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Verschiedene Methoden der Brustrekonstruktion

Kommentar schreiben Aktualisiert am 20. Mai 2018

Bei einer Brustrekonstruktion handelt es sich um die plastische Wiederherstellung einer amputierten Brust. Vor allem in Folge einer Krebserkrankung oder Fehlbildung kann der Eingriff notwendig sein. Dabei stehen dem Operateur verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung die Brust zu bilden. Lesen Sie im folgenden Beitrag, welche Operationsverfahren für eine Brustrekonstruktion in Frage kommen und welche Vor- und Nachteile bestehen.  Brustkrebs ist die Hauptursache für eine Brustamputation (Mastektomie). Das Entfernen der Brust (einseitig oder beidseitig) stellt für viele Betroffene eine psychische Belastung dar – sie fühlen sich nach der Entfernung der Brust weniger weiblich oder unwohl. Daher wird in den meisten Fällen eine Brustrekonstruktion durchgeführt. Diese kann

  • im selben Eingriff wie die Amputation oder
  • zu einem späteren Zeitpunkt

durchgeführt werden. Für die Rekonstruktion ist es sinnvoll, das Ende der Krebstherapie abzuwarten. Ist die Behandlung mit der Brustabnahme abgeschlossen, kann in einem Eingriff der Busen künstlich wiederhergestellt werden.

Operationstechniken für eine Brustrekonstruktion

Für eine Rekonstruktion der weiblichen Brust kommen verschiedene Eingriffe in Frage. Zunächst muss geprüft werden, ob sich eine Rekonstruktion aus Eigengewebe, Fett oder einem Implantat eignet. Das ist von Frau zu Frau verschieden. Brustgröße und die körperliche Konstitution spielen bei der Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle. Der Eingriff sollte niemals ohne ausführliche Beratung durch einen plastischen Chirurgen geschehen. Im besten Fall ist der Operateur von Beginn der Krebsbehandlung mit an Bord und kennt Krankheitsverlauf und Patientin. Prinzipiell gibt es drei Varianten:

  • Implantatrekonstruktion (Silikon-Brustimplantate)
  • Eigengewebsrekonstruktion (Wiederherstellen der Brust aus eigenem Körpergewebe)
  • Eigenfetttransplantation (Einspritzen körpereigener Fettzellen in die Brust)

Laut den Experten der Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) sind die Eigengewebsrekonstruktionen zwar aufwändiger, liefern aber in der Regel natürliche und dauerhafte Ergebnisse als Implantate.

Implantation: Rekonstruktion mit Silikonimplantaten

Bei einer Rekonstruktion der Brust mittels Implantaten muss zunächst geprüft werden, ob genug Hautgewebe vorhanden ist, um das Silikonkissen einzusetzen. Sollte das nicht der Fall sein, muss die Haut zunächst gedehnt werden. Dazu wird ein Expander unter der Haut eingesetzt, der innerhalb mehrerer Wochen zunehmend mit Flüssigkeit gefüllt wird, bis die gewünschte Größe erreicht ist. Die Haut dehnt sich nach und nach mit und es ist schließlich genug Platz für das Implantat. Es handelt sich um ein technisch einfaches Verfahren, bei dem keine zusätzlichen Narben entstehen sollten. Das Implantat wird auf oder unter dem Brustmuskel eingesetzt. Es besteht die Gefahr einer Kapselfibrose. Dabei reagiert der Körper auf den Fremdkörper und bildet eine Bindegewebsschicht, um ihn abzukapseln. Diese Kapsel kann verhärten und zu einer festeren Brust führen. Die Verhärtung kann kaum Beschwerden, allerdings auch Schmerzen verursachen, sodass eine Korrekturoperation notwendig sein kann. Durch die inzwischen große Vielfalt an Implantaten kann die Brust bei diesem Eingriff in ihrer Größe an die gesunde Brust angeglichen werden – optisch liefert diese Operationsvariante gute Resultate. Patientinnen berichten dennoch von einem anderen Gefühl in der Brust – das Implantat wird sich eher nicht wie ein echter Busen anfühlen.

Eigengewebsrekonstruktion: Gewebe wird zu Brust modelliert

Für eine Rekonstruktion der Brust mit körpereigenem Gewebe kommen verschiedene „Spender-Stellen“ in Frage. Meist wird dabei Haut-, Muskel- und Fettgewebe entnommen und an der Brust wieder eingesetzt. Eine Ausnahme bildet das sogenannte „gestielte TRAM-Lappen“-Verfahren: Dabei wird das zu transplantierende Gewebe nicht komplett vom Körper getrennt, sondern bleibt mit der ursprünglichen Stelle verbunden. Dort werden die Blutgefäße angeschlossen. TRAM: Transverse Rectus Abdominis Muscle Flap Hierbei wird Eigengeweben aus dem Unterbauch entnommen. Eine querverlaufende Spindel aus Muskel (Gerader Bauchmuskel, Rectus abdominis), Haut und Fettgewebe wird entfernt und an der Brust wieder angesetzt. Die Bauchdecke ist durch die Entnahme des Muskels geschwächt und es kann zu einer Bauchdeckenschwäche kommen. Bei einer muskelsparenden Variante dieses Verfahrens, wird der Muskel nicht komplett entfernt, sondern lediglich ein kleiner Teil abgelöst, der die Blutgefäße enthält. Dadurch bleibt die Muskelfunktion des Unterbauchs weitgehend erhalten und Komplikationen sind unwahrscheinlicher. Für diesen Eingriff müssen allerdings ausreichend Blutgefäße im Unterbauchgewebe vorhanden sein. DIEP: Deep Inferior Epigastric Perforator Flap Die DIEP-Lappenplastik ist in den meisten Fällen das Mittel der Wahl des Operateurs. Auch hier wird eine querverlaufende Muskelspindel aus Haut, Fettgewebe und Blutgefäßen entnommen. Im Gegensatz zum TRAM-Verfahren wird der Muskel allerdings nicht entnommen, sondern nur gespalten, um die Blutgefäße zu entnehmen. Durch eine Straffung der Bauchdecke wird die Stelle wieder verschlossen, es bleibt eine horizontale Narbe am Bauch. S-GAP/I-GAP: Superior beziehungsweise Inferior Gluteal Artery Perforator Flap Bei diesem Eingriff wird das Transplantat aus dem Gesäß entnommen. Bei einer S-GAP Operation stammt das Gewebe aus dem oberen Gesäß. Dieser Eingriff kommt vor allem für sehr schlanke Frauen in Frage, die am Unterbauch nicht ausreichend Fettgewebe besitzen.  Es bleibt eine Narbe zurück, die Größe hängt von der Größe des entnommenen Gewebestücks ab. TMG: Transverse Musculocutanaeus Gracilis Flap Diese Methode umfasst die Entfernung einer horizontalen Haut- und Muskelspindel an der Innenseite des Oberschenkels. Auch ein Muskel wird dabei entnommen – seine Funktion können die übrigen Beinmuskeln ausgleichen. Dieses Verfahren ist nur für Frauen geeignet, die einen Überschuss am Oberschenkel aufweisen. Besonders schlanke Frauen fallen meist aus dem Raster. Bei einer Oberschenkelstraffung wird die entstandene Wunde geschlossen, sodass nur eine horizontale Narbe bleibt. Vor allem bei einer beidseitigen Rekonstruktion kommt dieses Verfahren zum Einsatz.

Eigenfett Spritzen: Ein seltener Eingriff

Durch den Fortschritt der Medizin ist es inzwischen möglich, das Brustvolumen durch das Einspritzen von Eigenfett wiederherzustellen.  Das Fettgewebe wird an einer geeigneten Körperstelle abgesaugt und anschließend in die Brust injiziert – sofern genug Hautgewebe an der Brust vorhanden ist. Wenn das nicht der Fall ist, kann auch hierbei zunächst ein Expander eingesetzt werden. Nach dem Eingriff wird der Körper einen Teil des eingespritzten Fettes abbauen – die Gefahr einer Kapselfibrose besteht allerdings nicht. Da es sich um körpereigenes Gewebe handelt ist mit keiner Abstoßungsreaktion zu rechnen. Ist nach dem Abbau des Gewebes die gewünschte Brustgröße noch nicht erreicht, muss gegebenenfalls ein zweiter Eingriff erfolgen.

Die Brustwarze modellieren

In einer folgenden Operation kann eine Brustwarze rekonstruiert werden, um ein natürliches Ergebnis zu erzielen. Die Sensibilität der Brustwarze kann dieser Eingriff zwar nicht wiederherstellen, doch eine natürlich aussehende Brust ist durchaus möglich. Dazu wird unter einer lokalen Betäubung Haut- und Unterhautgewebe an einer anderen Körperstelen entnommen und daraus eine Brustwarze geformt. Hat die Patientin große Nippel, kann beim sogenannten „Nipple Sharing“ die gesunde Brustwarze geteilt und auf die künstliche Brust transplantiert werden. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass die gesunde Brustwarze an Sensibilität verliert. Durch das Tätowieren der künstlichen Brustwarze kann die Farbe einer gesunden Brust nachempfunden werden.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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