© © benik.at - Fotolia.com

Die krankhafte Angst vor der Krankheit: Hypochondrie

Kommentar schreiben Aktualisiert am 08. März 2016

Die Angst vor Krankheit oder Tod immer im Gepäck: Hypochondrie ist der Begriff für die übertriebene Angst davor zu erkranken oder zu sterben. Einfache körperliche Symptome wie ein Kribbeln im Fuß oder das zuckende Auge werden als bedrohlich und lebensgefährlich interpretiert. Die Symptome und die Angst sind dabei echt, die Patienten sind keine Simulanten. Der einzige Weg, der quälenden Befürchtungen zu entkommen ist eine Therapie – körperliche Empfindungen werden dabei neu definiert und der Patient lernt seinen Körper neu einzuschätzen. 

In der heutigen Zeit wird der Begriff Hypochondrie oft falsch verwendet. Ist jemand wehleidig oder unterstellt man ihm eine Krankheit zu simulieren, wird derjenige schon einmal schnell als Hypochonder abgestempelt. Dabei handelt es sich bei Hypochondrie um eine ernst zu nehmende psychische Störung, die zu den Angststörungen gehört und therapierbar ist. Bis zur Diagnose ist es oft ein langer Weg für die Betroffenen, sie klappern auf der Suche nach einer Diagnose zu ihren Symptomen einen Arzt nach dem anderen ab ohne fündig zu werden.

Hypochondrie: Große Angst vor Krankheiten

Menschen, die unter Hypochondrie leiden, haben große Angst vor Krankheiten, Leiden, Schmerz und dem anschließenden Tod. Ihre Gedanken kreisen stetig um ihre Befürchtungen. Diese Angst konkretisiert sich auf eine oder mehrere bestimmte Krankheiten. Diese können sich je nach Jahreszeit, Mode oder aktueller Nachrichtenlage verändern. Vor allem Tumoren, Herzinfarkte oder Krebs spuken in den Köpfen der Hypochonder herum.

Die Symptome sind dabei zwar echt, werden allerdings von der Person übertrieben interpretiert. So wird eine leichte Magenverstimmung zu einem sicheren Anzeichen für Krebs, Kopfschmerzen sind das Symptom eines Gehirntumors und das stolpernde Herz ist ganz sicher ein Herzinfarkt. Diese Symptome wollen die Betroffenen nahezu zwanghaft abklären lassen. War der Arztbesuch ergebnislos, wird ein zweiter oder dritter Experte aufgesucht. Der Betroffene sucht nach Bestätigung.

Auslöser für Hypochondrie unbekannt

Was genau die übertrieben Angst vor Krankheiten auslöst, ist bislang noch nicht bekannt. Der Bundesverband der Internisten im Netz schreibt, dass eine grundsätzlich ängstliche Persönlichkeitsstruktur ein Risikofaktor sein kann. Bei Menschen mit hypochondrischer Störung sei das limbische System, der Bereich  im Gehirn, der für die Verarbeitung von Gefühlen verantwortlich ist, aktiver als bei Kontrollpersonen. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Einige Menschen entwickeln nach einer tatsächlich schweren Erkrankung hypochondrische Neigungen. Auch die Erkrankung oder der Tod eines Verwandten kann diese Episoden auslösen. Zeitweise kommt es auch bei Medizinstudenten durch viele Informationen über Krankheitsbilder im Studium zu einer Hypochondrie. Experten vermuten, dass eventuell eine überbehütete Kindheit mit ausschlaggebend für die Angststörung sein kann. Stress in Beruf und Privatleben kann den Anstoß für die Hypochondrie geben.

In manchen Fällen ist die Hypochondrie kein eigenständiges Krankheitsbild sondern tritt im Rahmen einer anderen Grunderkrankung auf. Bei Depressionen oder anderen Angststörungen kann das der Fall sein.

Ständige Arztbesucher oder Vermeidung

Es gibt zwei verschiedene Ausprägungen der Angststörung. Die einen suchen einen Arzt nach dem anderen auf, geben sich mit der beruhigenden Diagnose nicht zufrieden und sind davon überzeugt, der Spezialist habe etwas übersehen oder ihre Erkrankung ist so schlimm, dass niemand sie richtig diagnostizieren könne. Im Internet findet ihre Theorie meist einen reichhaltigen Nährboden: Sie suchen nach Symptomen um sich zu beruhigen und bewirken aber das Gegenteil. Sie finden etliche Krankheitsbilder, die in ihren Augen auf die Symptome passen.

Andere Personen vermeiden jeglichen Kontakt mit dem gefürchteten Thema. Sie gehen nicht zum Arzt, machen einen großen Bogen um Krankenhäuser und auch Friedhöfe oder wechseln das Fernsehprogramm, wenn sie mit dem gefürchteten Thema konfrontiert werden.

Behandlung der Angststörung: Therapie

In der Regel hat der Hausarzt den besten Überblick über die Krankheitssituation des Patienten. Er kann einschätzen, welche Sorgen unbegründet sind und welche gegebenenfalls einer körperlichen Beschwerde zugrunde liegen. Der erste Schritt in Richtung Diagnose Hypochondrie ist der Ausschluss andere Krankheiten. Sind alle Werte (Blutbild, Hormonspiegel, EKG, etc.) unauffällig, kann von einer psychischen Ursache ausgegangen werden.

Ist der Patient bereit sich in psychologische Betreuung zu begeben, kann eine Therapie begonnen werden. Wichtig ist. dass er anerkennt, dass sein Problem psychischer Natur ist. Ziel der Therapie ist es, die Empfindungen der körperlichen Symptome neu auszuloten und Missempfindungen zu vermeiden. Zum anderen soll sich der Patient mit seiner Angst auseinandersetzen und sie so möglichst überwinden. Das ist nicht immer möglich, eine Verbesserung der Lebensqualität kann in den meisten Fällen dennoch erzielt werden.

Übertriebene Verhaltensweisen werden während der Therapie nach und nach abgebaut. Etwa das mehrfach tägliche untersuchen des eigenen Körpers auf Auffälligkeiten soll unterlassen werden. Auch die zahlreichen Arztbesuche sollen reduziert und teure Untersuchungsmethoden nicht mehr durchgeführt werden.

Hilfe durch Angehörige

Oft ist die übertriebene Ängstlichkeit vor den Krankheiten eine Belastung für die zwischenmenschlichen Beziehungen der Patienten. Die ständige Sorge sollte nicht einfach abgetan werden. Es ist wichtig dem Betroffenen zu vermitteln, dass man um seine Angst weiß und dass diese Angst schlimm ist.

Es ist wichtig, den Betroffenen erst zu nehmen, da auch Hypochonder krank werden können. Nicht jedes Symptom geht auf die Angst vor Krankheiten zurück, es kann sich tatsächlich um eine Erkrankung handeln. Auch wenn es nicht, wie vielleicht vom Patienten vermutet Krebs ist, kann eine nicht so schwerwiegende und wahrscheinlichere Erkrankung zugrunde liegen. Der Hausarzt kann am besten einschätzen, welche Symptome eingebildet sind und welche der Realität entsprechen.

Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

Schreib einen Kommentar

help
help
help

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Zu unseren Datenschutzbestimmungen.