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Die Wanderkrätze oder „des Läufers rote Beine“: eine unangenehme, aber harmlose Erscheinung

Kommentar schreiben Aktualisiert am 08. Dezember 2021

Wer gerne ausgiebig wandert oder gelegentlich sogar über längere Zeit auf Pilgerwegen unterwegs ist, wer sich den Herausforderungen eines Marathons stellt oder stundenlang auf dem Fahrrad (bergauf) strampelt, mag vielleicht schon mal am eigenen Leib ein rätselhaftes Phänomen entdeckt haben: plötzlich auftretende rote Flecken an den Beinen, manchmal großflächig, manchmal punktuell.

Diese zeigen sich, nachdem man über längere Zeit zu Fuß – gehend oder laufend – oder als Fahrradfahrer unterwegs war. Gelegentlich jucken diese Flecken auch oder werden von einem Brennen und starken Wärmegefühl begleitet.

Erst einmal ist es erschreckend, solche Rötungen vorzufinden, ohne sie sich erklären zu können – doch sind sie trotz ihres auffälligen Äußeren harmlos. Und auch der Name klingt weit furchterregender als die Erscheinung selbst es ist: Es geht um die so genannte Wanderkrätze, manchmal auch „Pilgerkrätze“ genannt. Der medizinische Begriff dafür lautet Purpura dʼeffort.

 

 

Was versteht man unter Wanderkrätze bzw. Purpura dʼeffort?

Die Purpura dʼeffort wurde erst vor relativ kurzer Zeit identifiziert und ist vor allem in der Öffentlichkeit, aber auch bei nicht spezialisierten Medizinern noch kaum bekannt. Viele Ärzte haben mit diesem Phänomen bislang so wenig Erfahrung, dass sie es erst einmal nicht richtig erkennen und auch ansonsten nur unzureichende Informationen darüber haben. 

Zunächst einmal eine Begriffserklärung: Purpura ist der Fachbegriff für Kapillarblutungen in der Haut, also Blutungen in den Kapillaren, den feinsten Verzweigungen der Blutgefäße. Der Zusatz dʼeffort besagt, dass diese Blutungen durch Anstrengungen (französisch „effort“) verursacht werden; sie treten nach Beendigung der Aktivitäten in Erscheinung.

Andere, englische Bezeichnungen für diese Störung sind „Runner's purpura“ („Läuferblutungen“) oder „Exercise-induced vasculitis“ („durch körperliche Betätigung verursachte Vaskulitis“). Vaskulitis wiederum ist der medizinische Terminus für eine Gefäßentzündung – denn durch die Kapillarblutungen kommt es zu einer Entzündung der Blutgefäße.

Die volkstümlichen Begriffe Wanderkrätze oder Pilgerkrätze könnten durchaus zu Missverständnissen führen, da man mit dem Wort „Krätze“ oft eine äußerliche Hauterkrankung verbindet.

Jedoch findet die Purpura dʼeffort unter der Haut statt, auch wenn sie von außen deutlich zu sehen ist.

 

Wie sieht eine Purpura dʼeffort aus und wie fühlt sie sich an?

Die „Ärztezeitung“ fand für einen Fachartikel zum Thema einen ebenso einfachen wie treffenden Titel: „Des Läufers rote Beine“. Denn typischerweise zeigt sich Purpura dʼeffort durch auffällige rote Flecken (medizinisch Effloreszenzen genannt) an den Waden, die oberhalb der Sockenlinie auftreten und mal dicht aneinander liegen (wie eine annähernd zusammenhängende rote Fläche), mal eher punktuell als Einzelpunkte oder -flächen erkennbar sind.

Typisch ist auch, dass die Rötung symmetrisch an beiden Beinen erscheint. Einige Betroffene klagen zusätzlich über Juckreiz an den geröteten Stellen, bei anderen wieder brennen diese und werden heiß.

Es besteht durchaus Gefahr, die Symptome falsch zu interpretieren: Manche Langstreckenwanderer oder -läufer glauben irrtümlich, dass es sich bei den Flecken um Folgen verstärkten Schwitzens, also um Schweißpickelchen, handelt. Frauen, die sich evtl. kurz zuvor die Beinhaare entfernt haben, verwechseln die Rötungen auch leicht einmal mit einem sogenannten Rasurbrand.

 

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Wie kann es durch längeres Laufen zur Purpura dʼeffort kommen?

In jedem Fall ist die Wanderkrätze das deutliche Zeichen einer Überlastung der Waden. Durch starke körperliche Betätigung zu Fuß oder auf dem Fahrrad erleiden die Unterschenkel eine Art „Überhitzung“, die sich dann in der Rötung zeigt.

Zu dieser kommt es natürlich besonders leicht in den Sommermonaten, wenn auch die Außentemperaturen hoch sind – im Winter wird die Purpura dʼeffort deutlich seltener beobachtet. Neben der starken Erwärmung kann Anstrengung auch weitere Folgen haben: die Blutgefäße weiten sich, der Organismus produziert mehr Milchsäure, das Blut wird dicker bzw. zähflüssiger, es kommt zu Entzündungen sowie kleinen Verletzungen der Muskeln und der Haut.

All diese Erscheinungen sorgen dafür, dass die Mikrozirkulation, also die Durchblutung in den kleinsten Blutgefäßen, beeinträchtigt wird. Somit kommt es dazu, dass – vereinfacht gesagt – Blut aus den Gefäßen in die umgebende Haut austritt. Diese Einblutungen werden dann als rote Punkte bzw. Flächen von außen sichtbar.

 

Die genaue Ursache der Purpura dʼeffort ist unbekannt

Mediziner sprechen bei der Purpura dʼeffort von einer „leukozytoklastischen Vaskulitis“ unbekannter Ursache. Diese wird bisher lediglich vermutet, demnach könnte es sich um eine Fehlregulation der Blutgefäße bei gleichzeitigem Versagen der Muskelpumpe in den Unterschenkeln handeln.

Eine „leukozytoklastische Vaskulitis“ ist eine Gefäßentzündung; sie betrifft vor allem die kleinen Venen, die das Blut aus den Kapillaren, also den feinsten Gefäßen der Haut, abtransportieren. Dabei dringen weiße Blutkörperchen (= Leukozyten) in die Gefäßwände ein, sodass diese zerstört werden und rote Blutkörperchen daraus in die umgebende Haut austreten können. 

Warum und wie genau es zu einer Purpura dʼeffort kommt, ist also nicht wirklich geklärt. Eine zugrundeliegende Erkrankung, etwa eine Insuffizienz der Venen oder eine krankhafte Neigung zu Blutungen, liegt meist nicht vor

Die Wanderkrätze zeigt sich eines Tages ganz plötzlich, ohne dass Aktive jemals zuvor mit ähnlichen Erscheinungen zu tun hatten. Allerdings ist es zumeist so, dass die Purpura dʼeffort, wenn sie zum ersten Mal aufgetreten ist, häufiger wiederkommt.

Nach bisherigem Kenntnisstand wird übrigens angenommen, dass von der „Wanderkrätze“ meist Frauen im mittleren Alter betroffen sind.

 

Ist es nötig, einen Arzt aufzusuchen?

Viele, die zum ersten Mal die roten Flecken an den Beinen entdecken und sie nicht einordnen können, sind sicherlich so besorgt, dass sie so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen.

Das ist verständlich, allerdings aber nicht wirklich nötig – denn die Purpura dʼeffort ist, wie bereits erwähnt, wirklich ungefährlich. Selbst wenn man gar nichts dagegen unternimmt, sind die Rötungen in der Regel nach einigen Tagen wieder verschwunden. 

 

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Wie kann die Purpura dʼeffort behandelt werden?

Auch wenn es keine ursächliche und spezifische Therapie gibt, so kann man die Symptome der Wanderkrätze durchaus mit einfachen Mitteln behandeln. Die meisten Experten empfehlen, erst einmal die Beine zu entlasten, indem man sie über längere Zeit hochlegt.

Ebenso kann es helfen, die Waden kalt abzuduschen oder kühle Wadenwickel anzuwenden. Bei stärker ausgeprägten Einblutungen kommen auch Salben in Frage, z. B. Präparate mit Cortison in geringer Dosierung. Vor deren Einsatz sollte aber in jedem Fall eine ärztliche oder pharmazeutische Fachkraft zu Rate gezogen werden. 

 

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Vorbeugung: das Auftreten einer Purpura dʼeffort von vornherein vermeiden

Sehr empfehlenswert ist es, der Purpura dʼeffort vorzubeugen – auch wenn sie harmlos ist, kann sie doch eine eher unschöne Nebenwirkung haben: Manchmal, vor allem bei stärkeren Rötungen und bei häufigerem Auftreten, kann sie dauerhafte bräunliche Pigmentveränderungen an den betroffenen Stellen hinterlassen.

Das geschieht dadurch, dass sich der Farbstoff des Blutes in der Haut einlagert. Gerade wenn man es wiederholt mit einer Purpura dʼeffort zu tun hat, ist also ein Besuch beim Hausarzt oder Dermatologen (Facharzt für Hautkrankheiten) sinnvoll, um die individuell richtigen Maßnahmen zur Vorbeugung zu besprechen.

Die meisten Experten raten dazu, es zunächst einmal mit dem Einsatz von leichten Kompressionsstrümpfen zu versuchen. Diese sollten beim Wandern, Joggen und Co. über die gesamte Zeit der Aktivität getragen werden.

Oft genügt dies schon, um ein erneutes Auftreten der Rötungen zu verhindern. Vor allem bei höheren Außentemperaturen – gerade dann also, wenn die Purpura dʼeffort am häufigsten auftritt – sollte man Strümpfe mit einer sehr guten Klimaregulierung wählen, damit das Tragen nicht als unangenehm und zu warm empfunden wird.

Außerdem wird gerade sportlichen Anfängern dringend davon abgeraten, sich „aus dem Stand heraus“ zu überlasten, indem sie ohne vorheriges Training gleich stundenlange und anspruchsvolle Wanderungen etc. unternehmen.

Richtig ist es vielmehr, die körperliche Aktivität und den Schwierigkeitsgrad nur langsam zu steigern. Wer auch „von innen“ etwas tun möchte, kann durchblutungsfördernde Arzneimittel einnehmen oder lokal auftragen, etwa Präparate mit pflanzlichen oder homöopathischen Wirkstoffen.

Aber auch hierbei bitte vorher hausärztlichen Rat einholen, da auch frei verkäufliche Arzneimittel immer unerwünschte Nebenwirkungen haben können!

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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