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Tabletten richtig einnehmen - Tipps und Tricks

2 Kommentare Aktualisiert am 23. November 2017

Schon Paracelsus wusste: Die Dosis macht das Gift. Von großer Wichtigkeit ist daher der Umgang mit Tabletten, der richtigen Tabletteneinnahme, der Kenntnis über Wirkungen und Wechselwirkungen sowie Anwendung von Medikamenten. Was sollte man beachten? Welche Lebensmittel sollte man bei welchen Arzneimitteln vermeiden? Welche Tipps helfen beim mühevollen Tablettenschlucken? Wissenswertes zum Thema Tabletteneinnahme im folgenden Beitrag.

Tabletten richtig anwenden

Arzneistoffe können ihre Wirkung nur entfalten, wenn man sie auch ordnungsgemäß einnimmt. Bei einer falschen Kombination oder zusammen mit bestimmten Lebensmitteln ist es möglich, dass diese mitunter ihre Wirkung verlieren oder sogar mögliche Nebenwirkungen auftreten können. Aus diesem Grund sollte es Pflicht sein, den Beipackzettel vor der Einnahme eines Medikaments durchzulesen, sofern der behandelnde Arzt keine andere Tabletteneinnahme empfohlen hat. Ein Beipackzettel ist nicht unbedingt für jeden Laien verständlich, auch wenn dieser der deutschen Sprache mächtig ist. Denn es gibt Formulierungen, die nicht nachvollziehbar oder einfach zu begreifen sind und oft durch Wortknappheit gekennzeichnet sind. Um die korrekte Medikamenteneinnahme zu erleichtern, hier aufgelistet einige wichtige Punkte: 1. Vor, nach oder zum Essen? Die Formulierung „vor dem Essen“ bedeutet, dass die Medikamenteneinnahme 30 Minuten bis eine Stunde vor der Mahlzeit erfolgen sollte. Der Grund dafür ist, dass die Wirkung einiger Tabletten auf leeren Magen schneller erfolgt oder ein spezieller Überzug der Tabletten vorliegt, der nur im leeren Magen stabil bleibt, damit die Tablette unbeschadet den Darm erreichen und der Wirkstoff dann ins Blut übertreten kann. Die Tabletteneinnahme „zum Essen“ bedeutet, dass die Tablette zwischen zwei Essensbisse eingenommen werden kann. Es schadet natürlich auch nicht, wenn man die Mahlzeit aufisst und dann die Tablette unmittelbar danach einnimmt. Die Aussage „mit dem Essen“ weist darauf hin, dass der Speisebrei eine schützende Wirkung hat und die empfindliche Magenschleimhaut vor möglichen Schäden des Medikaments bewahrt. Die Tabletteneinnahme „nach dem Essen“ bedeutet, dass zwischen Nahrungsaufnahme und Tabletteneinnahme mindestens zwei Stunden vergehen sollten. Es gibt nämlich Lebensmittel, die die Wirkstoffaufnahme stören können. Zu diesen zählen zum Beispiel Calzium/Milchprodukte, sowie Magnesium oder Eisen, welche die Wirkung mancher Antibiotika stören kann. 2. Wann und wie oft soll die Einnahme erfolgen? Es gibt Medikamente, die einmal, zweimal oder dreimal täglich eingenommen werden müssen. Mit „einmal täglich“ ist eine Tabletteneinnahme immer zur gleichen Tageszeit vorgesehen, ein Puffer von zwei Stunden ist erlaubt. Eine Tabletteneinnahme alle zwölf Stunden erfolgt, wenn von „zweimal täglich“ die Rede ist. „Dreimal täglich“ heißt: Das Medikament morgens, mittags und abends zur Schlafenszeit einnehmen und hierbei auch auf relativ gleiche Zeitfenster achten. Ist eine Einnahme versehentlich vergessen worden, so sollte auf keinen Fall bei der nächsten Einnahme eine doppelte Dosis genommen werden. Im Beipackzettel kann nachgelesen werden, wie man bei einer vergessenen Einnahme vorgehen soll. Im Zweifelsfall ist zu empfehlen sich an den Apotheker oder Arzt zu wenden. 3. Was bedeutet mit ausreichend Flüssigkeit? Medikamente sind in der Regel am besten mit einem großen Glas Leitungswasser anstatt Mineralwasser runterzuschlucken. Ausreichend Flüssigkeit bedeutet in dem Fall, dass das Haften von Tabletten oder Kapseln in der Speiseröhre verhindert wird. Das Wasser führt zudem dazu, dass sich der Wirkstoff schnell freisetzt. Mineralwasser enthält mitunter viele Salze, welche im Allgemeinen für den menschlichen Körper positiv sind, aber bei einer Tabletteneinnahme zur stabilen Komplexbildung führen kann, sodass diese dann zu groß sind und nicht durch die Darmwand in den Blutkreislauf gelangen können, weswegen dazu geraten wird, lieber Leitungswasser zu trinken, wenn Arzneimittel eingenommen werden sollen. Darüber hinaus sollten auch als „Flüssigkeit“ keine Milch, kein Alkohol oder Grapefruitsaft getrunken werden, um eine Tablette runterzuschlucken: Milch hat einen hohen Kalziumanteil und ist deshalb genauso wie Mineralwasser ungeeignet zum Pillenspülen. Auch können Käse, Joghurt und Quark die Wirkung einiger Medikamente stören. Von selbst sollte sich verstehen, dass man keine Medizin mit einem ordentlichen Schluck Bier oder Wein runterspülen sollte: Alkohol kann, aufgrund des Ethanols, Medikamentenwirkungen hemmen oder verstärken. Das gilt im Übrigen auch am Morgen danach, wenn man bei bestehendem Kater eine Tablette einnehmen möchte: Der Alkohol des Vorabends kann sich nämlich noch in der Blutbahn befinden. Auch Grapefruitsaft sollte gemieden werden: Dieser kann nämlich die Wirkung von Medikamenten um bis zu 70 Prozent steigern und folglich zu bedrohlichen Reaktionen führen. 4. Den richtigen Zeitpunkt finden Unsere Körperfunktionen sind, bedingt durch Hormone und Stoffwechselvorgänge, tageszeitlichen Schwankungen ausgesetzt, weswegen Medikamente nicht zu jeder Tageszeit gleich wirken. Beispiele hierfür sind:

  • Kortisonpräparate: diese werden am besten morgens eingenommen, da die körpereigene Produktion hier am größten ist, sodass die Präparate zu der Tageszeit die geringsten Nebenwirkungen zeigen
  • Antirheumatika: diese sollte man nach Möglichkeit abends einnehmen, um der gefürchteten Morgensteifigkeit entgegen zu wirken
  • Antiastmatika: diese sind ebenfalls abends einzunehmen, da bei vielen Astmatikern nachts Atemnot besteht. So können die Medikamente einem Asthmaanfall entgegenwirken
  • Säureblocker: Säureblocker sind bei Überproduktion von Magensäure am besten nach der Mahlzeit oder vor dem Schlafengehen einzunehmen

Die oben genannten Beispiele sind nur allgemeine Hinweise. Sofern der behandelnde Arzt andere Empfehlungen gegeben hat, sollte sich der Leser an die des behandelnden Arztes halten.

Tablettenschlucken leicht gemacht

Nicht selten lösen Tabletten einen Würgereiz aus, bleiben im Rachen hängen oder können sogar Erbrechen auslösen. Die unterschiedlichen Größen und Formen erschweren es zudem noch mehr, Tabletten runter zu schlucken. Mit dem sogenannten Flaschen-Trick oder Kapsel-Nick-Trick könnte es in Zukunft klappen: Beim Flaschen-Trick ist der Kopf leicht nach hinten geneigt, und die Tablette befindet sich auf der Zunge. Nun umschließt man mit den Lippen fest eine mit Wasser gefüllte Plastikflasche und saugt kräftig an der Flasche, sodass die Tablette in einem Zug mit dem Wasser geschluckt werden kann. Beim Kapsel-Nick-Trick legt man die Tablette ebenfalls auf die Zunge und nimmt einen großen Schluck Wasser. Zunächst wird das Wasser aber nicht runtergeschluckt, sondern verbleibt im Mund. Nun neigt man den Kopf leicht zur Brust und schluckt dann mit dem Wasser die Kapsel hinunter.

Ein Medikationsplan für eine sichere Tabletteneinnahme

Es gibt Patienten, die nicht nur ein Arzneimittel täglich einnehmen, sondern auf eine tägliche Einnahme von mehreren unterschiedlichen Tabletten angewiesen sind. Schnell können Betroffene den Überblick in Bezug auf Dosierung und Zeitplan verlieren. Für eine sichere Einnahme kann ein Medikationsplan Orientierung geben, der nach aktuellem Stand der Verbraucherzentrale Pflicht geworden ist. Diejenigen Patienten, die gleichzeitig drei und mehr vom Arzt verordnete Medikamente einnehmen, haben Anspruch auf einen Medikationsplan, welcher Hilfestellung bietet bei der richtigen Einnahme von Tabletten, aber auch Kapseln, Zäpfchen und Co. Viele Patienten haben bislang schon Medikationsplänen von ihren Apothekern und behandelnden Ärzten ausgehändigt bekommen, seit Ende März 2017 ist nun ein standardisierter Pillenplan auf dem Markt: Ärzte und Apotheker sind verpflichtet einen einheitlichen Medikationsplan mit vorgegeben Standards zu erstellen, der verbindlich ist. Mit der Vereinheitlichung des Pillenplans soll erreicht werden, dass die Tabletteneinnahme sicherer verläuft: In dem Medikationsplan werden sämtliche Angaben zu den verordneten Präparaten aufgeführt; zu diesen zählen Handelsname, Wirkstoffe, Wirkstärke, die Darreicherungsform, die verordnete Einnahme sowie Hinweise und Informationen für die Verordnung der Medikation. Pflichtangaben auf dem Medikationsplan sind auch Name und Geburtsdatum des Patienten sowie Kontaktdaten des ausstellenden Arztes und Datum des Ausdrucks. Der Medikationsplan kann nicht nur vom Hausarzt oder niedergelassenen Arzt verwendet werden, sondern auch von Ärzten im Krankenhaus geändert oder ergänzt werden. Das Ziel ab 2018 ist zudem, dass Medikationspläne über die Gesundheitskarte elektronisch abrufbar sein sollen.

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

2 Kommentare

J. Ehresmann – Dienstag, 23. Januar 2018
Liebe Leserin, es freut mich, dass der Artikel hilfreich für Sie gewesen ist. Leider kann ich Sie dahingehend nicht beraten, ob bei Ihrer Tabletteneinnahme Wechselwirkungen zu erwarten sind oder sogar ein Verlust der Wirkung auftreten kann. Ich möchte Ihnen meine Empfehlung aussprechen, sich in diesem Fall an Ihren Arzt oder Apotheker zu wenden. Alles Gute für Sie und herzliche Grüße
Refigura – Mittwoch, 17. Januar 2018
Obiger Artikel war mir eine grosse Hilfe, ich habe ihn gleich ausgedruckt. Ich habe noch eine Frage. Ich nehme Refigura. Kann ich dies mit meinen Blutdruck-und Eutyrox zusammen nehmen, oder verlieren diese die Wirkung, ähnlich wie L 112. Danke für Ihre Hilfe HELLA

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