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Die Gebärmutter-Transplantation: Für wen kommt es in Frage?

4 Kommentare Aktualisiert am 26. Januar 2017

In Deutschland betrifft die sogenannte uterine Infertilität etwa drei bis fünf Prozent aller Frauen. Außer durch Adoption oder einer in Deutschland verbotenen Leihmutterschaft ist es bislang unmöglich gewesen Kinder zu bekommen, wenn die Gebärmutter fehlgebildet oder gar nicht vorhanden ist. In Tübigen ist den Ärzten ein Durchbruch gelungen und zum ersten Mal ist eine Spendergebärmutter transplantiert worden. Wird die Gebärmutter-Transplantation bald zu einem Routineeingriff? Gibt es bald eine neue Hoffnung, sich den Kinderwunsch zu erfüllen? Wissenswertes im folgenden Beitrag.

Erstmals in Deutschland: Die Gebärmutter-Transplantation

An der Universitätsklinik Tübigen ist zum ersten Mal in Deutschland eine Gebärmuttertransplantation bei einer 23-jährigen Patientin, welche wegen einer angeborenen Fehlbildung unfruchtbar gewesen ist, durchgeführt worden. In einer mehrstündigen Operation - Angaben zufolge war hier auch ein Team des schwedischen Gynäkologen Mats Brännström vom Universitätsklinikum Göteborg beteiligt - ist das Spenderorgan ohne Auftreten von Komplikationen verpflanzt worden. Im Universitätklinikum Göteborg in Schweden hat Brännström bereits unter Beweis stellen können, dass der Eingriff einer Gebärmuttertransplantation machbar ist und auf diesem Wege möglich ist, gesunde Kinder zur Welt zu bringen: im Jahr 2014 brachte zum ersten Mal weltweit eine Frau mit einer gespendeten Gebärmutter ein gesundes Baby zur Welt. Das Universitätsklinikum Tübingen habe sich mehrere Jahre auf den Eingriff vorbereitet und diesen geplant. Anfangs trat die Deutsche Gesellschaft für Reproduktionsmedizin einer Gebärmuttertransplantation zunächst mit Skepsis entgegen und hatte diese abgelehnt – die Skepsis war allerdings nach den Erfolgen in Schweden abgelegt worden und dem Eingriff in Deutschland wurde zugestimmt.

Was versteht man unter einer uterinen Infertilität?

Streng genommen darf der Begriff „Infertilität“ nur im Zusammenhang mit wiederholten Fehlgeburten gebraucht werden. Die Frau kann zwar empfangen, aber kann das Kind nicht austragen, wodurch die Schwangerschaft vorzeitig endet. In Deutschland sind etwa 15 Prozent der Paare ungewollt kinderlos; die ungewollte Kinderlosigkeit kann zu 40 Prozent durch eine Unfruchtbarkeit der Frau bedingt sein. Das Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom, ein Syndrom, bei dem Mädchen ohne Vagina, Muttermund und Gebärmutter zur Welt kommen – eine von 5000 Frauen ist davon betroffen – erweist sich der Wunsch eines Tages Kinder zu bekommen, als unmöglich; es besteht eine uterine Infertilität.

Welche Frauen kommen für eine Gebärmutter-Transplantation infrage?

Nach Angaben der Uniklinik Erlangen, welche sich ebenfalls auf die Transplantation von Gebärmuttern seit mehreren Jahren vorbereitet, kommt eine Gebärmutter-Transplantation für Frauen infrage, die eine genetische Veränderung haben und eine zu kleine Gebärmutter besitzen oder diese sogar von Geburt an ganz fehlt oder entfernt werden musste. Betroffen sind 5000 bis 10.000 Frauen und 500 bis 1000 Frauen, die durch eine Infektion, eine Erkrankung oder einen Unfall ihre Gebärmutter verloren haben. In Deutschland wird bei jeder sechsten Frau eine sogenannte Hysterektomie durchgeführt, bei welcher die Gebärmutter entfernt wird. Voraussetzung für die Frauen, die sich trotz allem den Kinderwunsch erfüllen möchten, ist lediglich, dass die Eierstöcke intakt sind und die Eileiter vorliegen. Die Empfängerinnen sollten zwischen 25 und maximal 40 Jahre alt sein, um für eine Gebärmutter-Transplantation infrage zu kommen.

Wer kann seine Gebärmutter spenden?

Bevorzugte Spender sind, den Angaben der Uniklinik Erlangen zufolge, lebende Verwandte, wie etwa die Mutter oder Schwester. Der Grund ist folgender: diese Art von Eingriff ist dadurch besser planbar. Im Rahmen einer Organspende kann es sich durchaus als schwierig erweisen, eine passende Gebärmutter zu finden, insbesondere da es sich hierbei um eine Langzeittherapie handelt, welche über einen sehr langen Zeitraum geplant und dann zeitlich optimal abgestimmt werden muss. Der Eingriff ist besser planbar als bei Organspenden von hirntoten Unfallopfern. Vor einer Transplantation findet nämlich für die Vorbereitung einer Schwangerschaft eine Laborbefruchtung einer Eizelle statt, welche dann im Anschluss – sofern das verpflanzte fremde Organ nicht abgestoßen wird und keinerlei Komplikationen bestehen – unmittelbar nach Einsetzen der Periode in die Gebärmutter implantiert. Trotz allem sollten derartige Organspenden von hirntoten Organspendern nicht außer Acht gelassen werden. Das Alter der gespendeten Gebärmutter ist hierbei egal. Denn im Vergleich zu den Eierstöcken spielt es keine Rolle, wie alt die Gebärmutter für das Kinderkriegen ist. Letztendlich sei die Gebärmutter nur ein Muskel, welcher auch in einem Alter von mehr als 40 Jahren durch Hormone in einen akzeptablen Zustand gebracht werden kann.

Wird die Gebärmutter-Transplantation bald zu einem Routine-Eingriff?

Wegen der Gefahr einer Abstoßung der transplantierten Gebärmutter durch das körpereigene Immunsystem ist es erforderlich, dass die werdende Mutter während der gesamten Schwangerschaft durch Spezialisten engmaschig überwacht wird, was mit monatelangen Krankenhaus-Aufenthalten verbunden sein kann. Mit Medikamenten, sogenannten Immunsupressiva, wird das Abwehrsystem des Körpers unterdrückt – diese Medikamenteneinnahme erfolgt nach jeder Organtransplantation. Die Uniklinik Erlangen würde nach erfolgreicher Transplantation, künstlicher Befruchtung und erfolgreicher Schwangerschaft, die Gebärmutter deshalb dann auch wieder entfernen wollen. Ein Lichtblick, wenn auch einer, welcher mit hohen Risiken der Abstoßung verbunden ist, ist dennoch gegeben: Frauen ohne eigene Gebärmutter können – zumindest theoretisch betrachtet – Kinder bekommen und auch selbst in die Welt setzen. Dank des medizinischen Fortschritts muss ein unerfüllter Kinderwunsch nicht mehr unerfüllt bleiben! Für den schwedischen Gynäkolohen Brännström ist übrigens der Meinung, dass dieses Verfahren nur eine Zwischenstation darstellt und seine Vision die folgende ist: Eine Gebärmutter aus den eigenen Zellen der Patientinnen zu züchten – bei der Entstehung einer Vagina ist dies jedenfalls schon gelungen. Der Vorteil gegenüber einer Gebärmutter-Transplantation: Kein Risiko für Spenderinnen und keine Unterdrückung des Immunsystems bei den Empfängerinnen. Was die Medizin in Zukunft bringen wird, bleibt abzuwarten.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

4 Kommentare

Tamara – Donnerstag, 02. Juli 2020
Sehr geehrte Damen und Herren! 2015 wurde meine Tochter geboren. Die Schwangerschaft verlief gut. Doch nach einer 30 stündigen Spontangeburt, musste mir auf tragische Weise meine Gebärmutter aufgrund einer Atonie 3. Grades entfernt werden. Meine Tochter ist ein großes Glück, jedoch ließ der Wunsch auf ein Geschwisterkind mich nicht los. Ich kämpfte 5 Jahre lang mit Tübingen und 2 Spenderinnen für eine Transplantation. Gestern wurde mir abgesagt. Im gleichen Jahr tritt ich ebenfalls in Kontakt mit der Uniklinik Erlangen, die mir nach 3 Jahren den Beginn zusicherten. Vorgespräche, Blutabnahme, Spermiogramm und viele Anrufe liefen im Vorfeld. Ich hatte auch schon Mats Bränström in Schweden kontaktiert, der mir empfahl meine Eizellen einfrieren zu lassen. Doch bei uns macht das kein Kinderwunsch Zentrum ohne Weiterbehandlung. Ich kenne jeden Artikel darüber auswendig und verschlingen alle Nachrichten darüber. Bin mittlerweile sehr verzweifelt. Mein Problem ist, dass ich bald 39 werde und mir die Zeit wegrennt. Jeden Tag zwischen hoffen und bangen. Es hängt nur an den Verhandlungen mit den Kassen. Ich würde das Geld auch bezahlen, wenn es die beschleunigen würde. Wir sind am Ende und wissen nicht mehr, was wir machen sollen. Wir haben eine passende Spendern und sind unter den ersten 6 der Vorauswahl. Wenn es irgendwas gibt, was wir tun können..... Bitte helfen Sie uns! Ich bedanke mich und verbleibe. Herzlichst T.M.
Antwort von Jürgen Kressel

Liebe Tamara, 

wie im beigefügten Link zu lesen ist, wurden (Stand 2017) eine äußerst geringe Zahl von Uterustransplantationen durchgeführt. Inwieweit an der FAU-Erlangen aktuell Transplantationen durchführt, kann ich nicht herausfinden. 2018 war noch keine offizielle Genehmigung vorhanden. Tübingen führte 2016 die erste Übertragung dieser Art in Deutschland durch. Die Klinik ist mit dem Ansturm an Anfragen mehr als nur an die Grenzen des Machbaren angelangt.

Neue Operationsmethoden unterliegen dem Prozedere einer Reihe wichtiger Zulassungen. Mitspracherecht hat vor allem die Ethikkommission, welche jeden Einzelfall prüft. Tübingen hat vorerst fünf Transplantationen geplant. Im Anschluss wird eine Evaluation durchgeführt, welche das bisherige Vorgehen sorgfältig prüft.

Würde man von einer Bereitschaft eines der beiden Kliniken ausgehen, tut sich das entscheidendere Problem auf.

Wie es aussieht, ist eine Uterus-Lebendspende in Deutschland nur unter Verwandten oder sehr engen Bekannten möglich. Wie gesagt, die Gebärmutter muss der lebenden Spenderin entnommen werden. Weiterhin ist, wie bei jeder Organtransplantation die Histokompatibilität von Spender und Empfänger von entscheidender Bedeutung.

Sollte eine Spenderin gefunden sein, werden bei der Empfängerin vorab die Ovarien stimuliert, um Eizellen für eine Befruchtung zu entnehmen.

Zum Einfrieren der Eizellen (socoal freezing) wird nicht zwingend ein Kinderwunschzentrum benötigt. Hierfür existieren Eizellbanken, welche unabhängig von Reproduktionszentren ihre Leistung anbieten. Ich könnte mir vorstellen, dass auch die Erlanger Uniklinik solche Eizellbanken an der Hand hat.

Ansonsten wird das Embryo eingefroren.

Nach der Transplantation wird für einige Monate die Gabe eines Immunsuppressiva notwendig. Nach dem Absetzen dauert es noch weitere Monate bis die Substanz vollständig aus dem mütterlichen Körper ausgeschieden ist.

Wie ich dem Schreiben entnehmen kann, werden sie bald 39 Jahre. Das bedeutet, bis das Embryo in eine transplantierte Gebärmutter eingesetzt werden kann, könnten Sie schon das 40. Lebensjahr überschritten haben. Ab dem 40. Lj. liegt die Schwangerschaftsrate bei Vorliegen idealer Verhältnisse um etwa 30 Prozent. Von da an nimmt diese stetig ab. (45 Jahre: 7 Prozent)

Da es sich beim Uterus nicht um ein lebenswichtiges Organ handelt, wird angestrebt dieses nach erfolgreicher Schwangerschaft wieder zu entnehmen. Dies erfolgt vor allem, um die Patientin nicht weiterhin mit den Immunsuppressiva zu belasten.

Mein Fazit.

Sie haben das große Glück eine gesunde fünfjährige Tochter zu haben. Sie haben auch Glück, dass erfahrene Ärzte die damalige, durchaus lebensbedrohliche Situation in den Griff bekamen.

Mit einer Gebärmuttertransplantation gehen sie Gefahren für sich und das gewünschte Geschwisterkind ein. Vielleicht überdenken Sie ihre momentane Situation. Sie sind glückliche Mutter und haben noch eine große, wunderschöne Aufgabe vor sich.

Links zum Thema:

1. https://www.frauenklinik.uk-erlangen.de/aktuelles/nachrichten/detail/weitere-huerde-auf-dem-weg-zur-ersten-gebaermuttertransplantation-genommen/

2. https://www.transplant-campus.de/nierentransplantation-lebertransplantation-herztransplantation-highlights/allgemein/wissen-kompakt/uterus-gebaermutter-transplantation/

Andrea ***Name durch Redaktion entfernt*** – Mittwoch, 28. August 2019
Sehr geehrte Damen und Herren, Ich bin knapp 32 Jahre und habe bereits eine 12 jährige Tochter. Ich bin durch Zufall auf diesen Artikel gestoßen. Ich möchte keine weiteren Kinder, deswegen meine Frage. Ist es generell möglich seine Gebärmutter zu spenden um Frauen vielleicht ihren großen Kinderwunsch zu erfüllen. Liebe Grüße Andrea Offer
Antwort von apomio-Redaktion

Liebe Leserin, danke für Ihr Interesse an diesem Beitrag. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit einer Spende, aber wie auch im Beitrag erwähnt, werden eher lebende Verwandte bevorzugt. Um genaue und mehr Informationen über den Ablauf und den Möglichkeiten zu erhalten, empfehlen wir Ihnen sich an die Uniklinik Erlangen (Frauenklinik) zu wenden. (Telefon: 09131 85-33553) Alles Gute und herzliche Grüße Ihr apomio-Team

J. Ehresmann – Montag, 14. Mai 2018
Liebe Frau Schmidt, der Artikel liefert lediglich allgemeine Hinweise und Informationen und kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Ich bitte Sie daher, einen Gynäkologen als möglichen Ansprechpartner für eine Beratung zu konsultieren. Alles Gute und herzliche Grüße
Esther Schmidt – Dienstag, 08. Mai 2018
Hallo ich bin 42 Jahr alt habe mein Gebärmutter durch kranken bedingt verloren mein Mann und ich haben das wünsch eigene Kind zum bekommen mein frage wäre habe wir ein Chance .ich Hofe und wünsche ein a Antwort zurück danke.

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