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Auswirkungen von Rassismus auf die physische und psychische Gesundheit

Kommentar schreiben Aktualisiert am 25. August 2021

Rassismus hat viele Gesichter und ist nicht immer sofort erkennbar. So begegnen uns Alltagsrassismus oder institutioneller Rassismus laufend, oftmals sogar, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Doch ob bewusst oder unbewusst – Rassismus hat stets einen Effekt. So wirkt er massiv grenzverletzend und geht mit Ausgrenzung und Entwertung einher. Für den Selbstwert und das Selbstverständnis Betroffener hat das bittere Folgen. Im schlimmsten Fall macht es sich körperlich und/oder psychisch bemerkbar.

In folgendem Artikel möchten wir uns näher mit den gesundheitlichen Auswirkungen von – bewusster wie unbewusster – rassistischer Diskriminierung beschäftigen. Inwiefern entsprechende Traumata gar über Generationen weitergegeben werden und wie es gelingen kann, Dynamiken zu durchbrechen, soll folgend thematisiert werden.

 

 

Was versteht man unter Rassismus und Diskriminierung?

Eine allgemeingültige Definition von Rassismus (oder rassistischer Diskriminierung) ist schwierig, weil es nicht wirklich einen generellen Konsens gibt. Dazu ist Rassismus allgemein zu vielschichtig und zu stark vom Kontext abhängig. Rassismus und Diskriminierung haben viele Gesichter und sind daher nicht immer sofort erkennbar. Subtilität ist hier häufig Thema. Vereinfacht lässt sich sagen, dass Rassismus mit einer allgemeinen Ausgrenzung beziehungsweise Diskriminierung aufgrund von Herkunft und Abstammung einhergeht.

 

In der Literatur wird oftmals zwischen einer enger und einer weiter gefassten Definition von Rassismus unterschieden.

  • Rassismus (enger gefasst): Meint alle Ideologien, die die Menschheit in biologische Rassen mit vererbbaren Merkmalen einteilen und diese „Rassen“ folgend hierarchisch einstufen. Das passiert(e) geschichtlich laufend, Stichwort: Kolonialismus.
  • Rassismus (weiter gefasst): Bestimmte Menschengruppen werden als eine Abstammungs- und Herkunftsgemeinschaften gesehen. Als solche schreibt man ihnen bestimmte Merkmale beziehungsweise Eigenschaften zu, die bewertet werden und als kaum veränderbar gelten.1

 

Unabhängig von jeder Definition zeigt sich rassistische Diskriminierung in vielen verschiedenen Formen und in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen. So gesehen passiert Rassismus häufig subtil, wird selbst von Betroffenen nicht immer sofort erkannt. Das bedeutet aber nicht, dass er keine Auswirkungen hat. Rassismus und Diskriminierung sind stets eine Grenzüberschreitung. Würde und Integrität einer Person werden verletzt. Aus diesem Kontext heraus darf und muss Rassismus als Menschenrechtsverletzung betrachtet werden (Recht auf Freiheit, Gleichheit und Solidarität bzw. Verbot der Diskriminierung).2

 

Wir halten also fest: Rassismus und Diskriminierung sind kontextabhängig und treten ganz unterschiedlich in Erscheinung. Stets damit verbunden sind Ausgrenzung, Zuschreibungen und Vorurteile/Stereotype. Es findet eine Klassifizierung statt, ein „Sich-über-den-anderen-stellen“ (auch unbewusst beziehungsweise subtil). Zwangsläufig findet auf diese Weise eine Entwertung des Gegenübers statt.

 

Auswirkungen von Rassismus auf die physische und psychische Gesundheit | apomio Gesundheitsblog | Eine schwarze Hand hält eine weiße Hand

 

Rassismus hat viele Gesichter

Rassismus begegnet uns im Alltag in ganz unterschiedlichem Gewand, nicht immer ist er sofort oder überhaupt erkennbar. Dabei ist es aber natürlich naiv davon auszugehen, dass solch subtiler Rassismus deshalb keinen Effekt hat. Rassismus und Diskriminierung haben stets einen Effekt, egal ob bewusst gewollt oder aber subtil beziehungsweise unbewusst… Das zeigt deutlich auf: Im Kontext von Rassismus und Diskriminierung geht es stets auch um ein Reflektieren, Erkennen und Bewusstmachen.

 

In diesem Zusammenhang sind Alltagsrassismus und institutioneller Rassismus durchaus passende Schlagworte. Hier anzusetzen und umzudenken, kann sich gesellschaftlich langfristig positiv auswirken.

 

Man kann davon ausgehen, dass Migranten beziehungsweise Menschen mit Migrationshintergrund quer durch die Bank Erfahrung mit offenem oder subtilem Rassismus machen – und das tagtäglich. Neben Alltagsrassismus, zu dem wir gleich noch kommen, spielt institutioneller Rassismus eine Rolle. Er begegnet Betroffenen etwa im Gesundheitssektor, bei Ämtern und Behörden, im gerichtlichen Kontext oder im Zusammentreffen mit der Exekutive. So äußert er sich beispielsweise in falscher (oder gar verweigerter) medizinischer Behandlung, Unfreundlichkeiten, fehlender Hilfestellung oder widersprüchlichen beziehungsweise falschen Informationen. Die Schwierigkeit hier ist oftmals, dass solche Vorkommnisse nicht offenkundig geschehen. Dann ist es natürlich schwierig, sie aufzudecken oder gar zu beweisen.3

 

Alltagsrassismus – also eine mehr oder weniger subtile Diskriminierung aufgrund von Herkunft – begegnet uns ständig und überall. Das reicht von gutgemeinten Floskeln wie „Sie sprechen aber gut Deutsch“ oder „Woher kommen Sie denn?“ bis hin zu Ausgrenzungserfahrungen im schulischen oder beruflichen Kontext sowie dem Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Auch Probleme bei der Wohnungssuche aufgrund von Aussehen und/oder Namen beziehungsweise Mitbürger, die die Straßenseite wechseln, weil die eigene Hautfarbe Ängste hervorruft, sind klassische Beispiele für Alltagsrassismus.

 

Solch subtile Diskriminierung im Alltag kommt häufig vor. Man bezeichnet sie auch als Mikroaggression. Im Einzelnen vielleicht noch irgendwie halbwegs auszuhalten, bewirken Mikroaggressionen in ihrer Fülle viel Leid. So nehmen sie mitunter negativen Einfluss auf den Selbstwert und das eigene Selbstverständnis. Im schlimmsten Fall macht sich das körperlich und/oder psychisch bemerkbar. Tatsächlich können auch Ignoranz und Relativierung („Ist doch gar nichts passiert!“) innerpsychisch massiv triggern und so gleichsam Mikroaggression sein. Kein Wunder, denn ein Negieren löst das Problem ja nicht. Vielmehr geht es um eine bewusste Auseinandersetzung, damit sich rassistisches Verhalten über kurz oder lang aufbrechen lässt. Vorurteile müssen nämlich bemerkt und eingestanden werden, damit es gelingt, sie abzulegen. In diesem Kontext ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass rassistische Diskriminierung in unserer Kultur, Geschichte und unserem Sprachgebrauch fest verankert sind. Dementsprechend SIND diskriminierende Denkmuster vorhanden – und zeigen sich in der Regel im beschriebenen Alltagsrassismus.4

 

Macht Rassismus krank?

Macht Rassismus langfristig krank? Die Antwort ist so klar wie beklemmend: JA! Dass sich Rassismus und Diskriminierung negativ auf körperliche und psychische Stabilität auswirken und mitunter ernsthafte Erkrankungen nach sich ziehen können, darf als Fakt betrachtet werden. Nicht nur die Geschichte selbst hat uns das gelehrt, auch zahlreiche Studien können das belegen. Warum beziehungsweise wie genau macht rassistische Diskriminierung aber in der Praxis krank?

 

Zur Beantwortung dieser Frage ist es wichtig, sich anzuschauen, was beim Vorgang der Diskriminierung geschieht. So kommt es gemeinhin zur Ausgrenzung und in Folge zur Entwertung der jeweiligen Person. Nachdem es sich bei rassistischer Diskriminierung selten um ein einmaliges Ereignis handelt, sondern vielmehr um einen stetigen Prozess, ist der Selbstwert massiv in Gefahr. Das führt zu einer Vielzahl von Gefühlen: innere Anspannung, Stress, Wut, Hilflosigkeit oder Angst beispielsweise. All diese Emotionen machen körperlich und psychisch etwas. Mit der Zeit zeigen sie also durchaus Spuren.5

 

Zudem sind Personen mit Migrationshintergrund tatsächlich vermehrt diversen psychosozialen Belastungen ausgesetzt. Das erhöht das Risiko für seelische und/oder körperliche Erkrankungen nachweislich. Solche psychosozialen Belastungen sind etwa Armut, prekäre Wohnverhältnisse, Arbeitslosigkeit beziehungsweise ungünstige Arbeitsverhältnisse oder schlechter Zugang zu Ressourcen (Bildung, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung,…). Die Erfahrung von rassistischer Diskriminierung ist natürlich ebenfalls eine psychosoziale Belastung. All das kann sich negativ auf Körper und Seele Betroffener auswirken.6

 

Auswirkungen von Rassismus auf die physische und psychische Gesundheit | apomio Gesundheitsblog | Schild mit der Aufschrift "No to Racism"

 

Was macht Rassismus mit der Psyche Betroffener?

Der Zusammenhang von Rassismus und Psyche ist im deutschsprachigen Raum leider weniger gut untersucht als im englischsprachigen Raum. Es lassen sich allerdings Parallelen ziehen und entsprechend kann man schlussfolgern.

 

Wie schon erwähnt, schlagen sich stetige Ausgrenzung und Entwertung negativ im Selbstwert nieder. Das bewirkt eine Vielzahl unterschiedlicher Gefühle wie etwa Stress, Angst, Überforderung, Wut, Sorge oder Resignation. Man sieht gut, dass diese Gefühle durchaus sehr widersprüchlich sind, was zusätzlich zu einer gewissen Dynamik beiträgt. Gegensätzliche Gefühle lassen sich nämlich besonders schwer aushalten und integrieren.

 

Im Kontext von rassistischer Diskriminierung sind Stress, Angst und Wut oftmals vorherrschende Gefühle. Doch auch Hilflosigkeit, Fremdheit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit oder das Gefühl mangelnder Sicherheit beziehungsweise nicht willkommen zu sein, spielen hier hinein. All das beeinflusst den Selbstwert negativ und kann durchaus ernsthafte psychische Erkrankungen nach sich ziehen. Dazu kommen nicht selten noch weitere ungünstige Faktoren wie etwa psychosoziale Probleme, institutionelle Schwierigkeiten oder manchmal auch Sprachbarrieren. Neben der sozialen Isolation und Ausgrenzung wird oftmals auch die fehlende Solidarität des Umfelds als kränkend erlebt.7

 

Die psychischen Folgen, die sich durch stetige Diskriminierung ergeben, sind mannigfaltig und reichen von leichten Symptomen bis hin zu schweren psychiatrischen Erkrankungen.

Im Kontext von Rassismus besonders häufig vorkommende psychische Folgen:

  • Depressive Verstimmungen
  • Depressionen
  • Angststörungen
  • Zwangsstörungen
  • Posttraumatische Belastungsstörungen (v.a. nach rassistisch motivierten Angriffen)
  • Auch: Suchterkrankungen, Essstörungen sowie somatoforme Störungen
  • Suizidalität8

 

Wie wirkt sich Rassismus körperlich aus?

Seelische und körperliche Symptome gehen häufig Hand in Hand. Zudem macht der durch stetige Diskriminierung ausgelöste Dauerstress etwas mit dem Körper.

Im Kontext von Rassismus besonders häufig vorkommende körperliche Symptome:

  • Schlafstörungen
  • Magen-Darm-Probleme
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Probleme im Herz-Kreislauf-Bereich (z.B. Bluthochdruck, verursacht durch Stress)
  • Somatoforme Störungen (psychisch verursachte körperliche Beschwerden wie z.B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Bauchschmerzen,…)9

 

Rassismus schafft Leid in jedem Lebensalter

Rassismus wirkt sich in jedem Alter negativ aus. Zwar können gerade kleine Kinder in der Regel noch nicht reflektieren, was da gerade passiert, doch das Gefühl, anders zu sein, ausgeschlossen zu sein, ist vorhanden und macht etwas mit der Psyche.

 

Diskriminierung passiert in jedem Kontext, gerade im Kindes- und Jugendalter findet sie aber natürlich ungleich häufiger innerhalb von Betreuungsinstitutionen statt. Hier geht es darum, genau hinschauen, aufmerksam zu bleiben und keinesfalls zu relativieren. Für Betreuungspersonen ist es wichtig, faktische Verschiedenheit sensibel aufgreifen. Wir sind nicht alle gleich und so gesehen ist Verschiedenheit etwas, über das man reden muss und darf – das aber wertfrei. Zur Ausgrenzung darf Verschiedenheit nicht führen.

 

Kinder reagieren auf Diskriminierung und Ausgrenzung im Verhalten meist deutlich, wenn auch mitunter verzögert. In der Regel kommt es zu Wut (Aggression, Wutausbrüche, Schlägereien,...) oder aber Resignation und Rückzug. Natürlich kann das auch variieren. Besonders bei kleineren Kindern kann auch Regression eine Rolle spiele (Rückfall in frühere Entwicklungsstufen). Sie nässen zum Beispiel wieder ein, verlangen nach einer Milchflasche oder sprechen in „Babysprache“. Körperliche und seelische Symptome aufgrund von rassistischer Diskriminierung sind denen Erwachsener grundsätzlich nicht unähnlich, wobei Somatisierung (Bauchweh, Kopfweh,…) bei Kindern häufiger Thema ist. 

 

Für Eltern sind diskriminierende Erfahrungen ihrer Kinder natürlich sehr schwer auszuhalten. Es ist hilfreich, für Veränderungen im Verhalten des Kindes aufmerksam zu bleiben und über Rassismus und Diskriminierung regelmäßig im geschützten familiären Rahmen zu sprechen. Die eigenen Erfahrungen und erlittenen Traumata nicht auf seine Kinder zu projizieren, das ist in der Praxis nicht immer einfach. Im Anlassfall kann es hier helfen, professionelle Hilfe (= objektiver Blick) in Anspruch zu nehmen.

 

Auswirkungen von Rassismus auf die physische und psychische Gesundheit | apomio Gesundheitsblog | Weiße Kinder diskriminieren schwarzes Mädchen

 

Rassismus: Traumata werden über Generationen weitergegeben

Die Forschung zum Nationalsozialismus belegt, dass Traumata, die im Krieg entstanden sind, über Generationen weitergegeben werden können. In der Regel ist das ein zumeist unbewusster Prozess. In Bezug auf Rassismus und Diskriminierung passiert das ebenso. Die eigenen Erfahrungen mit Ausgrenzung spielen sehr viel mehr in die Geschichte der nachfolgenden Generation hinein, als man annehmen mag. Immerhin ist die eigene Biografie mit entsprechenden Belastungen verbunden. Diese werden oftmals unreflektiert – weil nicht bewusst – weitergegeben. Hier anzusetzen und diese Prozesse aufzubrechen, ist nicht so einfach. Das kann nur dann funktionieren, wenn man die eigenen schmerzlichen Erfahrungen verarbeitet und folgend Strategien verinnerlicht, damit umzugehen. Erst dann lassen sich auch die Erfahrungen der eigenen Kinder oder Enkelkinder „objektiver“ und „unbelasteter“ begleiten.10

 

Wie können sich Betroffene gegen Rassismus wehren?

Doch wie tritt man Rassismus entgegen, gerade als Betroffener? Hier sind vor allem zwei Dinge wesentlich: Bewusstwerdung und Reflexion sowie Aktion.

 

Gegen Rassismus – gerade die versteckte, subtile Form – kann man erst dann Schritte setzen, wenn man ihn erkennt. Hier geht es also um eine Bewusstwerdung, um eine Reflexion. Zu begreifen, dass es sich bei (Alltags-)Rassismus nicht um vereinzelte Schicksale handelt, sondern um ein System, das tagtäglich Einfluss nimmt, ist ein wesentlicher Schritt. Der geschützte Rahmen von professionellen Beratungsgesprächen und/oder der Austausch mit anderen Betroffenen kann viel zu diesem Erkenntnisgewinn beitragen. Etwas, das man erkennt, dagegen kann man sich wehren. Dieses Wehren – auch mit Hilfe anderer – ist wichtig. So erlangt man wieder Kontrolle über die Situation und gleitet nicht in Hilflosigkeit und Machtlosigkeit ab.

 

Gerät man nun in Situationen, in denen institutioneller Rassismus oder Alltagsrassismus eine Rolle spielen – oftmals unbeabsichtigt vom Verursacher – erkennt man diese Tendenzen rascher und kann gegebenenfalls Paroli bieten. Dabei geht es nicht darum, Dynamik heraufzubeschwören, sondern schlicht darum, rassistische Diskriminierung aufzuzeigen und diese nicht stillschweigend hinzunehmen. Eine klare Position gegen diskriminierende Handlungen und Sprache zu beziehen, diese aufzuzeigen, Informationen bereitzustellen und das Gegenüber zum Umdenken bewegen – das ist der Idealfall!

 

Eine andere Tragweite hat selbstverständlich rassistische Gewalt (auch verbale Gewalt, also Beleidigungen). Hier geht es in erster Linie darum, den Straftatbestand keinesfalls zu verharmlosen und Handlungen zu setzen. Es gilt, den Vorfall zu melden. Man kann ihn selbst zur Anzeige zu bringen oder Zuständige in die Verantwortung zu nehmen (in öffentlichen Verkehrsmitteln z.B. den Fahrer). Wichtig ist es, das Vorkommnis so schnell wie möglich zu verschriftlichen („Gedächtnisprotokoll“), Zeugen anzusprechen sowie allfällige Schäden zu dokumentieren. Verletzungen sollten unbedingt ärztlich bestätigt werden.

 

In diesem Zusammenhang wichtig: In jedem Bundesland gibt es Opferschutzorganisationen, die Unterstützung anbieten und entsprechende Schritte professionell begleiten. Dieses Angebot empfinden viele Betroffene gerade in der Akutsituation als hilfreich.

 

Auswirkungen von Rassismus auf die physische und psychische Gesundheit | apomio Gesundheitsblog | Eine Gruppe von weißen und schwarzen Frauen und Männern lachen zusammen

 

Rassismus: Wie greifen Außenstehende am besten ein?

Auch für Außenstehende geht es um Bewusstwerdung und Reflexion einerseits, aktives Handeln anderseits.

So ist der erste Schritt sicher, die Augen vor eigenen diskriminierenden Anteilen nicht zu verschließen, sie sich bewusst zu machen und so möglicherweise Veränderungen in der Haltung (Verhalten, Sprache, Denkweise,…) zu erwirken. Ein bewusster Umgang mit (Alltags-)Rassismus macht Veränderung überhaupt erst möglich – in jedem Kontext.

 

Für konkrete, rassistisch motivierte Alltagssituationen gilt: Als Außenstehender darf und sollte ich verbal Einhalt gebieten, wenn es die Situation erlaubt (also keine unmittelbare Gefährdung meiner eigenen Person gegeben ist). Das zeigt Grenzen auf und vermittelt Solidarität. In den meisten solcher Alltagssituationen ist ein direktes Eingreifen gut möglich. So kann ich als Außenstehender ganz klar Position beziehen und diskriminierenden Äußerungen widersprechen. Nicht wegzuschauen, die Dinge beim Namen zu nennen und sie nicht zu verharmlosen, ist wichtig.

 

Ist die Situation dynamisch bereits stark aufgeladen beziehungsweise deutliche Gewalt im Spiel, ist es allerdings oftmals wenig hilfreich, mit dem Täter zu interagieren (vor allem wenn man im Bereich der Deeskalation nicht geschult ist). Es sollte dann besser schnellstmöglich ein Notruf abgesetzt werden und auch umstehende Personen (potentielle Mitzeugen) sollten in die Verantwortung genommen werden. Wenn möglich, sollte die Kommunikation mit der betroffenen Person aufrecht bleiben, bis Hilfe eintrifft. Gerade als Zeuge potentieller Straftaten ist es wichtig, möglichst rasch ein Gedächtnisprotokoll zu verfassen.   

 

Rassismus: Änderung braucht Bewusstsein

Rassistische Diskriminierung zu erkennen, sie zu reflektieren und keinesfalls zu bagatellisieren, darum geht es. Das macht Veränderung möglich. Dabei ist es wichtig, dass entsprechende Tendenzen von Opfern und Tätern erkannt werden. Leider neigt man dazu, eigene Anteile zu verdrängen.

 

Um tatsächlich Veränderung zu bewirken, sind Information, Austausch und gemeinsame Berührungspunkte das A&O. Fakten schaffen Wissen. Unbekanntes macht uns Angst und wird aus Selbstschutz nur zu leicht „weggeschoben“. Genau so passiert Diskriminierung. Was uns aber bekannt ist, können wir deutlich leichter integrieren. Verschiedenheit muss dann kein trennender Faktor mehr sein. Damit das gelingt, ist es wichtig, möglichst früh anzusetzen, um manche Mechanismen und Verhaltensweisen gar nicht erst entstehen zu lassen. Gerade kleine Kinder sind relativ vorurteilsfrei und offen. Was wäre also naheliegender, als im Elementarbereich anzusetzen?

 

Vernetzung und Austausch – das funktioniert aber in jedem Alter! Gerade im Bezug auf Stadtteilmanagement wird hier auch viel angeboten (gemeinsames Kochen, Spielenachmittage etc.). Über den eigenen Schatten zu springen und sich auf vermeintlich „Unbekanntes“ einzulassen, zeigt in der Regel rasch auf, dass Verschiedenheit keineswegs bedeutet, dass es nichts Gemeinsames gibt.   

 

Rassismus und Alltagsdiskriminierung: Hier findet man Hilfe

Neben der Unterstützung des Umfeldes – der Familie, Freunden oder auch Zeugen von rassistisch motivierten Übergriffen – sind unabhängige Beratungsstellen für Betroffene wichtig. Hier erhält man professionelle Unterstützung und Begleitung und das kostenlos und niederschwellig

 

Deutschlandweite Beratungsstellen findet man etwa über den Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V.: https://verband-brg.de/

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Quellen anzeigen

Daniela Jarosz
Autor: Daniela Jarosz

Daniela Jarosz ist Sonder- und Heilpädagogin. Während des Studiums hat sie sich intensiv mit Inhalten aus Medizin und Psychologie auseinandergesetzt. Sie arbeitet seit vielen Jahren im psychosozialen Feld und fühlt sich außerdem in der freiberuflichen Tätigkeit als Autorin zuhause. Im redaktionellen Bereich hat sie sich auf die Fachrichtungen Medizin, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Work-Life-Balance sowie Kinder und Familie spezialisiert.

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