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Gesundheit per Apps

Kommentar schreiben Aktualisiert am 19. November 2015

Gesundheit per Smartphone? Ob Kalorien zählen, einen Fruchtbarkeitskalender führen, über ein Migränetagebuch verfügen, die Zeiten beim Sport messen oder den Schlaf analysieren - eine Vielzahl von Apps wird im App-Store zum Runterladen angeboten; mit dem Ziel: mehr Fitness und Vitalität! Doch inwieweit können die sogenannten kleinen Helfer ihre Erwartungen erfüllen? Ist bald der Gang zum Arzt überflüssig? Kritiker sehen das jedenfalls skeptisch.

Mehr als 100.000 Apps für die Gesundheit

Für junge Erwachsene scheinen Medizin- und Gesundheitsthemen immer mehr an Bedeutung zu gewinnen. Mittlerweile liegen mehr als 100.000 Apps für diesen Bereich vor, Tendenz steigend. Gesundheitsbezogene Apps in der Prävention seien, so das Ergebnis einer neuen Studie des Universitätsklinikum Freiburg im Auftrag der Techniker Krankenkasse, in Zukunft nicht mehr wegzudenken. Mit Gesundheits-Apps könne man Patienten in ihrer Eigenverantwortung stärken, wodurch auch Ärzte profitieren – ein Beispiel: Eine App, in welcher man als Diabetiker ein Tagebuch über die Zuckerwerte führen und sich dabei selbst kontrollieren kann. Aus der Studie der Universitätsklinik Freiburg und der Bewertungsplattform Healthon geht hervor, dass sich derzeit 65.642 Apps mit den Themen Gesundheit und Fitness befassen sowie 41.152 Apps Medizinthemen existieren. Jeder fünfte Deutsche verfügt über mindestens eine Gesundheits- oder Medizin-App auf seinem Smartphone. Die Gesundheits-Apps sind allgegenwärtig und die Nachfrage im Hinblick Informationen zu Krankheiten, Gesundheit und Vorsorge groß: Bei einer Forsa-Umfrage der Techniker Krankenkasse gaben 71 Prozent der Befragten an, dass sie sich nur oder vorwiegend im Internet über diese Themen informieren, 400.000 Versicherte haben sich im vergangenen Jahr die Online-Angebote zu Nutzen gemacht. Damit ist für den Vorstandschef der Kasse, Jens Baas, folgendes eindeutig: "Die Zahlen zeigen, dass wir es beim Thema Digitale Gesundheit nicht mit einer Modeerscheinung zu tun haben".

Gesundheitsinformationen online erhalten

Wird der Gang zum Arzt künftig nicht mehr notwendig sein? Mit einigen Unsicherheiten müssen die Anwender rechnen: Selten sei eine Kontrollmöglichkeit gegeben, in welcher man erfahren kann, ob die angebotenen Informationen tatsächlich ihrer Richtigkeit entsprechen oder eventuell aus nicht wissenschaftlich bestätigten Quellen stammen. Forscher warnen zudem, dass mittels dieser Apps oft sensible Daten an Dritte weiter gegeben werden. Laut Stiftung Warentest sind viele Apps beim Datenschutz mangelhaft: von 63 untersuchten Apps seien 9 Apps sehr kritisch, 28 Apps kritisch und 26 unkritisch. Ungefragt, ungesichert und nicht anonymisiert werden persönliche Daten verschickt. Verbraucher stehen daher vor der großen Herausforderung, sprichwörtlich die Spreu vom Weizen zu trennen, um Gesundheits-Apps zu installieren, die zum Einen Vertrauenswürdigkeit besitzen und zum Anderen den Datenschutz zu gewährleisten.

Wie erkennt man eine vertrauenswürdige App? Die Stiftung Warentest hat einige Gesundheits-Apps unter die Lupe genommen mit dem Resultat, dass keiner der getesteten Programme sehr gut abschneidet. Vielmehr gibt es viel Auswahl, mit wenig Transparenz. Ein Beispiel: Keiner der Apps zum Thema „Mit dem Rauchen aufhören“ konnte als befriedigend, sondern eher schlechter bewertet werden.

Wie erkenne ich eine gute App?

Urs-Vito Albrecht ist an der medizinischen Hochschule Hannover im Institut für Medizinische Informatik angestellt und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Smartphone-Anwendungen rund um das Thema Gesundheit und Medizin. Eine App muss seiner Meinung nach folgende Angaben machen: "Es muss klar und deutlich angegeben sein, wozu die App gedacht ist und wozu nicht. Auch Angaben zu Risiken und Einschränkungen der App, Verlässlichkeit der Inhalte, Datenschutzaspekten und zu den Geldgebern gehören in die Beschreibung." Aufgelistet sollten folgende Fragen eine Antwort liefern:

  • Welchen Zweck hat die App?
  • Welche Grenzen, Risiken und Einschränkungen hat sie?
  • Sind die Autoren qualifiziert und sind die verwendeten Informationsquellen zuverlässig?
  • Erfolgt die Eingabe, Verwendung und Speicherung der Daten auf freiwilliger Basis?
  • Gibt es ein ausführliches Impressum mit Angaben zum Hersteller und Kontaktinformationen?

Fehlen diese Auskünfte ist ein Download eher als riskant einzuschätzen. Zu empfehlen ist zudem, von Gesundheits-Apps Abstand zu halten, die vorgeben, eigenständig Diagnosen zu stellen sowie konkrete Behandlungsempfehlungen liefern.

Folgende Gesundheits-Apps sind zu empfehlen und unbedenklich:

  • DIABETES PLUS – Der Blutzuckermanager (3,59 Euro)
  • Runtastic Pro (2,99 Euro)
  • Lifesum Personal-Trainer (gratis)
  • Erste Hilfe DRK, die Notfall-App (0,89 Euro)
  • Pollen: Hilfe für Allergiker (gratis)
  • Erkältungs-Tipps: Hausmittel gegen Fieber (gratis)
  • Lärm-App: Der Ohrenschützer (gratis)
  • Accident: Erste Hilfe bei Zähnen (4,08 Euro)
  • Migräne-Tagebuch (gratis)
  • AppzumArzt: Der Terminplaner (gratis)
  • Vergiftungsunfälle bei Kindern: Lebensretter-App (gratis)
  • You are your own gym (2,29 Euro)
  • Medisafe Medication Erinnerung: Nie wieder Pillen vergessen (gratis)
  • Mein Eisprung Rechner (gratis)

Immer griffbereit. Der Doktor in der Hosentasche?

Den ärztlichen Rat können Apps nicht ersetzen. Trotz allem haben Gesundheits-Apps eine große Zukunft: 42 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen verhalten sich, nach eigenen Angaben, dank der Verwendung der Smartphone-Anwendungen gesundheitsbewusster. Auch in politischer Hinsicht sollen die Gesundheits-Apps einem größeren Zweck dienen, nämlich die Kommunikation zwischen Arzt und Patient zu erleichtern. Britische Ärzte profitieren seit 2012 davon und können Apps als Gesundheitsmaßnahme verschreiben. Bislang besteht das Problem darin, dass es nicht viele hochwertige Gesundheits-Apps gibt und in dieser Hinsicht die Programme derzeit noch in Kinderschuhen stecken sowie ausbaufähig sind. Denn auch Gesundheits-Apps haben ihre Risiken und Nebenwirkungen. Es hapert an der Qualität und das Ziel ist es, diese auf lange Sicht zu verbessern.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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