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Lupus: Wenn sich das Immunsystem gegen den Körper wendet

Kommentar schreiben Aktualisiert am 19. Januar 2016

Eine Krankheit die Narben hinterlässt: Lupus erythematodes bedeutet so viel wie „geröteter Wolf“. Den Namen verdankt das Krankheitsbild den Spuren, die es auf der Haut der Patienten hinterlässt. Hautveränderungen in Gesicht, Dekolleté und an den Händen erinnern an Wolfsbisse. Vor allem Frauen im gebärfähigen Alter sind betroffen. Die genaue Ursache für die Autoimmunerkrankung ist noch unklar – ein Zusammenhang mit dem Hormonspiegel wird vermutet. Lesen Sie hier, was die Krankheit verursacht, wie die Symptome aussehen und wie Ärzte die Krankheit behandeln. 

Die Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes (LE) gehört zu den rheumatischen Erkrankungen, genauer gesagt zu den Kollagenosen. Es handelt sich um einen relativ seltenen Defekt des Immunsystems. In Deutschland leben etwa 40.000 Menschen mit dem Defekt, dabei sind circa 80 Prozent Frauen zwischen dem 15. Und dem 45. Lebensjahr. Asiaten und dunkelhäutige Personen sind häufiger von der Krankheit betroffen. Das prominenteste Beispiel für Lupus ist Sänger Seal. Die genaue Ursache für die Abwehrreaktion ist bislang unklar. Es wird allerdings neben einer genetischen Veranlagung ein Zusammenhang mit dem Hormonhaushalt vermutet.

Lupus: Immunsystem greift Körperzellen an

Normalerweise wird das Immunsystem aktiv, wenn Krankheitserreger eindringen. Bei Lupus erythematodes geht es allerdings mit Antikörpern gegen körpereigene und gesunde Zellen vor und zerstört sie. Die Antikörper lagern sich an der gesunden Zellwand an und setzen Entzündungsstoffe frei. Deshalb zählt die Erkrankung zu den entzündlichen-rheumatischen Krankheiten des Bindegewebes (Kollagenosen).

Bei der kutanen Form der Krankheit ist nur die Haut betroffen. Es kommt zu Rötungen und Veränderungen vor allem im Gesicht, am Kopf und Hals und auf den Handrücken. Diese Form ist auch als Hautlupus bekannt. Der systemische Lupus hingegen kann den gesamten Körper betreffen. Die Entzündungsprozesse können dann auch in inneren Organen oder dem Gefäßsystem stattfinden und bleibende Schäden hinterlassen.

Lupus Symptome können unspezifisch sein

Der kutane Lupus zeichnet sich durch die Veränderung der Haut aus. Die häufigste Form ist der discoide LE. Hier kommt es zu rötlichen, schuppigen Veränderungen. Sie treten kreisförmig auf und kommen an Körperstellen vor, die oft Sonnenstrahlung ausgesetzt sind. Dazu gehören Gesicht, Kopf, Hals, Dekolleté und Arme.

Beim systemischen Lupus kommt es bei etwa der Hälfte der Fälle zu einem Ausschlag im Gesicht. Vom Nasenrücken breitet sich ein toter, schuppiger Ausschlag schmetterlingförmig über die Wangen aus. Außerdem leiden die Patienten unter andauernder Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Gelenkschmerzen. Es kann zu Magen-Darm-Beschwerden, Veränderungen der Schleimhäute und einer Schwellung der Lymphknoten kommen. Auch Herzrhythmusstörungen können in seltenen Fällen auftreten.

Kommen diese Symptome vor, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Mittels Anamnese , Untersuchungen und Bluttests, kann ein Rheumatologe oder ein Internist die Diagnose stellen.

Schubweise oder chronische Beschwerden

Bei der systemischen Form treten bei etwa zwei Dritteln der Betroffenen die Krankheitssymptome schubweise auf. Zwischen den Schüben haben sie geringe oder keine Beschwerden. Zwischen zwei Schüben können mehrere Wochen, Monate oder auch Jahre vergehen. Krankheitsschübe können von bestimmten Triggern ausgelöst werden. Dazu gehören intensive Sonneneinstrahlung oder bestimmte Medikamente.

Etwa ein Drittel der Betroffenen leiden unter einem chronisch-prodgredienten Verlauf. Hierbei treten keine Schübe auf, sondern die Krankheit schreitet langsam voran und verschlimmert sich.  Eine schubförmige Lupus-Form kann in eine chronische übergehen.

Ursächliche Behandlung nicht möglich

Eine Heilung für Lupus-Patienten gibt es bislang nicht. Durch die medizinischen Möglichkeiten können die Symptome verringert werden, sodass die Lebenserwartung weniger eingeschränkt ist als früher. Unbehandelt kann die Krankheit tödlich verlaufen. Die Patienten versterben an den organischen Schäden, die im Verlauf der Erkrankung entstehen.

Der behandelnde Arzt verschreibt meist Schmerzmittel gegen Kopf- und Gliederschmerzen. Anti-Malaria-Mittel helfen bei vielen Patienten gegen die Hautausschläge. Diese Mittel sind allerdings nicht explizit für die Behandlung freigegeben. Deshalb muss ihr Einsatz genau mit dem behandelnden Arzt durchgesprochen werden. In schlimmen Fällen können Immunsuppressiva die Reaktion des Immunsystems unterdrücken und so die Entzündungsprozesse verhindern. Allerdings ist der Patient dann anfällig für Infekte und andere Krankheiten. Kortison kann gegen den Hautausschlag verwendet werden, damit das Gewebe nicht weiter vernarbt. Allerdings kann es auch hier zu Nebenwirkungen kommen, weshalb der Einsatz nur nach ärztlicher Absprache erfolgen sollte.

Komplikationen bei Lupus erythematodes: Organschäden

Systematischer LE kann zum Teil lebensbedrohliche Komplikationen nach sich ziehen. Organe und Gewebe können sich entzünden und verenden. Vor allem die Nieren sind betroffen: Durch häufige oder chronische Nierenentzündung kann es zu einem Funktionsverlust kommen. Die Niereninsuffizienz kann später zu einem Nierenversagen führen. Der Patient ist auf eine regelmäßige Dialyse angewiesen oder benötigt ein Spenderorgan.

Durch die Entzündungsprozesse begünstigt Lupus die Entstehung von Herz- und Kreislauferkrankungen. Gefäße verkalken eher und das Risiko für eine koronare Herzkrankheit steigt.

Ist das Rückenmark betroffen kann es zu Lähmungen in den Extremitäten kommen, vor allem die Beine sind betroffen. Wird diese Komplikation nicht schnell behandelt kann die Querschnittlähmung dauerhaft bleiben.

Während einer Lupus-Behandlung muss auch der Sehnerv regelmäßig kontrolliert werden. Entzündet er sich und wird nicht behandelt, kann es zu einem Verlust des Augenlichtes kommen.

Lupus vorbeugen?

Ist die Erkrankung bekannt gilt es, die schubauslösenden Trigger zu meiden. Betroffene sollte jeden Tag wetter-unabhängig einen guten Sonnenschutz auftragen. Wichtig ist dabei der Schutz vor UVA- und UVB-Strahlen. Der Arzt oder Apotheker kann ein geeignetes Produkt empfehlen. Werden die Schübe von einem Medikament ausgelöst, sollte eine Alternative gesucht werden. Nach dem Absetzen des Präparates sollten die Symptome verschwinden.

Der Autoimmunerkrankung Lupus kann man nicht vorbeugen. Ein gesunder Lebenswandel ist die beste Basis für ein gesundes Leben. Dazu gehört das Vermeiden von Übergewicht, eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Nikotin- und Alkoholverzicht. Bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Arzt kann unter anderem auch Lupus erkannt und dementsprechend die passende Therapie eingeleitet werden. Je früher die Behandlung erfolgt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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