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Blasen-OP bei Inkontinenz bei Frauen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 18. Januar 2019

Die Harninkontinenz ist der unfreiwillige Abgang von Urin, der vom Betroffenen nicht kontrolliert werden kann. Es gibt verschiedene Ursachen und Formen der Harninkontinenz. In Deutschland leidet jede dritte Frau zumindest gelegentlich an unwillkürlichem Harnabgang. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Frauen mit Blasenschwäche? Mehr dazu im folgenden Beitrag.

 

Harninkontinenz

 

Noch immer ist das Thema Inkontinenz ein Tabuthema – dabei gibt es einige Möglichkeiten, eine Harninkontinenz zu behandeln. Die Therapie richtet sich entsprechend der diagnostizierten Harninkontinenz und der jeweiligen Form.

Man unterscheidet hinsichtlich der Ursachen und Symptome nämlich verschiedene Formen der Harninkontinenz:

 

Überlaufkontinenz:

Die Überlaufkontinenz ist eine chronische Harnverhaltung. Die normale Blasenentleerung ist infolge der verengten oder verstopften Harnröhre unmöglich. Dadurch ist die Harnblase immer gefüllt, sodass ständig tropfenweise Urin abgeht. Der Druck in der Harnblase überschreitet den Druck des Verschlussdruckes der Harnröhre, dadurch kommt es zu einem ständigen Harnverlust.

 

Dranginkontinenz:

Bei der Dranginkontinenz liegt ein starker Harndrang bei gleichzeitigem Unvermögen, die Blase zu kontrollieren, vor. Der Urin geht unvermittelt ab, der Urinfluss kann nicht aufgehalten werden und endet erst, wenn die Blase völlig entleert ist. Es liegt zunächst ein plötzlich verspürter, intensiver Harndrang vor, bei eher geringer Blasenfüllung – Reizblase, der erst bei bereits begonnene, Harnverlust überhaupt wahrgenommen wird. Ein weiterer Hinweis für eine Drangkontinenz sind kleine Harnportionen bei geringem funktionellem Blasenvolumen und kurze Abstände zwischen den Miktionen (Pollakisurie), eventuelle können auf krampfartige Unterbauchschmerzen vor dem Harndrang auftreten.

 

Belastungsinkontinenz:

Die Belastungsinkontinenz ist der unkontrollierte Abgang kleiner Urinmengen bei stärkerer körperlicher Belastung: Das Heben schwerer Lasten oder sportliche Anstrengungen lassen den Blasendruck über den urethralen Verschlussdruck (der Verschlussdruck der Harnröhre = Urethra) steigen. Auch Niesen, Husten, Pressen, Kohabitationen, Treppensteigen und andere ähnliche Belastungen können dazu führen. Ebenfalls können seelische Belastungen, wie Angst oder Stress zum Harnabgang bei Belastungsinkontinenz führen. Häufig sind Frauen nach der Geburt eines Kindes betroffen: der physiologische Winkel zwischen Harnblase und Harnröhre beträgt 100°;  die Schwäche von Beckenboden und der vaginalen Haltebänder, bei Frauen insbesondere durch die Geburtstraumen, führt allerdings zu einer Blasensenkung und/oder Uterus-/Vaginasenkung. Dadurch verlagert sich die Harnröhre nach unten (vertikaler Descensusu) oder nach unten und hinten (rotatorischer Descensus), was zum Urinabgang führt.

Folgende drei klinische Schweregrade werden im Hinblick auf die Harninkontinenz beschrieben:

  • Schweregrad 1: Harnträufeln/ Urinabgang beim Husten, Niesen, Lachen, Pressen
  • Schweregrad 2: Urinabgang bei körperlicher Belastung (Treppensteigen, Laufen, Aufstehen aus dem Liegen)
  • Schweregrad 3: dauernder Urinabgang im Stehen (unabhängig von der Tätigkeit)

 

Welche Ursachen gibt es?

 

Die Ursachen für eine Harninkontinenz sind vielfältig: Häufig liegt eine Schwäche der Beckenmuskulatur, zum Beispiel im höheren Alter, nach mehreren Schwangerschaften oder bei starkem Übergewicht vor, aber auch die sogenannte Reizblase, bei der sich die Blasenmuskeln periodisch zusammenziehen und dadurch den Harndrang stark erhöhen, können für den Abgang von Urin verantwortlich sein. Weitere Ursachen sind Verletzungen oder Krankheiten der Harnorgane, wie zum Beispiel Blasensteine, Tumoren, chronische Entzündungen, ein Gebärmuttervorfall sowie starke psychische Belastungen. Bei Männern kommen auch Prostataerkrankungen als Ursache für eine Harninkontinenz in Frage. Selten führen auch Krankheiten oder Verletzungen des Gehirns oder der Nerven im Bereich des Rückenmarks auch zu einer Blasenschwäche.


Welche Behandlungsmöglichkeiten gib es?

 

Wie bereits erwähnt richtet sich die Therapie der diagnostizierten Harninkontinenz und kann nicht im pauschalisiert werden.

Die Behandlung der Harninkontinenz kann durchaus oft langwierig sein und schließt die Beseitigung der auslösenden oder begünstigenden Ursachen mit ein. Bei schwachen Beckenmuskeln hilft ein spezielles Beckenbodentraining, das unter fachkundiger Anleitung eingeübt werden sollte.

In besonderen Fällen kann ein aufblasbarer Ring um die Harnröhre gelegt werden, der als künstlicher Schließmuskel dient. Wird die Luft abgelassen, kann der Urin abfließen.

Die Behandlung der Reizblase erfolgt mit Anticholinergika, die zur Entspannung der Blasenmuskeln führen.

In besonderen schwerwiegenden Fällen ist eine Operation zu empfehlen.

Relativ neu unter den operativen Möglichkeiten, eine Harninkontinenz zu therapieren, ist die sogenannte CESA/VASA-Operation, eine Operationsmethode, die die weibliche Dranginkontinenz endlich heilbar machen soll.

Im Alter von 40 und 60 Jahren entwickelt sich bei den meisten Frauen eine generelle Bindegewebsschwäche, die dazu führt, dass die Haltebänder im Becken, im Bereich der Gebärmutter, der Scheide, der Harnblase und des Darms, ihre Spannkraft verlieren und nicht mehr die herkömmliche Haltefunktion ausüben können. Die Folge: Es kommt zu einer Senkung der Beckenorgane und bei der Harnblase folglich zu einer Dranginkontinenz.

Bei der neuen OP-Technik werden die erschlafften natürlichen Haltebänder der Frau durch Kunststoffimplantate ersetzt und dort angenäht, wo die ursprünglichen Bänder saßen und deren Funktion nun übernehmen. Bei mehr als 800 operierten Patientinnen sind Erfolgsraten von über 75% vermerkt worden.

Die Operationsmethode ist Behandlungsschwerpunkt von Prof. Dr. Wolfram Jäger, der auf dem Fachgebiet der Inkontinenz-Chirurgie spezialisiert ist. Auf der ganzen Welt schult er Ärztinnen und Ärzte.

Bisher wird das Verfahren nur in wenigen Zentren angeboten. Auf der Homepage www.cesa-vasa.de können die Behandlungszentren in der Nähe erlesen werden und Ärztinnen und Ärzte, die diese Methode erlernt haben und anwenden, kontaktiert werden. Der Leitsatz der Homepage: „Harnkontinenz bei Frauen ist kein Schicksal!“

 

Wie sieht die Prognose aus?

 

Eine Heilung der Harninkontinenz dauert meist sehr lange und erfordert immer aktive Mitwirkung des Betroffenen. Wegen der unangenehmen Begleiterscheinungen sind die Betroffenen häufig verunsichert und meiden das Gespräch bezüglich dieses Themas. Sie brauchen jedoch verständnisvolle Zuwendung und Unterstützung. Denn eine Harninkontinenz sollte nicht mehr Tabuthema sein bzw. Tabuthema bleiben! Zur Vorbeugung wird im Übrigen empfohlen, die Blase regelmäßig zu entleeren und dadurch zu „erziehen“. Abends sollte auch möglichst wenig getrunken werden.

 

Zum Abschluss ein Beispiel für eine Übung, die jederzeit durchgeführt werden kann: Die Beckenbodengymnastik!

Setzen Sie sich auf einen harten Stuhl und beugen Sie den Oberkörper leicht nach vorn.

Jetzt die Beckenmuskeln fest zusammenkneifen, die Spannung halten und dabei gleichmäßig weiter atmen.

Nach fünf Sekunden Anspannung folgen zehn Sekunden Entspannung.

Die Übung bis zu fünfmal wiederholen.

 

 

Quellen:

Literatur: Medizinische Verlags-und Informationsdienste - Gynäkologie und Urologie (Haag-Hanhart-Müller)

 

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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