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Kombipräparate und Generika: Alles was Sie darüber wissen sollten

Kommentar schreiben Aktualisiert am 12. Dezember 2016

Die nasskalte Jahreszeit ist leider auch Erkältungszeit. Schniefen, niesen, husten – schnell greift man dann zu Medikamenten. Welche „Medizin“ wird bevorzugt? Was sind Generika? Und wie wirksam sind Kombipräparate? Worauf sollte man beim Medikamentenkonsum achten? Wissenswertes im folgenden Beitrag.

Was sind Generika?

Unter Generika werden Arzneimittel verstanden, die auf den Markt gekommen sind, nachdem der Patentschutz des Erstanbieters, welcher zwanzig Jahre lang ist, abgelaufen ist. Sobald nämlich der Patentschutz eines Anbieters abläuft, darf dieses Arzneimittel als Generikum von anderen Anbietern hergestellt und zum Kauf freigegeben werden. Der grundlegende Unterschied zwischen den ehemals patentgeschützten Präparaten und den Generika ist der Preis. In Deutschland sind Generika um gut zwei Drittel günstiger als die Erstanbieter; Generika machen die Arzneimittelversorgung in Deutschland bezahlbar. Innerhalb des Patentschutzes dürfen die Preise des Arzneimittels nur vom Erstanbieter bestimmt werden und individuell angehoben werden. Nach Erlöschen des Patentschutzes können Nachahmepräparate kostengünstiger angeboten werden. Auch die pharmazeutische Qualität wird von Generika nicht in Frage gestellt, da nämlich alle Arzneimittel den strengen Regeln der Zulassungsbehörde entsprechen müssen, geprüft und erprobt werden. Generika sind nicht nur „billige“ Kopien des Erstpräparats, sondern auch Weiterentwicklungen, welche beispielsweise im Geschmack oder zusätzlichen Darreichungsformen (beispielsweise Dragee, Kapseln) punkten können. Qualität und Wirksamkeit entsprechen dem Original.

Sind Generika wirklich wirkungsgleich?

Unterschiede zwischen Generikum und Original lassen sich auch in den zugesetzten Hilfsstoffen sowie Herstellungsverfahren erkennen, die Generika sogar verglichen zum Originalprodukt verbessern können – aufgrund der Weiterentwicklung der zugesetzten Hilfsstoffen können Generika zum Beispiel länger haltbar, besser verträglich und besser dosierbar sein als das Original. Durch eine veränderte Zubereitung kann das Generikum ebenfalls zu einer „Retard“-Version werden, was bedeutet, dass die äquivalente Menge des Wirkstoffs nicht schnell und auf einmal freigesetzt wird, sondern über einen längeren Zeitraum verteilt langsam und kontinuierlich, sodass ein konstanter Wirkungsspiegel erzielt wird. Um die „Retard“-Version zu erhalten müssen umfangreiche Studien an Menschen durchlaufen werden.

Der Wechsel von Erstanbieterpräparat zum Generikum

Von den meisten Verbrauchern wird oft ein Wechsel vom Original zum Generikum als bedenklich betrachtet, was es allerdings nicht ist. Mann kann nämlich problemlos vom Erstanbieterprodukt zum Generikum wechseln ohne dabei Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen befürchten zu müssen: Mit der Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wird amtlich belegt, dass es sich zwischen Generikum und Originalpräparat um den identischen Wirkstoff mit identischer Wirksamkeit und Qualität handelt.

Was sind Kombipräparate?

3 in 1 – die Kosmetikbranche macht es vor: Ein Produkt, welches drei Effekte in einem verspricht. Ein Beispiel: Ein Haarshampoo gegen Spliss, fettige Kopfhaut und für mehr Haarglanz. So verspricht es auch die Pharmaindustrie: Kombipräparate sind Präparate, die allem Anschein nach alles richten können, sie haben mehrere Wirkstoffe, die die Gesamtwirkung verbessern können. Klingt einfach und vielversprechend, aber Stiftung Warentest sieht es kritisch: die Wirkstoffe können sich gegenseitig und unkontrolliert in ihrer Wirkung beeinflussen, wodurch die Wirkung verminderter sein kann, als wenn man ein Einzelpräparat einnehmen würde. Zudem haben Kombipräparate mehr Nebenwirkungen und machen schnell müde. Besonders bedenklich ist es, wenn Patienten, die ohnehin schon regelmäßig Medikamente gegen andere Beschwerden einnehmen, zu frei verkäufliche Kombipräparaten zur Selbstmedikation greifen, ohne es mit dem behandelten Arzt besprochen zu haben. Ein weiterer Kritikpunkt der Stiftung Warentest: Kombipräparate sollen zwar nicht besser wirken, sind aber teurer als Medikamente mit nur einem Wirkstoff. Die praktische Anwendung von Kombipräparaten zwingt allerdings auch zum Umdenken: Denn Kombipräparate können eine Erkältung zwar nicht verkürzen bzw. schneller gesund machen, da sie schließlich nur die Symptome beheben können, nicht aber die Ursache bekämpfen, aber: Sie machen die Erkrankung erträglicher, weil sie nämlich sie nämlich symptomatisch wirken.

Worauf sollte man achten, wenn man zu Medikamenten greift?

Der Medikamentenkonsum in Deutschland nimmt von Jahr zu Jahr zu – die Verbraucher stufen insbesondere rezeptfreie Medikamente als harmlos ein, dabei kann der Pillen-Cocktail alles andere als ungefährlich sein: Keine Wirkung ohne Nebenwirkung – mit jedem zusätzlich eingenommenen Wirkstoff steigt auch das Risiko von Neben- und Wechselwirkungen. Ein verantwortlicher Umgang mit Medikamenten muss geschult werden. Ein gesellschaftlicher Ansatz könnte auch in dem Fall sein, sich die Frage zu stellen, ob die Tablette wirklich notwendig ist oder ob dem Körper die Entfaltung von Selbstheilungskräften gewährt werden sollte. Denn letztendlich sollte jeder nur dann zu Medikamenten greifen, seien diese Originalpräparate, Generika, Einzelpräparate oder womöglich auch Kombipräparate, wenn es gar nicht anders geht. Und im Zweifelsfall fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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