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Krätze: Milben unter der Haut

Kommentar schreiben Aktualisiert am 02. Juni 2017

Wenn sich Milben unter der Haut einnisten: Die Krätze ist in Mitteleuropa zwar sehr selten, doch immer wieder kommt es in Seniorenheimen, Krankenhäusern, Kindergärten oder nach Urlaubsreisen zu Infektionen. Dabei sind die Milben gar nicht das Problem – das Immunsystem reagiert auf die Ausscheidungen der Tiere und es kommt zu unangenehmen Ausschlägen. Lesen Sie hier alles über die Krätze und ihre Behandlung. Die Krätze – auch Skabies oder Scabies genannt – definiert eine ansteckende Hauterkrankung, die durch den Befall von Milben verursacht wird. Die Spinnentierchen mit dem langen Namen Sarcoptes scabiei variatio Hominis befallen ausschließlich den Menschen und sind mittlerweile in Mitteleuropa eher selten. Weltweit gibt es allerdings rund 300 Millionen infizierte Personen. Vor allem in dicht besiedelten Gebieten und in Ländern mit einer schlechten medizinischen Versorgung kommen die Parasiten häufiger vor. In Deutschland kommt es in Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern oder Seniorenheimen immer wieder einmal zu vereinzelten Fällen oder zu Endemien. Direkte Kontaktpersonen von Betroffenen können sich leicht mit den Milben infizieren. Denn die Tiere werden bei direktem Körperkontakt übertragen. So treten Fälle gehäuft in Familien, bei Pflegebedürftigen und deren Pfleger oder auch nach dem Geschlechtsverkehr auf. Deshalb gehört die Krätze auch zu den Sexuell übertragbaren Krankheiten. Ohne einen menschlichen Wirt überleben die Tiere bei unseren Witterungsbedingungen nur etwa 48 Stunden. Eine Infektion über gemeinsam benutze Wäsche, Handtücher oder über Möbel ist also denkbar, aber eher selten. Eine Ausnahme ist die starke Infektion bei Borkenkrätze.

Krätze: Milben graben sich in Haut

Die Milben leben auf der Hautoberfläche und sind als winzige Punkte gerade noch mit dem bloßen Auge sichtbar. Die Weibchen haben eine Körpergröße von etwa 0,5 Millimeter, die Männchen sind kleiner. Nach der Fortpflanzung auf der Hautoberfläche sterben die männlichen Tiere und die Weibchen graben sich bis zu 5 Millimeter tief in die obere Hautschicht ein, um dort ihre Eier abzulegen. Nach einigen Tagen schlüpfen dann weitere Milben und der Zyklus wiederholt sich. Dabei lösen nicht die Milben selbst eine körperliche Reaktion aus, das Immunsystem produziert Antikörper gegen ihre Ausscheidungen, die in den Hautgängen zurückbleiben. Bei der ersten Krätze-Infektion treten die ersten Symptome deshalb erst ein bis fünf Wochen nach der Infektion auf. Kommt es im Laufe des Lebens zu einem weiteren Befall, hat sich das Immunsystem den Parasiten gemerkt und kann schneller reagieren. Die Symptome treten dann nach wenigen Tagen auf.

Juckende Haut, Rötung und Pusteln

Durch die Reaktion des Immunsystems entsteht ein Juckreiz auf der Haut. Auf Grund der Reizung kann es zudem zu einer Rötung und Schwellung des betroffenen Areals kommen. Vor allem bei Kindern bilden sich an den Tunnelausgängen oftmals mit Sekret gefüllte Bläschen. Durch vermehrtes Kratzen kann eitriger Schorf entstehen. Bei hellhäutigen Patienten können die Milbengänge als dunkle, kommaförmige Linien auf der Hautoberfläche zu sehen sein. Die Milben nisten sich gerne an warmen Stellen ein, an denen die Oberhaut nicht so dick ist. Deshalb kommen sie meist zwischen den Fingern, an den Handgelenken, in der Achselhöhle, der Kniekehle, dem Genitalberiech oder an den Knöcheln und zwischen den Zehen vor. Bei einer infizierten Person können etwa 10 bis 12 Milben gefunden werden. Viele Parasiten werden durch Kratzen entfernt oder zerstört. Menschen mit einer Immunschwäche, Diabetes mellitus oder einer anderen Grunderkrankung sind anfälliger für den Milbenbefall. Hier können deutlich mehr der Parasiten auftreten. Eine gravierende Infektion liegt bei der sogenannten Borkenkrätze vor. Es kommen auf eine Hautschuppe deutlich mehr Erreger. Auf der gesamten Körperoberfläche können sich mehrere tausend Milben ansiedeln und zu einer borkenartigen Abschuppung der Haut führen.

Borkenkrätze: tausende Milben befallen Haut

Vor allem Babys und Kleikinder, bettlägerige und alte Menschen und Personen mit einem schwachen Immunsystem neigen zu einem enormen Milbenbefall. Wird das Immunsystem durch Medikamente, eine Immunerkrankung oder einen Virus wie etwa HIV beeinträchtigt, können sich die Parasiten besser vermehren ohne angegriffen zu werden. So können auf kleinsten Hautarealen bis zu mehrere tausend Milben nisten und sich ungehindert vermehren. Auch körperlich oder geistig beeinträchtigte Menschen neigen zu Borkenkrätze, da der Kratz-Mechanismus durch geistige Einschränkung oder körperliche Barrieren nicht stattfindet und so die Milben und deren Gänge nicht zerstört werden. Durch den starken Parasitenbefall verändert sich die Haut der Betroffenen. Es kommt zu einer starken Verhornung und Abschuppung an den befallenen Stellen. Die Haut kann durch die gegrabenen Gänge deutlich grau wirken. Außerdem können neben den klassischen Regionen auch Bauch, Rücken und bei Kindern der behaarte Kopf befallen sein. Die Behandlung der Borkenkrätze muss großflächiger und aggressiver erfolgen als die Behandlung der einfachen Krätze. Dazu bietet sich eine Kombination aus äußerlicher Anwendung und innerlicher Medikation an. Auf der verkrusteten Hautoberfläche können nicht alle Präparate optimal wirken. Näheres zur Behandlung erfahren Sie weiter unten. Jeder Einsatz von Medikamenten muss mit dem behandelnden Arzt abgesprochen und individuell an den Patienten angepasst werden.

Diagnose Krätze: Untersuchung mit der Lupe

Bereits im Gespräch mit einem erfahrenen Dermatologen kann die Verdachtsdiagnose Scabies aufkommen. Um den Verdacht zu erhärten und andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen wie Neurodermitis auszuschließen, wird die betroffene Stelle mit einem speziellen Mikroskop untersucht. Die lebenden Tiere oder ihr Kot können so identifiziert werden. Auch ein aufgeklebtes und abgezogenes Stück Klebeband kann mit der Lupe auf den Parasiten hin untersucht werden. Mit einem scharfen Löffel oder einem Skalpell kann zur Sicherung der Diagnose ein Stück Gewebe entnommen und untersucht werden. Die richtige Diagnose ist für die Behandlung und die mögliche Verbreitung der Krätze enorm wichtig. Privatpersonen müssen einen Befall nicht melden, doch wenn der Erreger in einer Sammelunterkunft vorkommt, wird das Gesundheitsamt informiert. Gegebenenfalls müssen sich Angehörige, Pfleger und andere Kontaktpersonen untersuchen und mitbehandeln lassen.

Cremes oder Tabletten töten Milben ab

Gegen den Parasiten wird der Dermatologe entweder ein Präparat zur äußeren Anwendung (Creme, Salbe) verschreiben, das auf dem gesamten Körper aufgetragen wird, oder er empfiehlt die Einnahme von Tabletten. Welches Mittel in Frage kommt, hängt vom Zustand des Patienten und dem Grad des Milbenbefalls ab. Bei einer Borkenkrätze können beide Mittel parallel zum Einsatz kommen. Für Schwangere und stillende Frauen empfiehlt sich ein Mittel mit geringerer Wirkstoffdichte. Ebenso ist bei Kindern ein milderes Präparat zu empfehlen. Damit keine Ansteckung über Kleidung oder Möbel erfolgt, sollten Handtücher und Bettwäsche nach der Behandlung sofort gewechselt werden. Werden Textilien bei 60 Grad Celsius gewaschen, sterben die Spinnentierchen ab. Dinge, die schwer waschbar sind, wie etwa Schuhe aber auch Kissen etc., können für drei Tage luftdicht in einem Plastiksack bei Zimmertemperatur gelagert werden. Dadurch sterben die Milben ab. Polstermöbel können mit einem starken Staubsauger abgesaugt oder drei Tage lang nicht genutzt werden um eine erneute Ansteckung zu vermeiden. Nach der Behandlung sind in der Regel alle Parasiten abgetötet und es entstehen keine Folgen. Die Hautveränderungen halten meist noch einige Wochen lang an, verschwinden dann allerdings nach und nach. Bei einer Borkenkrätze oder einer Endemie in einer Einrichtung, müssen Angestellte und Angehörige sowie Personen, die engen körperlichen Kontakt mit dem Betroffenen pflegen mitbehandelt werden. Es empfiehlt sich die Behandlung kompakt an einem Tag durchzuführen, um ein erneutes Aufkommen des Befalls zu vermeiden. Gegebenenfalls muss das Präparat nach etwa 14 Tagen erneut eingenommen oder aufgetragen werden, damit die neu geschlüpften Milben auch beseitigt werden.

Vorsorge für Pflegekräfte

Krätze ist kein Anzeichen für mangelnde Körperhygiene, doch durch unregelmäßige Pflege können sich mehr Parasiten auf der Hautoberfläche einnisten. Vorsorglich sollte daher auf ausreichende Hygiene geachtet werden. Pflegekräfte, Ärzte oder Krankenschwestern sollten außerdem auf einen ausreichenden Schutz durch Einweghandschuhe achten, damit sich die Milben innerhalb der Einrichtung nicht von Patient zu Patient verbreiten können. Das Einwegmaterial muss nach jeder Behandlung weggeworfen werden. Im Falle einer Borkenkrätze muss vermehrt auf den Schutz vor einer Ansteckung geachtet werden. Durch die gesteigerte Anzahl der Parasiten sind Hautschuppen infektiöser und eine Übertragung über tote Gegenstände ist wahrscheinlicher. Deshalb empfiehlt sich für Pflegekräfte und Klinikpersonal zusätzlich zu den Handschuhen das Tragen von Schutzkitteln.  

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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