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Das perfekte Präservativ statt „Pille danach“: Kondomberatung jetzt auch in der Apotheke

Kommentar schreiben Aktualisiert am 12. Februar 2020

„Mach´s mit!“ lautet seit vielen Jahren ein bekannter Slogan. Auf Plakaten, in Anzeigen oder im Kino vor dem Hauptfilm wird damit für die Verwendung von Kondomen beim Sex geworben. Denn Kondome schützen nicht nur vor ungewollter Schwangerschaft, sondern auch vor vielen sexuell übertragbaren Krankheiten – das wissen in unserer aufgeklärten Gesellschaft inzwischen wohl die meisten. In Deutschland werden pro Jahr rund 220 Millionen Kondome vertrieben.1 Allerdings können bei weitem nicht alle, die „Verhüterli“, „Pariser“ oder „Gummis“ kaufen, auch immer fach- und sachgerecht mit ihnen umgehen. In diesen Fällen braucht es eine Kondomberatung. Wie man mit dem hauchdünnen Überzieher richtig hantiert und welche Größen welchem Penis am besten passen, dazu gibt es Rat und Tipps im Internet – und inzwischen auch ganz persönlich beim freundlichen Apotheker!

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Kondome sind ein sicheres, einfaches, grundsätzlich nebenwirkungsfreies und leicht erhältliches Verhütungsmittel. Zum Schutz vor AIDS und vielen anderen Geschlechtskrankheiten gelten sie daher als sehr zuverlässiges Mittel der Wahl – vorausgesetzt, sie werden richtig angewendet und passen maßgenau auf den Penis. Nur dann können sie verhindern, dass Körperflüssigkeiten wie Sperma, Vaginalsekret oder Blut in den Körper gelangen, dort möglicherweise Infektionen verursachen und/oder zu einer ungewollten Schwangerschaft führen.

 

1. Kondome schützen nur, wenn sie perfekt passen 

 

Wie wichtig die Verwendung von Kondomen ist, zeigen allein zwei durchaus alarmierende Zahlen: Nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation stecken sich weltweilt pro Tag mehr als eine Million Menschen mit sexuell übertragbaren Krankheiten an.2 Zudem wurden neuesten Zahlen zufolge allein in Deutschland im Jahr 2018 über 100.000 Schwangerschaften abgebrochen.3 Wie viele dieser Fälle auf ein unsachgemäß verwendetes oder gerissenes Präservativ zurückzuführen sind, darüber gibt es zwar keine verlässlichen Erhebungen. Doch berichten vielen Quellen zufolge Apotheker, Ärzte und Berater aus ihrer Praxis, dass Frauen die „Pille danach“ wegen Verhütungspannen mit einem Kondom verlangen.

 

Wenn ein Kondom nicht richtig passt, droht den Beteiligten nicht nur die ungewollte Schwangerschaft oder die Infektion mit einer Geschlechtskrankheit. Es kann einem auch den Spaß am Sex gründlich vermiesen, wenn das Präservativ verrutscht, zu eng ist und drückt, sich schwer abrollen lässt, wenn die „hauchdünne“ Wand dann doch zu dick ist oder auch zu dünn, so dass sie direkt beim Überstreifen reißt. Lästiges „Gefummel“ und wiederholte verzweifelte Versuche führen leicht dazu, dass man „fünfe gerade sein lässt“ und dann eben doch aufs Kondom verzichtet.

 

2. Kondomberatung: online oder persönlich?

 

Wie aber findet man nun heraus, welches Kondom genau das richtige ist, welche Größe genau zur Größe des erigierten Penis´ passt? Hier ist – vor allem bei jungen und noch unerfahrenen Männern – guter Rat oft teuer. Auch Frauen kaufen Kondome oft aufs Geratewohl, verlassen sich auf „Durchschnittsmaße“ – mit möglicherweise fatalen Folgen.

 

Eine Kondomberatung ist in solchen Fällen segensreich. Wer sich dabei nicht aufs anonyme Internet verlassen will, sondern gerne mit „echten Menschen“ darüber sprechen will, könnte vielleicht sogar in der Apotheke ums Eck Gehör, Rat und Tat finden. Denn einige Apotheker möchten inzwischen lieber ganz gezielt das Kondom empfehlen als ihren Kundinnen die Pille danach zu verkaufen, die seit 2015 rezeptfrei erhältlich, oft jedoch mit starken und unangenehmen Nebenwirkungen verbunden ist. Das Fachportal apotheke-adhoc.de berichtet beispielhaft von zwei Apotheken, die ihr Sortiment entsprechend erweitert haben und in auffälliger Weise für Markenkondome in den unterschiedlichsten Größen werben.4 Die Inhaberin der einen Apotheke hatte zuvor in ihren Beratungsgesprächen festgestellt, dass wohl viele Präservative nicht richtig passten; die Kondomberatung in ihrer Apotheke versteht sie als eine Art „Pannenhilfe und Unfallprophylaxe“ – so stand es jedenfalls auf dem deutlich sichtbaren Schild vor dem Kondomsortiment. Der andere im Artikel vorgestellte Apotheker setzte ganz auf eine besonders freche Präsentation: Auf einem Tisch stellte er die Kondompackungen aus, vor jede Packung drapierte er ein Stück Obst und Gemüse in den entsprechenden Größenordnungen. Da lag also vor der kleinsten Packung eine Gewürzgurke, vor der XXL-Version eine Aubergine. Außerdem stellt der Kondomhersteller kooperierenden Apotheken eine „Stehlampe“ fürs Schaufenster zur Verfügung, die verschiedene Penisgrößen darstellt.

 

Aufgepasst: Um zu vermeiden, dass das Kondom kaputtgeht, sollte unbedingt auf die passende Größe geachtet werden!

 

3. Bewusstsein schaffen mit neuen Mitteln

 

Was flapsig, manchen vielleicht auch allzu neckisch für ein seriöses Fachgeschäft daherkommt, hat einen ernsten Hintergrund. „Wir wollen ein Bewusstsein für die richtige Verhütung schaffen, ohne den Zeigefinger zu erheben“, wird der Apotheker zitiert. Seine Kollegin sagt: „Ich erkläre in der Beratung andere Möglichkeiten der Verhütung, auch um das Bewusstsein für mögliche Nebenwirkungen der Pille danach zu schaffen.“ Zudem, so beide, zeige die peppige Präser-Präsentation bereits Wirkung, viele Kunden seien interessiert.

 

Bei ihrer Kondomberatung setzen Apotheken gerne auf ein bestimmtes Produkt aus deutscher Markenproduktion: die Kondome von „MY.SIZE“, die über das übliche Sortiment (S, M, L, XL und vielleicht noch XXL) hinausgehen und tatsächlich in sieben verschiedenen Größen (von 47 Millimeter bis 69 Millimeter Umfang) angeboten werden. Ihr Erfinder Jan Vinzenz Krause ist eine Art „Pionier“ in Sachen Kondome und Kondomberatung. Die von dem 42-jährigen gegründete Unternehmensgruppe Vinergy mit Sitz im baden-württembergischen Singen stellt nicht nur zwei eigene Kondommarken her, sondern bietet Online auch eine besonders umfassende und praktisch anwendbare Kondomberatung zusammen mit speziellen Messgeräten an.5

 

4. Der „Präservativ-Pionier“

 

Krauses „Institut für Kondomberatung“6 hat bereits einige eigene Studien durchgeführt und dabei beispielsweise herausgefunden, dass wohl die meisten Männer Probleme mit unpassenden Präservativen haben. Auch Krause, einst Praktikant bei einem großen Kondomhersteller, kennt Nöte mit störrischen Überziehern und wurde durch jahrelange Pein beim Liebesspiel dazu inspiriert, die Gesamtlage auf diesem Gebiet tatkräftig zu verbessern – mit Kondomen nach Maß, die sich inzwischen fest auf dem Markt etabliert haben. Zudem berät der studierte Betriebswirt und Kondom-Experte zusammen mit seinem Team heute nach eigenen Angaben rund 20.000 Menschen im Monat bei der Präservativwahl. Auf der Internetseite www.kondomberater.de kann man sich beispielsweise ein Penismaßband herunterladen und ausdrucken, damit dann die eigene Penisgröße (natürlich in erigierter Form) ausmessen und die ermittelten Daten eingeben – schon erhält man eine Empfehlung für das „maßgeschneiderte“ Kondom. Auch einen „Condom Sizer“, einen Messschieber aus Kunststoff zum Vermessen des besten Stücks, hat der findige Unternehmer entwickelt.

 

5. Auch bewährte Institute bieten Beratung an

 

Die Internetseiten des Jan Vinzenz Krause werden auch von der Beratungsstelle Pro Familia ausdrücklich empfohlen. Kein Wunder, da Krause nicht nur mit Apotheken kooperiert, sondern auch gemeinsam mit Pro Familia sexuelle Aufklärung in Schulen und Universitäten betreibt. Natürlich bietet Pro Familia – neben den Anlaufstellen in ganz Deutschland – mit seiner eigenen Webseite7 und mit speziellen Webseiten der Landesverbände (z.B. Niedersachsen https://sexundso.de/online-beratung/ sexundso.de/verhuetung/das-kondom/) auch selbst eine Online-Beratung an, ebenso die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BzgA mit „Liebesleben“, dem Online-Portal zur ganzheitlichen Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI).8

 

Hier noch einmal im kurzen Überblick die wichtigsten Tipps zur Benutzung von Kondomen, über die sich alle Beratungsstellen und Online-Beratungen einig sind:

 

Beim Kauf

  • immer aufs Verfallsdatum achten
  • nur Produkte mit aufgedrucktem CE-Prüfzeichen kaufen
  • möglichst keine Kondome aus dem Automaten holen (sind oft weniger sicher als Markenkondome aus der Apotheke)

 

Beim Transport und bei der Aufbewahrung

  • Kondome nie neben scharfen, spitzen oder harten Gegenständen transportieren oder lagern
  • Das Kondom z.B. keinesfalls im Geldbeuten aufbewahren

 

Bei der Anwendung

  • Kondompackung nicht mit Fingernägeln, Zähnen, Scheren oder Messern öffnen
  • Anwendungshinweise immer genau beachten
  • niemals am Kondom ziehen
  • darauf achten, dass sich keine Luft oben im Reservoir befindet
  • Kondom gleich nach dem Samenerguss herausziehen, indem man es unten am Ansatz festhält
  • bei Unsicherheit regelmäßig üben – alleine oder zu zweit

 

Und noch ein Tipp: Wer unter einer Latexallergie leidet, muss keinesfalls auf die Verwendung von Kondomen verzichten! Inzwischen gibt es zahlreiche latexfreie Kondome aus Materialien wie Collagen, Polyurethan oder Naturdarm. Hilfreiche Infos hierzu finden sich beispielsweise auf der Internetseite https://latexfreiekondome.de/category/materialien/ – oder bei der persönlichen Kondomberatung in der Apotheke!

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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