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Menschen mit Behinderung - im Alltag und im Berufsleben

Kommentar schreiben Aktualisiert am 29. Januar 2019

Der Begriff „Behinderung“ beschreibt einen Zustand, bei der die Teilhabe einer Person am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben eingeschränkt sein kann. Aber Behinderung und Erfolg im Berufsleben müssen sich nicht unbedingt ausschließen. Auch eine gelungene Integration von Menschen mit Handicap ist möglich. Genauso haben Menschen mit Behinderung Anspruch darauf, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, wie jeder andere auch. Mit was müssen Menschen mit Behinderung heute noch kämpfen? Welche Vorurteile bestehen nach wie vor? Welche Hilfestellungen können geboten werden? Mehr im folgenden Beitrag.

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Definition einer Behinderung 

Nach Sozialgesetzbuch IX, §2, Abs.1 lautet die Definition von einer Behinderung:

„Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Sie sind von einer Behinderung bedroht, wenn die Beeinträchtigung zu erwarten ist und länger als sechs Monate besteht.“

 

Bei der Definition des Sozialgesetzbuches ist es nicht von Bedeutung, ob die Behinderung angeboren, infolge eines Unfalls oder aufgrund einer Krankheit entstanden ist.  Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt vier Bereiche, die eine Behinderung bedingen können und so den Begriff Behinderung definieren:

 

  • Impairments (Schädigung): Wenn die Körperfunktion oder bestimmte Körperstrukturen nicht mehr funktioniert und das System des Körpers beeinträchtigt ist, wird dies als Schädigung bezeichnet.
  • Activity (Maß der Aktivität, persönliche Verwirklichung zu erreichen): Wenn ein Mensch Schwierigkeiten hat, eine Handlung durchzuführen, wird dies als Beeinträchtigung der Aktivität bezeichnet. 
  • Partizipation (Maß der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben): Wenn ein Mensch Probleme hat, in Lebenssituationen mit einbezogen zu werden, dann ist die Teilhabe beeinträchtigt.
  • Kontextfaktoren (soziale, physikalische und einstellungsbezogene Faktoren aus der Umwelt die die Gestaltung des Lebens beeinflussen): Ob und wie ein Mensch beehindert ist, ist auch von der Umwelt abhängig und der wechselseitigen Beeinflussung der oben erwähnten Faktoren.

 

Wie sieht der Alltag mit einer Behinderung aus? 

Es gibt viele Situationen, in denen man als Mensch mit Behinderung im Alltag auf Probleme stößt: als Rollstuhlfahrer sei es beispielsweise das Ein- oder Aussteigen an Bushaltestellen oder in Straßenbahnen, der Bahnhofeinstieg, wenn es keinen Aufzug gibt oder dieser außer Betrieb ist, das Einkaufen, das Öffnen von nicht automatischen Türen, zu enge Türen, zu hohe Bordsteine, in Bäckereien nicht beachtet zu werden, weil der Tresen so hoch ist, oder auch von anderen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes nur „hin-und-hergeschubst“ und nicht gesehen zu werden, sind Einschränkungen im Alltag. Sehbehinderten Menschen fehlt es beispielsweise häufig in großen Gebäuden an Leitstreifen, an denen sie sich orientieren können. Hörbehinderten Menschen mangelt es an induktiven Höranlagen oder Gebärdendolmetschern. Und so zieht sich das Spektrum durch alle Behinderungen und Lebensbereiche. Und von einer kompletten Barrierefreiheit ist man nach wie vor noch weit entfernt: Es besteht nach wie vor Nachholbedarf, der natürlich auch mit Kosten verbunden ist. Menschen mit Behinderung sind nicht unbedingt eingeschränkt, sie werden von der Gesellschaft eingeschränkt, weil ihnen die Möglichkeiten (aufgrund der oben genannten Beispiele) fehlen, ein Leben eigenständig zu gestalten – sie werden durch ihre Umgebung und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eingeschränkt. Hilfestellungen müssen insofern geboten werden, dass die Umgebung, die Infrastruktur, die Gebäude zunehmend behindertengerecht ausgebaut wird.

 

Auch unter der Ausgrenzung müssen viele Menschen mit Behinderung nach wie vor leiden. Derweilen findet zum Beispiel Ausgrenzung aus Angst, etwas falsch zu sagen oder machen, statt. Dabei sind Menschen mit Behinderung viel mehr daran interessiert, auch integriert zu werden; und in diesem Fall kann man auch durchaus mal etwas Falsches sagen. Nichtbehinderte Menschen nehmen Menschen mit einer Behinderung nicht selten als eine individuelle Person wahr, sondern sehen in erster Linie die Behinderung anstatt die Persönlichkeit, nämlich den Menschen, der beispielsweise gerade im Rollstuhl sitzt und vor einem an der Kasse steht. Und auch kommt es bedauerlicherweise weiterhin vor, dass Menschen mit Behinderung als andersartig empfunden und negative Eigenschaften zugeschrieben werden. Die Integration von Menschen mit Behinderung hängt von der Akzeptanzbereitschaft nichtbehinderter Menschen ab. Eine traurige Feststellung. Es ist falsch zu glauben, dass nichtbehinderte Menschen den Menschen mit einer Behinderung überlegen sind. Dem ist nämlich nicht so! Jeder Mensch hat das Recht, selbstbestimmt zu leben.

 

Menschen mit Behinderung im Beruf 

Grundsätzlich stehen jedem die gleichen Ausbildungswege offen, ob mit oder ohne Behinderung. Einschränkungen können sich aus einer Behinderung ergeben. Aber auch mit einem Handicap kann man Freude am Beruf haben und Herausforderungen trotz oder gerade mit Behinderungen mit Bravur meistern. Ein Beispiel für eine gelungene Integration von Menschen mit Handicap im Berufsleben ist Taktilographie zur Brustkrebs-Früherkennung: Immer mehr Praxen und Kliniken bieten ihren Patientinnen das Brustabtasten durch sehbehinderte Fachfrauen an. „Wer nicht gut sehen kann, kann besser fühlen“ – nach diesem Leitsatz werden blinde und sehbehinderte Frauen geschult, schon kleinste Veränderungen im Brustgewebe zu erkennen. „Discovering hands“, zu deutsch „Hände, die entdecken“ wurde gegründet und ausschließlich blinde und sehbehinderte Frauen werden zu medizinischen Tastuntersucherinnen ausgebildet, die viel früher als Ärzte, welche in einer Routineuntersuchung nur Tumore ab einem Durchmesser von 1,5 bis zwei Zentimeter finden können, Gewebeveränderungen erkennen können. Die medizinischen Tastuntersucherinnen (MTU) können bereits Befunde ab einer Größe von sechs Millimetern ertasten. Auch lehren sie Patientinnen das richtige Brustabtasten, damit die Selbstuntersuchung gelingt und Brustkrebs früh erkannt werden kann.

 

Grenzen im Kopf 

Fazit: Eine körperliche Behinderung bedeutet zwar eingeschränkt zu sein, mal mehr oder weniger. Aber die Lebensqualität und die Lebensfreude sollten niemals unter einer Behinderung leiden müssen. Aus diesem Grund ist es von großer Wichtigkeit, aktiv zu werden und aktiv zu bleiben, um Inklusion zu verwirklichen. An der Umsetzung einen Abbau von Hürden und Hemmnissen zu meistern, muss täglich gearbeitet werden. Damit Zusammengehörigkeit in allen Bereichen, Schule, Ausbildung, Beruf, Freizeit, gelingen kann.

 

Wichtig: Auch die Barriere in den Köpfen von Menschen ohne Behinderung ist eine große Hürde, die unbedingt beseitigt werden muss.

 

Bildnachweis:
©ELEVATE, pexels.com

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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