© Andrey Popov - fotolia.com

Heilender Piks: Gesund durch Akupunktur

Kommentar schreiben Aktualisiert am 03. Juli 2015

Nadeln setzen lassen zur Heilung? Die Chinesen praktizieren es erfolgreich seit 3000 Jahren. Auch bei uns wird die Akupunktur heute angewandt und hat sich vor allem bei der Schmerztherapie, aber auch bei anderen Erkrankungen bewährt. Was sind die Grundlagen der chinesischen Medizin? Wie läuft eine Akupunktur-Behandlung ab? Was sind bewährte Anwendungsgebiete? Zahlt die Krankenkasse?

Grundlagen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)

Die chinesische Medizin entstand vor ca. 3000 Jahren und wurde ständig weiterentwickelt. Sie geht davon aus, dass der Körper von der Lebensenergie Qi versorgt wird. Das Qi fließt durch Energieleitbahnen, die Meridiane, auf denen 365 Akupunkturpunkte angeordnet sind. Jeder Meridian ist einem Organ zugeordnet. Störungen im Energiefluss auf den Meridianen sind die Ursache von Erkrankungen der korrespondierenden Organe. Heilung heißt deshalb, den Energiefluss zu normalisieren, was wiederum bedeutet einen Übermaß an Energie zu verringern und ein Mangel durch Aktivierung auszugleichen. Die Organe werden also nicht direkt behandelt, sondern ihre Energieversorgung über die Meridiane optimiert. Grund dafür, dass die Energie nicht harmonisch fließt, können falsche Ernährung, Kälte, Wärme oder psychische Probleme sein.

Philosophische Grundlage der TCM ist der 500 v. Chr. begründete Taoismus. Danach ist alles Sein von Gegensätzen bestimmt, die sich ergänzen und in ihrer Vereinigung Harmonie schaffen. So kann alles im Leben (Nahrungsmittel, Gefühle etc.) entweder der weiblichen Yin- oder der männlichen Yang-Energie zugeordnet sind. Entsprechend gibt es eine gleiche Anzahl von Yin- und Yang-Meridianen. Beide Kräfte müssen im Körper ausgeglichen sein, um Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen.

Neben der Akupunktur werden in der TCM Ernährungstherapie, Heilkräuter, Qi Gong, T’ai Chi und Tuina (Massage) eingesetzt.

Die Meridiane

Es gibt 12 Hauptmeridiane, die nicht isoliert fungieren sondern in ein 5-Elemente-System eingeordnet sind (Erde, Wasser, Feuer, Holz, Metall). Die Yang-Meridiane verlaufen paarig (auf beiden Körperseiten) außen und versorgen das Äußere des Körpers und die Hohlorgane. Die Yin-Meridiane verlaufen auf der Innenseite von Armen und Beinen und sind entsprechend dem Körperinneren und den Organen zugeordnet, die Energie speichern.

Im Folgenden drei Beispiele mit ihren Organ- und Krankheitsentsprechungen:

  • Lungenmeridian Erkrankungen des Atmungstraktes, im Brustraum, der Haut. Beschwerden im Meridianverlauf. Psychisch: Melancholie und Depression. (Yin)
  • Dickdarmmeridian Migräne, Kopfschmerzen, Hals- Nasen-, Ohren-Erkrankungen, Nasennebenhöhlen, Erkrankungen des Darms, der Haut, der Augen. Stagnation, nicht loslassen können (psychisch – Probleme mit Verlust und Trauer und körperlich – Verstopfung). (Yang)
  • Herzmeridian Herz und Kreislauf, zentrales Nervensystem. Geist und Sprache. Herz auch im übertragenen Sinne: Seelenleben, Gefühle, Liebe. (Yin)

Krankheit aus Sicht der TCM

Typische Yang-Störungen sind Entzündungen, Bluthochdruck und Reizbarkeit. Ein Überschuss an Yin zeigt sich z.B. in niedrigem Blutdruck und Müdigkeit.

In der TCM wird unterschieden, ob eine Erkrankung nur die Oberfläche des Körpers betrifft (oberflächliches Syndrom) oder ob die krankmachenden Einflüsse schon tiefer in den Körper eingedrungen sind (inneres Syndrom). Eine weitere Einteilung erfolgt in Kälte und Hitze. Ein Kälte-Syndrom entsteht aus dem Einfluss von Kälte von außen oder aufgrund einer Qi- oder Yang-Schwäche. Das Hitzesyndrom ist Folge der zu starken Einwirkung äußerer Hitze oder durch eine Schwäche von Yin. Wäre genug Yin da, könnte es die Hitze „ablöschen“ und neutralisieren.

Das letzte Gegensatzpaar ist Leere und Fülle, was sich auf die Energie und die Substanz des Körpers bezieht. Beim Leere-Syndrom fehlt es entweder an Qi, Yin oder Yang. Folge sind meist chronische Erkrankungen. Beim Fülle-Zustand herrscht zu viel Qi, Yin, Yang, Feuchtigkeit oder Kälte vor. Folge sind oft akute Erkrankungen.

Die Diagnose erfolgt in der TCM durch ein Befragen, Betrachten, Hören, Riechen und Abtasten des Patienten und eine Zungen- und Pulsdiagnose.

Die Behandlung mit Akupunktur

Die Behandlung findet meist im Liegen statt. Die zu nadelnden Punkte werden entsprechend der Beschwerden ausgewählt. Die sehr dünnen, sterilen Einmal-Nadeln werden in die Haut eingestochen, was fast schmerzfrei verläuft, und verbleiben 20-30 Minuten in der Haut. Zur Intensivierung können sie auf und ab bewegt oder zusätzlich mit Wärme durch erhitzten Beifuß (Moxibustion) verstärkt werden. Durch die Stimulierung der Punkte kann ein Wärme- oder Schweregefühl entstehen. Neben der Körperakupunktur gibt es als Sonderformen die Ohrakupunktur, die darauf beruht, dass der gesamte Körper in der Ohrmuschel abgebildet ist und dort über 110 Akupunkturpunkte behandelt werden können. Weitere Sonderformen sind die Schädelakupunktur mit den Schwerpunkten Sprach- und Nervenstörungen, die Laserakupunktur mit der Behandlung der Punkte durch Laserlicht, was sich besonders für Kinder eignet, und die Elektroakupunktur mit der Stimulation der Punkte durch minimale elektrische Reize. In der Akupressur werden die Punkte durch Fingerdruck stimuliert.

Bewährte Anwendungsgebiete

Am bekanntesten ist der Einsatz von Akupunktur bei der Behandlung von akuten und chronischen Schmerzzuständen.

Sie hilft auch bei vielen anderen Erkrankungen und bei funktionellen Beschwerden, für die es keinen klinischen Befund gibt, bei seelischen Erkrankungen und zur Stärkung des Immunsystems. Ein gut ausgebildeter, erfahrener TCM-Therapeut wird jede Erkrankung als Ungleichgewicht in der Energieverteilung diagnostizieren können und mit den unterschiedlichen Methoden der TCM behandeln.

In der Indikationsliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den empfohlenen Einsatz von Akupunktur werden z.B. folgende Erkrankungen benannt:

  • Atmungstrakt Akute Nebenhöhlenentzündung, Mandelentzündung, Bronchitis, Asthma bronchiale, grippaler Infekt
  • Mundhöhle Zahnschmerzen, Zahnfleischentzündung, Rachenentzündung
  • Augen Akute Bindehautentzündung, Netzhautentzündung, Grauer Star, Myopie bei Kindern
  • Verdauungstrakt Krämpfe in Speiseröhre und Mageneingang, Gastritis, Magenübersäuerung, Magensenkung, Schmerzbehandlung des Zwölffingerdarmgeschwürs, Darmentzündung, Durchfall, Verstopfung, Darmlähmung
  • Neurologie und Bewegungs- und Stützsystem Kopfschmerzen, Migräne, Trigeminusneuralgie, Lähmungen nach Schlaganfall, Gesichtslähmung im Frühstadium, Bettnässen, Tennis-Ellbogen, Ischialgie, Osteoarthritis u.a.

Der Einsatz von Akupunktur hat sich auch bei der Geburtsvorbereitung und während der Geburt bewährt.

Zahlt die Krankenkasse?

Seit 2007 übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Akupunktur bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule und des Kniegelenks (Kniegelenksarthrose), wenn die Schmerzen seit mindestens einem halben Jahr bestehen. Voraussetzung ist die Behandlung durch einen Arzt mit entsprechender Zusatzausbildung. Möglich sind 10 Sitzungen, die innerhalb von 12 Wochen erfolgen müssen, in seltenen Fällen werden noch einmal 5 Sitzungen erstattet. Heilpraktiker müssen aus eigener Tasche bezahlt werden, es sei denn man verfügt über eine entsprechende private Zusatzversicherung.

Private Krankenversicherungen übernehmen je nach Tarif in größerem Umfang die Kosten. Informieren Sie sich am besten bei Ihrer Krankenkasse.

 

Beiträge die Sie auch interessieren könnten

Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

Schreib einen Kommentar

help
help
help

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Zu unseren Datenschutzbestimmungen.