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PCO-Syndrom: Häufigste Hormonstörung bei der Frau

Kommentar schreiben Aktualisiert am 11. Juni 2018

Das Polyzystischen Ovarialsyndrom, auch PCO-Syndrom genannt, zählt zur häufigsten Hormonstörung bei der Frau und kann Ursache eines unerfüllten Kinderwunsches sein. Was versteht man unter dem PCO-Syndrom? Welche Symptome liegen vor? Welche Behandlungsmaßnahmen können durchgeführt werden? Mehr zum PCO-Syndrom im folgenden Beitrag.

Definition: PCO-Syndrom

Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) wird auch Stein-Leventhal-Syndrom genannt. Es handelt sich um eine Stoffwechselstörung mit Assoziation zum metabolischen Syndrom: der Symptomenkomplex aus Amenorrhoe (dem Ausbleiben der Menstruation) bis Oligomenorrhoe (der Menstruationszyklusstörung bzw. zu seltener Menstruationsblutung), Adipositas und Hyperandrogenismus (der Überproduktion von männlichen Geschlechtshormormonen) und wurde erstmals 1935 von Stein und Leventhal beschrieben. Eine einheitliche Definition zum PCO-Syndrom existiert nicht. Auch gibt es keine einheitliche Vorgabe zum Umgang mit der Symptomatik. Die Konferenz der „European Sociaty of Human Reproduction an Embryology“ (ESHRE) und der “American Society for Reprodoductive Medicine” (ASRM) aus dem Jahr 2003 in Rotterdarm kam zum Beschluss, dass beim Vorliegen von mindestens zwei der drei Kriterien, die Diagnose PCO-Syndrom gestellt werden darf:

  1. Oligo- und/oder Anovulation: Das Vorliegen unregelmäßiger Zyklen (Zeitabstände der Menstruationen betragen länger als 35 Tage) und/oder Ausbleiben des Eisprungs (Amenorrhoe ist das Ausbleiben der Menstruation).
  2. Virilisierung durch Hyperandrogenismus: Die Virilisierung, die sogenannte „Vermännlichung“, ist das klinische Zeichen eines erhöhten Androgenspiegels. Virilisierungserscheinungen sind unter anderem ein männliches Behaarungsmuster sowie eine maskuline, tiefe Stimmveränderung.
  3. Polyzystische Ovarien: Kleine, perlschnurig angeordnete, randständige Zysten („neck lace sign“) an den Eierstöcken und ein hyperdenses verdicktes Ovarialstroma (verdickte Bindegewebszüge an den Eierstöcken).

Nach der Rotterdamer-Kriterien ist somit auch eine Diagnosestellung möglich, wenn auch keine Zysten im Ovar (dem Eierstock) vorliegen, sofern Kriterium 1 und Kriterium 2 erfüllt sind. Die Prävalenz des PCO-Syndroms im gebärfähigen Alter beträgt 4-12 Prozent und ist damit die häufigste endokrinologische Erkrankung von Frauen im reproduktionsfähigen Alter. Das Krankheitsbild manifestiert sich zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr

Was sind die Ursachen des PCO-Syndroms?

Die Ursachen des PCO-Syndroms sind bisher nicht vollständig geklärt. Als Ursache des Syndroms wird unter anderem ein gestörter Insulinstoffwechsel vermutet, da eine herabgesetzte Empfindlichkeit gegen Insulin beim PCO-Syndrom beobachtet wird. Es kommt zu einer peripheren Insulinresistenz, welche ein Ausdruck der Hyperinsulinämie (einer hohen Konzentration von Insulin im Blut) ist. Dadurch kommt es zum Einen zur Adipositas und zum Anderen führt die Hyperinsulinämie dazu, dass Insulin die ovarielle Androgenproduktion (Hormone, die die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale steuern) in den Thekazellen steigert. Die Folge ist ein Ungleichgewicht zwischen den Androgenvorstufen und den daraus entstehenden Östrogenen in den Granulosazellen. Die LH/FSH-Freisetzung (FSH = follikelstimulierendes Hormon) verschiebt sich zugunsten von LH (luteinisierendes Hormon): Eine dauerhaft gesteigerte LH-Sekretion führt zur follikulären Selektionsstörung. Dabei wird aus den im normalen Zyklus entstehenden mehreren Follikeln nicht mehr ein dominanter Follikel ausgewählt und weiterentwickelt – ein verlängerter Zyklus, ein fehlender Eisprung, sind die Folge. Durch die Freisetzung der vermehrten Androgenvorstufen kommt es zur Vermännlichung der Frau durch starke Androgeneinwirkung. Auch eine reaktive Erhöhung der Östrogenproduktion ist möglich.

Was sind die Symptome des PCO-Syndroms?

Beim PCO-Syndrom handelt es sich um eine Beschreibung von mehreren Symptomen, man spricht von einem Symptomenkomplex. Folgende Symptome können unter anderem in Erscheinung treten:

  • Zyklusstörungen:
    • Primäre Amenorrhoe: Nicht-Eintreten der ersten Regelblutung
    • Oligo- und/oder Anovulation mit der Folge: Fertilitätsstörung bzw. Sterilität
  • Virilisierungerscheinungen:
    • Hirsutismus (männlicher Behaarungstyp): Ausdehnung der Schamhaargrenze, Behaarung der Brust, Barthaare im Gesicht
    • Seborrhoe (fettige Haut)/ Akne
    • Androgenische Alopezie: Haarausfall vom maskulinen Typ
    • Stimmveränderung: tiefe, maskuline Stimme
    • Klitorishypertrophie
  • Metabollisches Syndrom:
    • Adipositas
    • gestörte Glukosetoleranz
    • 10% der Fälle entwickeln einen Diabetes mellitus Typ II

Zu erwähnen ist, dass alle Störungen, welche mit Zyklusstörungen und Virilisierungserscheinungen verbunden sind, auch mögliche Differentialdiagnosen darstellen können und vor der Diagnostestellung PCO-Syndrom ausgeschlossen werden müssen. So kann es sich zum Beispiel auch um Ströungen der Cortisolsynthese durch ein Adrenogenitales Syndrom handeln oder es können Androgenproduzierende Tumore vorliegen.

Die Diagnostik des PCO-Syndroms

Wichtiger Baustein in der medizinischen Diagnostik ist zunächst das ausführliche Anamnesegespräch, in welchem unter anderem folgende Fragestellungen beantwortet werden: Ist ein Menstruationszyklus vorhanden? Sind Schmier-/Zwischenblutungen zu beobachten? Werden aktuell Medikamente eingenommen? In der körperlichen gynäkologischen Untersuchung wird die bimanuelle Tastuntersuchung (vaginal und abdominal) sowie eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, die Aufschluss über Lage, Form, Größe und Konsistenz von Uterus, Adnexe und Parametrien bringen kann. Zudem können im Ultraschallbefund zahlreiche echoleere Zysten an den Ovarien festgestellt werden. In der labormedizinischen Blutuntersuchung wird eine Hormonanalyse von den Hormonen Östradiol, Progesteron, Prolaktin, FSH, LH, DHEA-S, Testosteron und Schilddrüsenhormonen durchgeführt. Die Hormonkonzentrationen können beim PCO-Syndrom unterschiedlich ausfallen, wobei in der Regel folgende Veränderungen typisch sind:

  • Zentrale Hormone:
    • LH-Dominanz
    • FSH-Erniedrigung
  • Periphere Hormone
    • Testosteron hoch
    • Östrogen hoch
    • Progesteron erniedrigt oder normal

Wie sieht die Therapie bei einem PCO-Syndrom aus?

Die Behandlung des PCO-Syndroms richtet sich danach, ob ein Kinderwunsch besteht oder nicht. Bei jungen betroffenen Frauen mit bestehendem Kinderwunsch wird zunächst symptomatisch behandelt mit dem Ziel den Menstruationszyklus zu regulieren und die Virilisierungserscheinungen zu begrenzen sowie eine frühzeitige korrekte Einstellung des Blutzuckers zu erreichen. Die Einnahme folgender Medikamente wird empfohlen:

  • Orale Kontrazeptiva (Verhütungsmittel über den Mund, umgangssprachlich die "Pille"), bevorzugt mit dem Inhaltsstoff Progesteron Dienogest, da es eine gute antiandrogene Wirkung hat
  • Glucocorticoide
  • Metformin

Um schwanger werden zu wollen, ist das Absetzen der Kotrazeptiva natürlich erforderlich sowie eine Follikelstimulation, beispielsweise mit Clomifen hilfreich. Da beim PCO-Syndrom zwar der Regelkreislauf des Menstruationszyklus gestört, aber die Funktion der Eierstöcke nicht per se eingeschränkt ist, kann medikamentös die Follikelreifung und der Eisprung reguliert werden, sodass eine Erfolgsrate der Kinderwunschbehandlung bei Patientinnen mit PCO-Syndrom gegeben ist. Nicht zu vernachlässigen ist, dass ein Risiko einer Überstimulation besteht und eine daraus resultierende Mehrlingsschwangerschaft möglich sein kann.

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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