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Gürtelrose: Viren lauern jahrelang im Körper

Kommentar schreiben Aktualisiert am 24. September 2015

Stechende Schmerzen und ein brennender und juckender Ausschlag an Rücken oder Rumpf: Für den Spezialisten ist klar, es handelt sich um Gürtelrose. Etwa 95 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland tragen das Varizella-Zoster-Virus in sich. Beim Erstkontakt zeigt sich eine andere Reaktion – es entstehen Windpocken. Eine Impfung ist seit 2004 verfügbar.

Den Namen „Gürtelrose“ hat die Viruserkrankung von ihrem typischen Aussehen: ein roter, mit Bläschen überzogener Hautausschlag auf einer Körperhälfte, meist bandartig im Bereich des Bauches oder Rückens. Doch was so unscheinbar klingt ist für die Betroffenen eine Belastung. Gürtelrose schmerzt, oft auch Wochen oder Monate lang nach dem Abheilen der akuten Krankheitsanzeichen. Der Grund: die Nerven unter der Haut sind von den Viren befallen und entzündet.

Das Virus, das die Reaktion auslöst gehört zu den Herpes Viren. Das Varizella-Zoster-Virus verursacht zwei verschiedene Krankheiten. Bei der Erstinfektion tritt es in Form von Windpocken auf. Das Virus gelangt per Tröpfcheninfektion über die Atemwege in den Organismus und macht sich mit Kopfschmerzen, Fieber und den typisch juckendem Hautausschlag (Varizellen) bemerkbar. Windpocken kommen oft im Kleinkindalter vor, die Infektion ist in der Regel nicht gefährlich und birgt wenige Komplikationen.

Zoster-Virus wartet ab

Doch auch nachdem die Windpocken überstanden sind befinden sich die Viren immer noch im Körper. Das Immunsystem unterdrückt sie, sodass man davon nichts bemerkt. Vernichtet werden die Erreger dabei nicht. Sie lagern sich an den Nerven (meist im Rückenmark, seltener im Gehirn) an. Dort überdauern sie Jahre oder sogar Jahrzehnte. Wenn das Immunsystem geschwächt ist, etwa während einer Infektion, nach einer Operation oder bei lang andauerndem psychischen Stress, können sich die Viren wieder vermehren und ausbrechen.

Der Nervenkanal und der betreffende Nerv entzünden sich. Die Viren wandern von dort an die Hautoberfläche und es entsteht ein Ausschlag an dieser Stelle. Zuerst ist die Haut gerötet, dann bilden sich kleine Knötchen unter der Haut die dann zu Bläschen werden. Die kleinen Blasen schließen sich zu größeren zusammen und platzen schließlich auf. Danach verkrustet die Haut und der Heilungsprozess setzt ein.

Gürtelrose betrifft meist Generation 50 plus

Nicht bei jedem, der Windpocken hatte kommt es zu Gürtelrose. Meistens tritt der Ausschlag nach dem 50. Lebensjahr auf. Das Immunsystem verliert mit zunehmendem Alter an Schlagkraft und die Viren kommen eher zum Zug. Auch bei Personen mit einem geschädigten Immunsystem, etwa bei einer HIV-Infektion oder während einer Chemotherapie kann Herpes Zoster ausbrechen. Bei jüngeren Menschen begünstigt ein Infekt, Stress oder intensive Sonneneinstrahlung das Auftreten des Virus.

Erste Symptome: Müdigkeit und stechende Schmerzen

Kommt es zu einem Ausbruch sind die ersten Symptome eher unspezifisch. Der Betroffene fühlt sich matt und kraftlos. So als würde er eine Grippe oder Erkältung ausbrüten. Hinzu kommt ein stechender Schmerz der Nerven unter der Haut. Die Haut an der Stelle reagiert sehr empfindlich auf Berührung. Bei diesen Anzeichen sollte sofort ein Hautarzt aufgesucht werden.

Der Experte kann Gürtelrose meist auf den ersten Blick diagnostizieren. Ist eine genauere Bestimmung nötig, wird ein Abstrich der Wunde gemacht. Die Viren können so nachgewiesen werden. Auch eine Blutuntersuchung der körpereigenen Antikörper gibt Aufschluss über die Aktivität der Viren.

Behandlung der Gürtelrose

Die Behandlung erfolgt mittels mehrerer Medikamente. Gegen den Hautausschlag verschreibt der behandelnde Arzt je nach Stadium verschiedene Cremes. Es gibt Präparate, die die Blasenbildung verhindern. Wenn die Bläschen allerdings schon entstanden sind, kann eine andere Creme die Abheilung und Krustenbildung fördern. Ein Zink-Präparat kann die Bläschen zum austrockenen bringen.

Gegen die Nervenschmerzen (neuralgische Schmerzen) helfen Schmerztabletten. Je nach Intensität der Schmerzen verschreibt der behandelnde Arzt unterschiedliche Pillen. Bei älteren Patienten und bei Personen, die sehr stark unter der Gürtelrose leiden kann mit einem antiviralen Mittel gegen die Erreger im Körper vorgegangen werden. Die Präparate unterdrücken die Vermehrung der Viren und mindern so Symptome und Schmerz.

Ansteckungsgefahr bei Gürtelrose

Die Viren verbreiten sich hauptsächlich während der Erstinfektion. Windpocken sind sehr ansteckend. Niemand kann Gürtelrose bekommen ohne vorher Windpocken gehabt zu haben.

Bricht Gürtelrose aus, ist nur das Sekret in den Hautblasen infektiös. Wer allerdings bereits Windpocken hatte, dem können die Viren nichts anhaben. Es entsteht also keine Gürtelrose nach dem Kontakt mit den Viren. Wer noch keinen Kontakt zu den Viren hatte und mit dem Wundsekret in Berührung kommt, der bekommt erstmals Windpocken.

Ein Patient mit einer Gürtelrose kann keinen anderen mit Zoster anstecken. Wenn eine Kontaktperson ebenfalls einen Zoster entwickelt, ist dies Zufall. Es besteht gegebenenfalls eine zeitliche, aber keine ursächliche Verbindung. Gürtelrose entsteht von innen heraus. Es kann keine neue Infektion sein.

Gürtelrose im Gesicht

Sitzen die Viren nicht in den Rückenmarksnerven sondern in den Hirnnerven, entsteht bei einem Krankheitsausbruch der Ausschlag im Gesicht oder am Hals. Das ist nicht nur schmerzhaft sondern kann zu Komplikationen und bleibenden Schäden führen. Das Auge kann von dem Ausschlag betroffen sein. Es kann zu einer Netzhaut-, Hornhaut- oder Bindehautentzündung kommen. Im schlimmsten Fall geht die Sehkraft verloren.

Auch im Bereich der Ohren kann Herpes Zoster schwerwiegende Schäden verursachen. Der Betroffene kann den Gehörsinn verlieren. In jedem Fall sollte bei Gürtelrose in Gesicht und Hals ein Spezialist aufgesucht werden. Mit Salben für Auge oder Ohr können Folgeschäden vermieden werden.

Impfung gegen Varizella-Zoster-Viren

Seit einigen Jahren kann man sich in Deutschland gegen die Windpockenviren impfen lassen. Personen über 50 Jahre können sich einmalig impfen lassen um Gürtelrose vorzubeugen. Auch im Vorfeld einer Schwangerschaft sollte sich die werdende Mutter über die Impfung informieren, da eine Infektion mit dem Virus in den ersten Schwangerschaftswochen schwerwiegende Folgen für das Kind mit sich ziehen kann. Ein Arzt kann genauere Angaben zur Impfung und Vorbeugung gegen Gürtelrose machen.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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