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Was steckt eigentlich hinter der Schilddrüse?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 13. April 2018

Kleines Organ. Große Wirkung. In der Schilddrüse werden Hormone auf Jodbasis, Trijodthyronin (T3) und Tetrajodthyronin (T4), produziert, welche entscheidend zur Regelung aller Stoffwechselvorgänge beitragen und diese im Gleichgewicht halten – sie steuern das Wachstum und sorgen dafür, dass sich Nervensystem, Kreislauforgane, Drüsen und Muskulatur normal entwickeln und funktionieren. Ein Mangel bzw. ein Überschuss der Schilddrüsenhormone kann zu Krankheitszeichen führen.

Schilddrüsenerkrankungen

Als Drüse der inneren Sekretion kann die Schilddrüse im Sinn der Überfunktion und der Unterfunktion erkranken. Eine Schilddrüsenvergrößerung wird ganz allgemein als Kropf (Struma) bezeichnet. Ein Kropf kann allerdings auch entstehen, ohne dass die Schilddrüse in ihrer Funktion beeinträchtigt wird. Andererseits gehen aber auch viele Formen der Unterfunktion bzw. Überfunktion der Schilddrüse mit einer Kropfbildung einher.

Ein Mangel bzw. ein Überschuss der Schilddrüsenhormone kann zu Krankheitszeichen führen. Schilddrüsenfunktionsstörungen  lassen sich durch eine Blutuntersuchung feststellen.

Das Thyreotropin (TSH), das in der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet wird, steuert die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 in der Schilddrüse. Auf die Ausschüttung von TSH folgt die Ausschüttung von T3 und T4 in das Blut. Im Blut sind T3 und T4 an Transportmoleküle gebunden; erst wenn sie aus dieser Bindung frei werden, können die Hormone ihre Wirkung entfalten, daher sollte immer der Wert der "freien" Schilddrüsenhormone bestimmt werden.

Zwischen dem TSH und der Schilddrüsenhormone besteht eine negative Rückkopplung, das heißt: Ist der TSH-Wert hoch, dann besteht das erste Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion (TSH wird vermehrt ausgeschüttet, um die Schilddrüse zur Schilddrüsenhormonproduktion anzuregen). Besteht vermindertes TSH, dann ist dies das erste Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion (T3 und T4 sind so hoch, sodass über den Mechanismus der negativen Rückkopplung TSH nur vermindert ausgeschüttet wird).

Schilddrüsenunterfunktion - angeboren oder erworben?

Unter einer Hypothyreose versteht man die Unterfunktion der Schilddrüse. Es gibt fließende Übergänge von einer leicht gestörten Schilddrüsenfunktion bis zum ausgeprägten Krankheitsbild mit deutlichen Symptomen. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion funktioniert der Stoffwechsel, im Gegensatz zu der Schilddrüsenüberfunktion, in Zeitlupe.

Schilddrüsenunterfunktionen können angeboren sein oder im Erwachsenenalter erworben werden: Bei Kindern wird die angeborene Hypothyreose heute dank der Bestimmung von Thyreotropin (TSH) - einem Peptid-Hormon, welches in der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet wird und die Schilddrüse zur Bildung von Schilddrüsenhormone T3 und T4 anregt - nach der Geburt bei jedem Neugeborenen frühzeitig erkannt. Bei nicht erkannter oder nicht behandelter Hypothyreose, fällt ein Säugling durch Trinkfaulheit, Bewegungsarbeit, verzögerte Neugeborenengelbsucht, tiefe krächzende Stimme, stumpfen Gesichtsausdruck und trockene, blasse, kühle Haut auf. Es kommt zu einer Verzögerung der körperlichen und geistigen Entwicklung.

Bei Erwachsenen wird eine erworbene Schilddrüsenunterfunktion aufgrund ihres schleichenden Verlaufes oft erst spät erkannt. Es zeigen sich folgende Krankheitszeichen:

  • Antriebsarmut
  • Konzentrations- und Gedächtnisschwäche
  • gesteigerte Kälteempfindlichkeit
  • Augenlidödeme
  • kalte, schuppende, blassgelbe Haut
  • brüchige Haare
  • brüchige Nägel
  • verlangsamte Sprache
  • Verstopfung
  • Menstruationsstörungen
  • Einschränkung der sexuellen Erlebnisfähigkeit

Bei älteren Menschen können Bewegungsarmut, Verstopfung, Ödemneigung oder eine depressive Stimmungslage manchmal die einzigen Krankheitszeichen sein.

Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion

Der angeborenen Schilddrüsenunterfunktion können eine mangelnde Schilddrüsenanlage, verschiedene Formen von Enzymdefekten bei der Hormonsynthese oder Rezeptorstörungen in den Zielorganen zugrunde liegen. Ihre Häufigkeit beläuft sich auf 3000 Neugeborenen.

Im Erwachsenenalter sind als Ursachen eine vorausgegangene Schilddrüsenoperation, eine Radiojodtherapie, eine immunologisch bedingte chronische Schilddrüsenentzündung oder die Einnahme bestimmter Medikamente zu nennen. Daneben gibt es weitere Ursachen wie extremen Jodmangel oder sehr selten auch bösartige Neubildungen (Tumoren). Die Schilddrüsenunterfunktion befällt Frauen sehr viel öfter als Männer. Zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr ist eine deutliche Häufung der Erkrankungsfälle festzustellen.

Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion

Jede Schilddrüsenunterfunktion muss behandelt werden, um bleibende Schäden zu verhindern. Die Behandlung erfolgt mit Schilddrüsenhormontabletten, deren Dosierung nach dem individuellen Krankheitsgeschehen vom Arzt festgelegt wird. Schilddrüsentabletten wirken im Körper wie körpereigene Schilddrüsenhormone, die in der Regel ein Leben lang eingenommen werden müssen und bei richtiger Dosierung keine Nebenwirkungen verursachen. Bei einer Überdosierung können zum Einen Herzprobleme verursacht werden und Zeichen einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten.

Kleines Organ. Große Wirkung? Eine Schilddrüsenerkrankung sollte nie unterschätzt werden und in jedem Fall von einem Arzt individuell auf eine optimale Therapie eingestellt werden.

Die Schilddrüsenüberfunktion

Kennzeichnend für die Schilddrüsenüberfunktion, medizinisch als Hyperthyreose bezeichnet, sind die Mehrbildung und Mehrausschüttung von T3 und T4 Hormonen durch die Schilddrüse. Dadurch wird der Stoffwechsel aller Organe angefeuert, wodurch der allgemeine Kalorienbedarf erheblich ansteigt. Trotz reichlichen Essens kommt es oft zu beträchtlicher Gewichtsabnahme. Hitzewallung, leichte Erregbarkeit, Pulsbeschleunigung erklären sich durch das Anheizen aller Stoffwechsel- und Lebenstätigkeiten in den Organen. Die Schilddrüsenüberfunktion ist die zweithäufigste Erkrankung der Schilddrüse, vorwiegend bei Frauen, und zwar meist zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr sowie eine im Anschluss an die Wechseljahre auftretende Erkrankung.

Symptome Schilddrüsenüberfunktion

Die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion sind im Folgenden diese im Überblick:

  • Abmagerung trotz guten Appetits
  • Herabsetzung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit
  • Pulsbeschleunigung
  • Leichte bis mittelschwere weiche Vergrößerung der Schilddrüse, welche durch die Zunahme des Halsumfangs erkennbar wird
  • Unruhe
  • Reizbarkeit
  • Zittern
  • Hitzewallung
  • Schlaflosigkeit
  • Menstruationsstörungen
  • Verlust des Sexualverlangens
  • Haarausfall
  • Neigung zu Durchfällen, manchmal auch Stuhlverstopfung

Ursachen einer Schilddrüsenüberfunktion

Es gibt verschiedene Faktoren, die für die Entstehung einer Schilddrüsenüberfunktion verantwortlich sein können und verschiedene Formen verursachen. Häufig ist das Immunsystem Auslöser für eine Schilddrüsenüberfunktion (Immunhyperthyreose) und macht 40 Prozent dieser Erkrankung aus. Durch eine Fehlsteuerung der körpereigenen Abwehrstoffe wird diese hervorgerufen. Von der sogenannten Autonomie sind häufig Menschen ab dem 50. Lebensjahr betroffen (70 bis 80 Prozent): Autonome, das heißt unabhängige Zellen, reagieren nicht mehr auf entsprechende Steuerungsmechanismen, wodurch verstärkt Hormone ausgeschüttet werden.

Behandlungsmöglichkeiten einer Schilddrüsenüberfunktion

Neben allgemein beruhigenden Mitteln gibt es Präparate, die spezifisch die Hormonbildung in der Schilddrüse hemmen und damit die Wirkung dieser Hormone dämpfen, die sogenannten Thyreortatika. Im Allgemeinen gehen bei dieser Behandlung sowohl die Stoffwechselsteigerung als auch die Gewichtsabnahme schnell zurück. Eine Strahlenbehandlung mit radioaktivem Jod ist vor allem bei älteren Menschen im nicht mehr zeugungs- oder gebärfähigen Alter angebracht, in dem das Schilddrüsengewebe reduziert wird. Führt die medikamentöse Behandlung allerdings nicht zum Erfolg, dann ist eine Operation ratsam.

Leben ohne Schilddrüse: Die Schilddrüsen-OP

Die Schilddrüsenhormone regeln alle Stoffwechselvorgänge und halten sie im Gleichgewicht. Sie steuern das Wachstum und sind verantwortlich dafür, dass sich Nervensystem, Kreislauforgane, Drüsen und Muskulatur normal entwickeln und funktionieren. Als Drüse der inneren Sekretion kann die Schilddrüse im Sinn der Über- und Unterfunktion erkranken. Eine Schilddrüsenvergrößerung wird allgemein als Struma oder Kropf bezeichnet und kann auch entstehen, ohne dass funktionelle Einschränkungen der Schilddrüse mit einher gehen. Andererseits können auch viele Formen der Über- bzw. Unterfunktion mit einer Kropfbildung verbunden sein. Sogar der Schilddrüsenkrebs kann äußerlich den Eindruck eines harmlosen Kropfes erwecken. Aus diesem Grund sollte eine Schilddrüsenvergrößerung in jedem Fall vom Arzt durch Abtasten (Palpation) festgestellt und näher diagnostiziert werden.

Von der medikamentösen Behandlung bis hin zur Operation

Neben allgemein beruhigenden Arzneimitteln, gibt es Präparate, die spezifisch die Hormonbildung in der Schilddrüse hemmen und damit die Wirkung dieser Hormone dämpfen und eine Schilddrüsenüberfunktion behandeln können. Krankheitszeichen, wie eine beträchtliche Gewichtsabnahme trotz reichlichen Essens, Hitzewallung, leichte Erregbarkeit, Pulsbeschleunigung und Stoffwechselsteigerungen aller Organe gehen im Allgemeinen durch die Behandlung mit den sogenannten Thyreostatika zurück. Führt die medikamentöse Behandlung nicht zum Erfolg, ist eine Operation ratsam. Die Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion erfolgt mit der Einnahme von Schilddrüsenhormontabletten, deren Dosierung nach dem individuellen Krankheitsgeschehen vom Arzt festgelegt wird.

Schilddrüsenresektion

Eine totale oder subtotale Entfernung/ Teilresektion der Schilddrüse ist indiziert beispielsweise bei Tumoren, autonomen Adenomen sowie der geschilderten Schilddrüsenüberfunktion, im medizinischen Sprachgebrauch auch Hyperthyreose bezeichnet.

Die Lagerung des Patienten erfolgt in Rückenlage mit Überstreckung des Halses; eine Intubationsnarkose wird durchgeführt. Die Desinfektion der Haut ist vom Kinn bis zur Brustmitte erforderlich. Die sehr großflächige Desinfektion und Abdeckung des sterilen OP-Gebiets ist erforderlich, da immer eine eventuelle Durchführung einer Sternotomie berücksichtigt werden sollte, wenn zum Beispiel eine starke Vergrößerung der Schilddrüse retrosternal vorliegt, um retrosternale Schilddrüsenanteile resizieren zu können. Noch vor dem Schnitt wird vom Operateur ein steriler Markierungsstift zum Vorzeichnen der Schnittführung verwendet. Nach dem queren Hautschnitt, auch genannt der „Kragenschnitt nach Kocher“, erfolgt das Querdurchtrennen von Subkutis und Platysma bis hin zur oberflächlichen Hautfaszie. Mit Präpariertupfen oder Schere erfolgt die Abpräparation des Haut-Platysma-Lappens. Anschließend: Längsspalten der oberflächlichen sowie mittleren Hautfaszien in der sogenannten Linea alba colli und stumpfes Darstellen der Vorderfläche der Schilddrüse mit Präpariertupfern. Das frei Präparieren der Schilddrüse erfolgt stets unter Schonung der Nerven. Bei einer Totalresektion ist die sichere Identifizierung der Nerven N. laryngeus recurrens und N.vagus und das Darstellen des Verlaufs des N. laryngeus recurrens von großer Wichtigkeit, um intraoperative Komplikationen zu vermeiden. Bei einer durchzuführenden Teilresektion der Schilddrüse wird die Resektionsgrenze zunächst festgelegt und der zu entfernende Anteil mit einem Skalpell abgesetzt. Darüber hinaus ist zu klären, ob das Resektat im Anschluss daran zur Schnellschnittuntersuchung geschickt werden soll oder das Präparat zur histologischen Untersuchung versorgt werden soll und somit in Formalin fixiert werden kann. Je nach Indikation und Diagnose sowie Befund, z.B. Malignität kann auch eine Nachresektion nötig werden. Zu den intraoperativen Komplikationen zählen die Verletzungen des N. laryngeus recurrens:

  • eine einseitige Verletzung des N. laryngeus recurrens geht mit einer Heiserkeit einher, die lebenslang bestehen bleibt
  • eine beidseitige Verletzung hat einen inspiratorischen Stridor zufolge, eine hochgradige Atemnot und Erstickungsgefahr droht und kann eine Notfalltracheotomie erforderlich machen

Ein Leben ohne Schilddrüse

Nach einer Operation, bei der die Schilddrüse entfernt worden ist, müssen sich die Patienten mit einigen Herausforderungen und Umstellungen auseinandersetzen. So zum Beispiel durch die Einnahme von Medikamenten. Nach einer Operation wird festgestellt, wie die Dosierung der Medikation sein soll. Der Bedarf an Thyroxin, dem Schilddrüsenhormon, wird anhand einer Blutprobe ermittelt und die richtige Dosis eingestellt. Fortan müssen die Hormone, die einst durch die Schilddrüse für lebensnotwendige Stoffwechselvorgänge im Organismus synthetisiert wurde, durch Medikamente in Tablettenform zugeführt werden. Die Folgen einer Nichteinnahme sind hierbei vielfältig und reichen von Konzentrationsstörungen, Müdigkeit und Antriebslosigkeit bis hin zu auf lange Sicht negative Auswirkungen auf körperliche und geistige Gesundheit. Auch nach einer subtotalen Schilddrüsenresektion, also nur einer Teilresektion, sind Medikamente meist notwendig. Auch hier muss der Bedarf durch den Arzt abgestimmt werden. Manchmal kann es auch sein, dass die verbliebenen im Körper vorhandenen Schilddrüsengewebe weiterhin ausreichend Hormone produzieren können und eine Medikamenteneinnahme nicht obligat ist. Nach einer Schilddrüsen-Operation werden regelmäßige Arztbesuche empfohlen.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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