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Der kleine Makel muss nicht sein: Wie man gegen Narben vorgeht

Kommentar schreiben Aktualisiert am 15. Januar 2016

Ob nach einem Sturz, einem unbedachten Schnitt in der Küche oder einer Verbrennung an der heißen Pfanne: Kleine Verletzungen bleiben als Narben auf der Haut sichtbar. Für den Einen sind sie ein kleiner optischer Makel, größere Narben können allerdings schmerzen und die Beweglichkeit an Gelenken deutlich einschränken. Doch egal was die Ursache für die Narbenbildung ist, mit moderner Technik kann man nahezu alle Mahle behandeln und zumindest unauffälliger wirken lassen beziehungsweise Schmerzfreiheit und volle Funktionsfähigkeit erlangen. 

Ob nach dem Griff an den heißen Topf, einer Schürfwunde am Knie oder einer Operation: kleine und große Verletzungen bleiben auf Dauer als Narbe sichtbar auf der Haut. Narben unterscheiden sich optisch von den umliegenden Hautzellen. Zuerst ist sie rötlich und juckt, während sie im Idealfall nach dem Heilungsprozess nur noch als feine, meist sehr helle Linie zu sehen ist. Das Narbengewebe ist in der Regel weniger elastisch als die gesunde Haut und manchmal fällt die Narbe buchstäblich in sich zusammen und bildet eine Art Krater.

Eines haben alle Narben gemeinsam: Sie sind das Ergebnis einer Verletzung der Hautschichten. Wird der Haut eine Wunde zugefügt, reagiert der Körper mit vielen aufeinander abgestimmten Prozessen. Vor allem das Immunsystem spielt bei der Heilung von Wunden eine wichtige Rolle. Eine komplette Heilung ist allerdings auch dem Immunsystem nicht möglich. Die Narbe wird immer an die frühere Wunde erinnern. Zuerst schließt ein Blutgerinnsel die offene Wunde, bis unter dem Grind neue Haut gebildet wurde.

Problematische Narben: Verhärtetes Gewebe und Wülste

Die Heilung einer Wunde verläuft allerdings nicht immer problemlos. Sind größere Hautflächen verletzt, oder sind die Wundränder stark ausgefranst, kann das den Heilungsprozess deutlich verlängern und die Beschaffenheit der Narbe beeinflussen. Nach einer großen Verletzung ist die neugebildete Haut oft erhaben und rot. Diese Narben können Schmerzen oder Beschwerden verursachen – müssen aber nicht.

Problematisch sind hypertrophe Narben. Vor allem nach Verbrennungen kommt es zu einer Verhärtung des Narbengewebes. Die neue Haut ist hellrot und fühlt sich anders an als die umliegende gesunde Haut. Die Narbe ist allerdings auf die Fläche der vorangegangenen Verletzung beschränkt und deutlich abzugrenzen. Diese Art von Narbe kann etwa auf einem Gelenk zu Bewegungseinschränkungen führen.

Einschränkung durch Wucherungen

Auch atrophe Narben können Probleme bereiten. Sie sind im Vergleich zum umliegenden Gewebe deutlich eingesunken. Das neu gebildete Gewebe zieht sich regelrecht zusammen und schrumpft. Dadurch entsteht eine Art Krater auf der Hautoberfläche. Vor allem nach einer Akne-Erkrankung kommt es typischerweise zu solchen Narben. Sie bilden eher ein ästhetisches Problem als eine gesundheitliche Einschränkung. Dennoch kann eine Behandlung und Abmilderung bei einer psychischen Belastung Besserung bringen.

Im Gegensatz dazu stehen wuchernde Narben. Hier hört der Reparatur-Prozess nicht auf und es wird kontinuierlich neues Bindegewebe gebildet. Dadurch ist die Narbe erhaben und wuchert immer weiter. Diese Art der Narben heißen Keloide. Sie können rötlich bis violett verfärbt sein und kommen vor allem bei Jugendlichen und dunkelhäutigen Personen vor. Das lässt darauf schließen, dass diese Art der Narbenbildung an den Hormonhaushalt gekoppelt ist. Genaue Erkenntnisse liegen allerdings noch nicht vor.

Unabhängig von der Ursache und der Art der Narbe sollte ein Fachmann sie bewerten und gegebenenfalls eine Behandlung einleiten. Spätestens wenn die Narbe Probleme bereitet, sollte ein Hautarzt eingeschaltet werden.

Welche Probleme verursachen Narben?

Je nach Größe, Beschaffenheit und Stelle der Narbe kann es zu verschiedenen Problemen kommen. Die Haut kann sich gespannt anfühlen. Außerdem kann sich Flüssigkeit im Narbengewebe ansammeln und zusätzlich zur Hautspannung beitragen. Die vernarbte Haut ist oft weniger belastbar als gesunde Haut. Gerade im Sommer muss sie daher besonders gepflegt und vor UV-Strahlung geschützt werden. Manche Narben fallen durch ein gestörtes Temperatur- und Schmerzempfinden auf. Ist die Narbe verhärtet kann es je nach Lokalisation zu Problemen bei bestimmten Bewegungen kommen. Befindet sich die Narbe im Gesicht, kann die Mimik eingeschränkt sein.

Von den körperlichen Einschränkungen abgesehen ist jede Narbe ein kleiner optischer Makel. Liegt die Narbe an einer gut sichtbaren Stelle, kann sie für den Betroffenen schnell zu einer psychischen Belastung werden. Gerade im Kopfbereich fallen Narben ins Auge, vor allem weil bei der Hautneubildung Haare oder Schweißdrüsen nicht erneuert werden.

Einfache Behandlungsmöglichkeiten von Narben

Die gute Nachricht ist: Nahezu jede Narbe lässt sich durch die richtige Behandlung unauffälliger machen – Unabhängig von der Art der Narbe und der Ursache der Verletzung. Bereits bei einer "frischen" Narbe kann mittels regelmäßiger, sanfter Massage eine Verhärtung der Haut verhindert, beziehungsweise minimiert werden. Dabei ist es wichtig das Gewebe der Länge nach zu massieren, niemals an der Narbe ziehen oder quer darüber fahren. Dadurch würde die Haut unnötig belastet werden.

Auch durch die Verwendung von Baby-Pflegeprodukten auf dem vernarbten Gewebe und der unmittelbaren Umgebung kann die Geschmeidigkeit der Haut erhalten werden. Wird die Haut geschont, kann die Wunde in Ruhe ausheilen und ein erneutes Aufbrechen der Narbe bleibt aus. Von Sport sollte daher unmittelbar nach einer Verletzung abgesehen werden. Diese Methode kann auch bei bereits länger bestehenden Narben ausprobiert werden – ein Schaden entsteht in keinem Fall.

Ärztliche Behandlung von vernarbtem Gewebe

Gerade bei größeren Verletzungen und Wunden kommt bei der Narbenbehandlung ein Hautarzt ins Spiel. Bereits die Wundheilung kann mit speziellen Wundauflagen unterstützt werden, sodass die Narbenbildung gering bleibt. Silikonverbände oder Pflaster beugen dabei der Wulstbildung gut vor. Bei großflächigen Brandverletzungen helfen Druckverbände dabei die übermäßige Durchblutung zu verringern und unterbinden somit die Überproduktion von Bindegewebe.

Schwere Wunden können mittels Suspension behandelt werden.  Dabei wird eine Flüssigkeit mit körpereigenem Zellmaterial des Patienten versetzt und dann auf die Wunde gegeben. Durch die Behandlung bildet sich neue Haut. Gerade bei großflächigen Verletzungen kann diese Methode angewandt werden.

Umgang mit älteren Narben

Doch nicht nur neue Narben können behandelt werden, auch gegen bereits bestehende Narben kann der Hautarzt vorgehen. Der Reifungsprozess einer Narbe ist nach ein bis zwei Jahren abgeschlossen. Dann verändern sich die Gewebezellen der Narbe nicht mehr weiter. Athrophe Narben können ab diesem Zeitpunkt regelmäßig mit Hyaloronsäure, Kollagen oder Eigenfett unterspritzt werden. Dadurch werden die Krater aufgefüllt. Der Körper baut das eingespritzte Material nach einiger Zeit ab, deshalb muss dieser Vorgang regelmäßig wiederholt werden. Akne Narben können auch mittels Dermabrasion behandelt werden. Hier wird die oberste Hautschicht abgeschliffen, sodass die Ränder der Narben flacher sind und keine Schatten mehr werfen. Das Hautbild sieht dadurch geebneter aus. Ein chemisches Peeling hat denselben Effekt.

Erhabene Narben können durch eine Kältebehandlung, der sogenannten Kyrotherapie, vereist werden. Dadurch sollen sie unauffälliger werden und sich besser in das Hautbild einfügen. Wulstige Narben können auch operativ entfernt werden. Dabei wird das vernarbte Gewebe ausgeschnitten und die Wundränder werden sauber zusammengenäht. Natürlich entsteht hierbei eine neue Narbe, diese kann in der Regel aber gut verheilen und ist dadurch später unauffälliger. Handelt es sich um eine große Narbe muss eventuell das Gewebe stark gedehnt werden.

Laser gegen wuchernde Keloiden

Wuchernde Narben können mit einem Laser bestrahlt werden. Durch das gebündelte Licht kann das unerwünschte Gewebewachstum unterbunden werden. Auch eine Strahlentherapie hat diesen Effekt. Da die radioaktive Strahlung allerdings eine enorme Belastung für den Körper ist, wird sie nicht bei schwangeren Frauen oder Kindern angewandt.

Grundsätzlich gilt: Jede Narbe erfordert eine individuelle Therapie. Das geeignete Mittel wählt dabei der behandelnde Dermatologe. Die Nachsorge nach einem Eingriff oder einer Behandlung ist wichtig, damit nicht ähnliche Probleme wieder auftreten. Die ärztlichen Anweisungen sollten daher unbedingt eingehalten werden.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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