen Seminom sind unter anderem eine einseitige Schwellung im Bereich des Hodens sowie ausschlaggebend eine Beta-HCG-Erhöhung im Labor.9  Mit dem bloßen Auge lässt sich der Tumor durch eine homogene, scharf begrenzte Struktur aus einer markigen Konsistenz und einer grauweißlichen Schnittfläche erkennen.10

 

Ein Nicht-Seminom ist ein Hodentumor, der nicht aus den Spermatogonien hervorgeht, sondern unterschiedliche Gewebetypen ausbilden kann.11 Der Nicht-Seminom ist demnach eine Sammelbezeichnung für alle malignen Keimzelltumoren, die nicht zu einem Seminom zählen; zu diesen gehören – je nach Gewebeart - unter anderem:

 

  • Embryonales Karzinom
  • Teratom
  • Dottersacktumor
  • Chorionkarzinom
  • Polyembryom12

 

Neben Seminom und Nicht-Seminom sind auch Karzinome, also Tumore, zu erwähnen, die aus dem Stütz- und Bindegewebe des Hodens hervorgehen, darunter ist der Leydigzelltumor der wichtigste Vertreter.13  Um welche Art von Tumor es sich handelt, lässt sich nur durch eine Untersuchung des Krebsgewebes festzustellen. Für die Prognose und die Heilungsaussichten ist der Zellursprung entscheidend.14

 

Was sind mögliche Symptome?

 

Wie äußert sich Hodenkrebs? Ein Hinweis kann immer eine Schwellung oder Verhärtung des Hodens, die keine Schmerzen bereitet, sein.15  Auch eine vermutete Entzündung, die sich nicht durch eine Antibiotika-Therapie bessert, kann auf eine Krebserkrankung hindeuten und sollte unbedingt weiter abgeklärt werden.16  Ein Hodenkrebs verursacht lange Zeit keine Symptome, weshalb er auch oft unentdeckt bleibt. Urologen empfehlen daher, dass gerade junge Männer im „risikoträchtigen“ Alter regelmäßig die Hoden abtasten und bei schmerzlosen, knötchenartigen Veränderungen sofort einen Arzt konsultieren.17

 

Auf folgende Alarmsignale ist zu achten:

 

  • tastbare, schmerzlose Verhärtung im Hoden
  • Schwellung im Hodenbereich
  • Schweregefühl oder ein Ziehen im Hoden oder in der Leiste
  • Schmerzhaftigkeit der Brustdrüsen
  • auftretende Rückenschmerzen, durch eine Vergrößerung der Lymphknoten im Bauchraum (fortgeschrittenes Stadium): Da die Hoden anfänglich im Bauchraum angelegt sind und während der Embryonalentwicklung in den Hodensack durch den Leistenkanal sinken, befindet sich die erste Lymphknotenstation im Bauchraum neben der Aorta.18

 

Was sind mögliche Ursachen und Risikofaktoren?

 

Wichtigster Risikofaktor für die Entstehung von Hodenkrebs stellt der Hodenhochstand dar (Maldescensus testis = fehlerhafter Abstieg des Hodens), bei dem die Hoden in der Leistengegend verbleiben und nicht in den Hodensack, dem Skrotum, gelangen.19 Normalerweise ist der physiologische Descensus testis, der Abstieg in den Hodensack, bis zur Geburt abgeschlossen.20

 

Falls sich die Hoden bis zum 1. Lebensjahr immer noch nicht im Hodensack befinden, ist eine operative Behandlung, die sogenannte Orchidopexie, nötig.

 

Ein weiterer Risikofaktor für die Entstehung von Hodenkrebs liegt vor, wenn Verwandte ersten Grades an Hodenkrebs erkrankt sind.21

 

Wie wird Hodenkrebs therapiert?

 

Insgesamt stehen die Heilungschancen für Hodenkrebs gut.  Eine frühe Diagnose – 80 Prozent der Hodentumore werden in einem Frühstadium vom Patienten selbst erkannt – und eine abgestimmte Therapie, die auf die individuelle Erkrankung in Abhängigkeit vom Zellursprung des Hodenkarzinoms, zielt, erhöhen die Heilungs- und Überlebenschancen.22

Ein schneller Therapiebeginn sollte aufgrund einer Tumorverdopplungszeit von 10 bis 30 Tagen angestrebt werden.23

 

Primär sollten alle malignen Hodentumore operativ entfernt werden; eine „Semikastration“ ist durchzuführen, hierbei wird der befallene Hoden entfernt.24  Bei Lymphknotenbefall wird auch eine retropertionale Lymphknotenentfernung durchgeführt, bei der alle Lymphknoten aus dem Periotonealraum, einem Teil der Bauchhöhle, entfernt werden.25

 

Kann man(n) sich später noch einen Kinderwunsch erfüllen?

 

Da viele Männer noch sehr jung erkranken kann ein Kinderwunsch zu einem späteren Zeitpunkt nicht erfüllt werden.26  Behandelte Männer mit einer Semikastration, bei der nur ein Hoden entfernt wird, sind nach wie vor zeugungsfähig.27

Einige Behandlungen, wie beispielsweise eine hoch dosierte Chemotherapie nach der erfolgten Operation, können allerdings die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder sogar vollständig einstellen, weshalb eine Asservation, also eine Aufbewahrung von Ejakulat in spezialisierten Praxen zu empfehlen ist. So kann ein später Kinderwunsch erfüllt werden.28

 

Früherkennung ist wichtig

 

Folgende Zeilen sind der Homepage der Deutschen Krebsgesellschaft zu entnehmen:

„Eine große Chance bei Hodenkrebs liegt darin, dass man ihn leicht entdecken kann. Man sollte die Hoden regelmäßig selbst untersuchen. 80% der Hodentumoren werden in einem Frühstadium von Patienten selbst erkannt.“29

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) empfiehlt, einmal pro Monat die Hoden nach Veränderungen abzutasten. Auf der Webseite www.hodencheck.de sind Informationen zur Selbstuntersuchung zu entnehmen.30

 

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Quellen anzeigen

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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