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Insekten - Nahrungsmittel der Zukunft?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 26. September 2018

Für die einen sind sie eine köstliche Spezialität, den anderen läuft beim bloßen Gedanken an sie ein kalter Schauer über den Rücken: Insekten. Seit Anfang 2018 gelten sie offiziell nach einer EU-Verordnung als neuartige Lebensmittel – und landen immer häufiger auf dem Teller. Doch was steckt drin in Heuschrecke, Made und Co.?

Sie sollen das Nahrungsmittel der Zukunft sein: Insekten sind in vielen Ländern in Asien und Südamerika fester Bestandteil der täglich Nahrung. In Deutschland sind sie bislang – wenn überhaupt – eher ein exotischer Snack. Doch das soll sich ändern. Die EU hat Anfang des Jahres festgelegt, dass Insekten als Nahrungsmittel erlaubt sind. Damit ergeben sich etliche neue Möglichkeiten für die Lebensmittelindustrie und die Verbraucher.

Insekten kommen auf unsere Teller

Weltweit gibt es 1900 essbare Insektenarten. Seitdem die Novel-Food-Verordnung im Januar in Kraft getreten ist, dürfen Insekten als ganze Tiere, aber auch verarbeitet als Bestandteil eines Produkts in unserer Nahrung vorkommen. Damit hat die EU die bis dahin bestehenden Gesetzeslücken auf diesem Themengebiet geschlossen und den Umgang mit Insekten auf dem Lebensmittelmarkt geregelt. Von nun an müssen Hersteller strenge Richtlinien für die Verarbeitung von Krabbeltieren einhalten.

Doch die Produktion von Insekten für unsere Nahrung bietet viele Vorteile: Die Weltbevölkerung wächst stetig an. Die Vereinten Nationen schätzen, dass im Jahr 2050 circa 9,8 Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Damit steigt dementsprechend auch der Nahrungsbedarf. Insekten lassen sich auf einer kleinen Fläche zu großen Mengen züchten – die Zucht kann vertikal stattfinden. Große Weideflächen, Ställe und Schlachtbetriebe sind nicht notwendig. Die Aufzucht geht verglichen mit Schweinen, Geflügel oder Rindern auch noch sehr schnell.

Insekten Aufzucht verbraucht weniger Ressourcen

Auch der Tier- und Umweltschützer dürften an der Idee Gefallen finden: Die Tötung der Insekten erfolgt human. Sie kommen in eine Kühlkammer und die wechselwarmen Tiere verfallen in eine Art Winterstarre. Im Anschluss wird die Temperatur weiter heruntergedreht und sie sterben. Mit grausamen Szenen aus einem Schlachthof hat das nichts mehr gemein.

Die Zucht von Insekten entlastet zudem die Umwelt. Schweine und Rinder verbrauchen während ihrer Aufzucht Unmengen an Wasser und Futtermittel – außerdem scheiden sie das umweltschädliche Methan aus, das den Klimawandel vorantreibt. Der Aufwand in der Insektenaufzucht ist um ein Vielfaches geringer. Für ein Kilogramm Insekten werden lediglich zwei Kilogramm Futtermittel verwendet. Bei Schweinen ist es das Vierfache, bei Rindern noch einmal mehr.

Heuschrecken sind wahre Proteinbomben

Ärzte und Ernährungswissenschaftler dürften sich über die EU-Verordnung ebenfalls freuen. Insekten bestehen zu einem Großteil aus Protein. Bei Heuschrecken sind es bis zu 70 Prozent. Zudem enthalten die Krabbeltiere viele ungesättigte Fettsäuren, Mineralstoffe und Vitamine – alles Dinge, die zu einer ausgewogenen Ernährung gehören. Insekten könnten ohne Probleme Teil einer gesunden Ernährungsstrategie werden.

Der einzige Haken: Es ist bislang noch nicht ganz erforscht, wie belastet die Tiere sind. Es ist bekannt, dass Insekten über ihre Nahrung Schwermetalle aufnehmen und anlagern können. Das könnte für den Menschen zum Problem werden. Denn anders als bei anderen tierischen Lebensmitteln werden die Insekten im Ganzen gegessen oder verarbeitet – also mitsamt ihrem Darm. Enthält der Darm Spuren von Schwermetallen, könnten diese auch in den menschlichen Organismus gelangen.  Doch die Schadstoffbelastung der Tiere kann über die Kontrolle der Futtermittel beseitigt werden.

Bisher stammen die meisten Insekten, die schon im Supermarkt in Lebensmitteln landen, aus den Niederlanden. Dort wird die Insektenzucht für die Lebensmittelindustrie bereits seit einigen Jahren professionell betrieben. Die Tiere stammen aus kontrollierter Aufzucht und die Produktion hält die vorgegebenen Richtlinien ein.

Allergien gegen Insekten?

Ernährungswissenschaftler weisen darauf hin, dass der Mensch gegen Insekten Allergien entwickeln kann. Wie auch jedes andere Lebensmittel enthalten Insekten bestimmte Stoffe, auf die der Körper mit einer allergischen Abstoßung reagiert. Produkte, die Insekten enthalten, müssen daher immer als solche gekennzeichnet sein, ähnlich wie bei Nüssen oder Eiern.

Insekten enthalten ähnliche Proteine wie Schalentiere, also Garnelen oder Krabben. Menschen, die gegen diese Lebensmittel allergisch sind, reagieren wahrscheinlicher auch auf Insekten als andere. Daher ist vor einem Verzehr von Heuschrecken, Maden und Co für Allergiker Vorsicht geboten.

Insekten-Burger und Heuschrecken-Mehl

Etwa jeder siebte Deutsche hat bereits einmal Insekten gegessen. Die Tierchen mit den vielen Beinen und Fühlern rufen aber bei vielen Menschen Ekel und Abscheu hervor – an eine leckere Mahlzeit ist da nicht zu denken. In Asien werden Insekten vor allem im Ganzen, frittiert oder gebraten, angeboten. Für den deutschen Markt kommen Insekten eher verarbeitet in Frage.

Werden Maden zu einem feinen Mehl verarbeitet, steigt die Toleranz der Deutschen. Die Hemmschwelle Nudeln oder Bot mit Insektenbestandteilen zu probieren ist wesentlich niedriger. Daher experimentieren viele Start-Up-Unternehmen mit verarbeiteten Insekten. Egal ob Burger-Paddys, Mehl oder Fleischbällchen: Immer mehr Produkte auf Insektenbasis landen in unseren Supermärkten, die Tendenz ist steigend.

Der Geschmack von Insekten

Auch Sterneköche wagen sich immer häufiger an die Krabbeltiere. Je nach Art der Zubereitung werden sie für deftige Speisen, aber auch für süßen Nachtisch verwendet. Angebraten in Fett oder frittiert, sollen Heuschrecken ähnlich schmecken wie Hühnchen. Mit Schokolade und Banane oder in Zucker karamellisiert, entsteht sogar ein leicht nussiger Geschmack. Frittiert und getrocknet können die Tierchen auch als Ersatz für Kartoffelchips durchgehen und als Snack in der Schüssel landen.

Verschiedene Tests unter Passanten haben gezeigt, wenn die Leute nicht wissen, was die essen, erkennen sie die Insekten nicht. Sie scheinen eher geschmacksneutral zu sein – keinesfalls eklig.

Probieren geht über studieren

Ob Insekten als Nahrung in Frage kommen, muss Jeder für sich entscheiden. Die EU-Verordnung hat die Tür zu einem neuen Markt aufgestoßen. In Zukunft werden immer mehr Produkte auf Insektenbasis in unseren Supermärkten landen – und schließlich auf unseren Tellern. Ob Insekten ein vollwertiger Fleischersatz werden ist zu bezweifeln. Doch das Potenzial zu einer umweltfreundlichen und günstigen Fleisch-Alternative ist da. Als Ergänzung zu unserem Speiseplan sind die Insekten-Burger auf jeden Fall jetzt schon geeignet.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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