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Wie gut sind Süßstoff und Light-Produkte?

1 Kommentar Aktualisiert am 21. September 2015

Ungesühnt Schlemmen und Schlürfen dank light, zero & Co? Weit gefehlt. Auch wenn Fett reduziert und Zucker durch Süßstoff ersetzt werden, muss es auf der Waage nicht unbedingt bergab gehen. Wenn, dann eher mit der Gesundheit. Was auf jeden Fall reduziert wird, ist das schlechte Gewissen. Schließlich kann man ungehemmt zuschlagen, wenn Eis und Chips fettreduziert und die leckeren Kekse zuckerfrei sind. Süßstoffe schädigen die Zähne nicht und haben null Kalorien. Light-Produkte versprechen Gewichtsreduktion ohne Verzicht. Aber sind sie wirklich so unbedenklich, wie uns weisgemacht wird? Hier erfahren Sie alles über die vermeintlichen Schlankmacher.

Was sind Süßstoffe?

Süßstoffe sind sehr praktisch. Sie enthalten keine Kalorien und ihre Süßkraft übersteigt die des Haushaltszuckers um das 30- bis 37000-fache. Nicht zu verwechseln sind sie mit Zuckeraustauschstoffen wie Fruktose (Fruchtzucker), Sorbit und Xylit. Diese werden aus natürlichen Rohstoffen gewonnen und enthalten ca. 40% weniger Kalorien als Zucker. Auch haben sie eine geringere kariesfördernde Wirkung. Süßstoffe werden synthetisch hergestellt. Die Ausgangsstoffe können natürlicher und chemischer Herkunft sein. In der EU sind derzeit folgende Süßstoffe zugelassen: Acesulfam K, Advantam, Aspartam, Aspartam-Acesulfam-Salz, Cyclamat, Saccharin, Sucralose, Thaumatin, Neohesperidin DC, Neotam und Steviaglykoside. Süßstoffe werden vor ihrer Zulassung auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit hin überprüft.

Was ist der ADI-Wert?

Als Wert der Tagesmenge, die unbedenklich ein Leben lang aufgenommen werden kann, wurde der ADI-Wert (acceptable daily intake) festgelegt. Der Süßstoff wird Mäusen und Ratten in immer höheren Dosen verfüttert, bis gesundheitliche Schäden auftreten. Die Tagesdosis, ab der krankhafte Prozesse bis hin zu Krebs bei den Nagern auftreten, wird sicherheitshalber durch 100 dividiert und wir haben den ADI-Wert pro Kilogramm Körpergewicht für den Menschen. Also: Tagesaktuelles Körpergewicht ermitteln. ADI-Wert der Süßstoffs googeln und damit multiplizieren. Die berechnete Menge können Sie täglich ohne gesundheitliche Schäden zu sich nehmen. Nur, wie viel von dem Süßstoff ist eigentlich in dem Keks? Erschwert wird die Rechenaufgabe dadurch, dass oft mehrere Arten von Süßstoff in einem Lebensmittel verarbeitet werden.

Aspartam

Aspartam, auch NutraSweet, Canderel oder E951 genannt, ist der bekannteste und umstrittenste Süßstoff. Die offiziellen Stellen deklarieren ihn als unbedenklich, die Gegenstimmen als krebserregend. Aspartam wird im Körper u.a. in Methanol abgebaut. Aus diesem entsteht krebserregendes Formaldehyd, das vom Körper nicht abgebaut, sondern gespeichert wird . Die amerikanische FDA (Food and Drug Administration) hat u.a. folgende Symptome für eine Aspartam-Vergiftung veröffentlicht: Angstzustände, Asthma, Schwindel, Juckreiz, Zittern, Migräne, chronische Müdigkeit, Impotenz, Tinnitus, Haarausfall, Durchblutungsstörungen, Augenprobleme, Gewichtszunahme und 79 weitere mehr. Das hat sie nicht davon abgehalten, den Stoff zuzulassen.

Wie steht es mit dem Blutzuckerspiegel?

Erhält das Gehirn die Botschaft, dass Süßes mit der Nahrung aufgenommen wird, wird Insulin ausgeschüttet, das den zu erwartenden Zucker aus dem Blut in die Zellen transportiert. Dadurch wird eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels vermieden und die Zellen werden mit Energie versorgt. Bei Süßstoff wird die Energiezufuhr nur „vorgegauckelt“. Es kommt aber gar kein Zucker. Dennoch wird Insulin ausgeschüttet, Zucker aus dem Blut in die Zellen manövriert und der Blutzuckerspiegel sinkt. Das bedeutet Hunger bis Heißhungerattacken. Es gibt auch Gegenstimmen, die behaupten, dass kaum Insulin ausgeschüttet wird und es nicht zum Unterzucker kommt. Beide Seiten haben ihre Studien durchgeführt und vorgelegt. Schlüssig scheint die erste Variante, wenn man die Ergebnisse von Tierversuchen betrachtet.

Machen Süßstoffe dick?

Laut der Futtermittelverordnung schon. Dort ist der Süßstoff Saccharin als Aroma- und appetitanregender Stoff bei der Aufzucht von Ferkeln zugelassen. Er wird mit dem Werbeslogan „Süßstoffe erhöhen Gewicht und Gewinn“ propagiert und trägt erfolgreich zur Mast bei. Auch bei Ratten macht Saccharin dick. Bei einem Experiment von Susan Swithers und Terry Davidson an der Purdue-Universität in West Lafayette bekamen je eine Gruppe der Nager Joghurt mit Zucker und Joghurt mit Süßstoff. Die Süßstoff-Gefütterten fraßen nach dem Experiment mehr kalorienreiche Nahrung als die Zucker-Kandidaten und nahmen an Gewicht zu. Da keine Verbindung mehr zwischen Süße und Kalorienzufuhr besteht, so die Forscher, fährt der Körper bei weiteren süßen Mahlzeiten, auch ohne Süßstoff, die Verdauung nicht mehr richtig hoch. Die Nahrung wird nicht ausreichend verwertet und der Körper verlangt noch mehr Süßes als zuvor. Die verminderte Verdauungsaktivität nach einer Zeit der Süßstoffaufnahme wird auch durch eine unterschiedliche Kerntemperatur der Ratten dokumentiert. Die Forscher gehen davon aus, dass die Verdauungsaktivität auch durch andere Süßstoffe herabgesetzt wird.

Light-Produkte

Aufschriften wie „leicht“ und „balance“ lassen auch den Käufer sich gleich viel leichter fühlen. Weniger Fett, kein oder kaum Zucker, hat so etwas Gesundes und klingt sehr verlockend. Man kann guten Gewissens ein paar Scheiben Wurst mehr auflegen und sich beim spannenden Krimi die fettreduzierten Chips so richtig schmecken lassen. Jeder vierte Bundesbürger greift zu Light-Produkten. Laut Stiftung Warentest sind die Kalorienbomben Eis, Kakaogetränkepulver, Chips und Kekse allerdings nicht wesentlich energieärmer als ihre Vollblut-Pendants. Als light darf jedes Lebensmittel bezeichnet werden, bei dem der gesamte Kaloriengehalt oder eine Zutat, meist Fett oder Zucker, um 30% reduziert ist. Wird bei Chips und Eis der Fettgehalt heruntergeschraubt, kann ohne Probleme die Menge an Zucker zur Geschmacksverbesserung erhöht werden, ohne dass an dem Light-Etikett gerüttelt wird.

Ähnlich sieht es bei zuckerarmen Keksen aus. Da mit Süßstoff das gewünschte Volumen nicht erreicht werden kann, greift man zu Sirupen, die auch nicht viel weniger Kalorien haben. Weniger Fett heißt auch oft weniger Geschmackserlebnis, das durch Zucker, Süßstoff und Aromen wieder ausgeglichen werden muss. Da auch die Konsistenz leidet, werden Bindemittel zugesetzt. Abgesehen von dem fragwürdigen Gesundheitseffekt der Zusatzmittel, stellt sich die Frage, wieviel Kalorien letztendlich durch den Fettverzicht noch gespart werden.

Was Fett spart, ohne dass im Gegenzug Geschmacksausgleich durch andere Energieträger hergestellt werden muss, sind fettreduzierte Wurst und fettarmer Käse. Bei letzterem kann aber über die Konsistenz und den etwas faden Geschmack gestritten werden. Wird die Fettreduktion allerdings durch eine doppelte Lage auf dem Brot ausgeglichen, in der Hoffnung, dass es dann besser schmeckt, ist auch hier der erwünschte Erfolg dahin.

Fazit

Wer schlank und rank sein will, kommt an den Klassikern regelmäßige Bewegung, die Spaß macht, und abwechslungsreiche Vitalkost nicht herum, auch wenn es langweilig klingen mag. Der Körper will optimal versorgt sein. Dann läuft er auch wie geschmiert und setzt sicher nicht so schnell Fettpölsterchen an wie beim unmäßigen Konsum von Süßstoff und Konsorten.

Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

1 Kommentare

Elisa – Mittwoch, 23. September 2015
"Nicht zu verwechseln sind sie mit Zuckeraustauschstoffen wie Fruktose (Fruchtzucker), Sorbit und Xylit. Diese werden aus natürlichen Rohstoffen gewonnen und enthalten ca. 40% weniger Kalorien als Zucker." Fructose ist lediglich in natürlichen Lebensmitteln ein natürlicher Rohstoff. Synthetischer Fruchtzucker ist unnatürlich. Für beide Arten gilt, dass sie nicht ca. 40% weniger Kalorien als Haushaltszucker, der zur Hälfte aus Fructose besteht, haben.

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