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Vasektomie – Alternative Verhütung?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 25. September 2015

Weltweit haben sich 40 bis 60 Millionen Männer einer Vasektomie unterzogen, einem chirurgischen Eingriff, bei welchem die Samenleiter unterbunden werden und der Spermientransport verhindert ist. Der Wunsch nach einer sicheren Verhütungsmethode? Eine abgeschlossene Familienplanung? Immer mehr Paare entscheiden sich für die Sterilisation des Mannes. Alles rund um die sicherste Verhütungsmethode seitens des Mannes im folgenden Artikel.

Die Sterilisation des Mannes

Bei der Vasoresektion (lat. vas Gefäß; Resektion), Synonym Vasektomie, handelt es sich um die Sterilisation des Mannes; ein kleiner chirurgischer Eingriff, der innerhalb weniger Minuten in örtlicher Betäubung ambulant vorgenommen werden kann. Die Samenleiter (Singular: Ductus deferens) werden im Hodensack durchtrennt.

Die Bildung von Samenzellen findet weiterhin statt, allerdings können diese, aufgrund der Unterbrechung der Samenleiter nicht mehr in den Erguss/das Ejakulat gelangen und bleiben im Nebenhoden zurück und werden auch dort abgebaut.

Ein völliger Schutz vor Schwangerschaften ist aber erst nach Monaten nach Durchführung des operativen Eingriffs gegeben, vorher sollte die Zeugungsunfähigkeit durch gezielte Untersuchungen der Samenflüssigkeit und den Nachweis des Fehlens von Samenzellen erbracht werden: In zeitlichen Abständen wird mittels Spermiogramm das Ejakulat mehrfach kontrolliert. Folgendes sollte hierbei bedacht werden: Die Spermien können noch bis zu einem halben Jahr nach einer Operation im Ejakulat nachgewiesen werden. Daher ist es wichtig, dass eine genaue präoperative Aufklärung des Patienten erfolgt, damit ein möglicher Schadensersatzprozess bei postoperativ ungewollter Schwangerschaft vermieden werden kann. Erst drei aufeinanderfolgende negative Spermiogramme sichern eine abgeschlossene Sterilisation. Das Ejakulat besteht dann nur noch aus dem Prostata-Samenblasensekret ohne Spermien.

Definition Sterilisation vs. Kastration

Die Sterilisation bezeichnete ein chirurgisches Herbeiführen der Infertilität (= Unfruchtbarkeit / das Unvermögen, ein Kind zu zeugen) durch operative Unterbrechung der Samenleiter beim Mann und der Eileiter bei der Frau. Die Gonaden (= Geschlechtsdrüsen), das heißt die Hoden beim Mann bzw. die Eierstöcke bei der Frau bleiben, anders als bei einer Kastration, erhalten. Auch die Hormonproduktion der Hoden, die Erektion und Ejakulation und die Libido werden durch eine Sterilisation nicht beeinflusst.

Indikationen für eine Sterilisation

Der Entschluss über einen chirurgischen Eingriff zur Sterilisation ist keine Entscheidung, welche von einem Tag auf den anderen getroffen wird. Gründe für eine Vasektomie können sein:

  • abgeschlossene Familienplanung
  • ausdrücklich erwünschte, dauerhafte Empfängnisverhütung
  • sichere Verhütungsmethode, die für die Partnerin nicht belastend sind (die Partnerin ist nicht mehr „gezwungen“ synthetisch hergestellte Hormone (Antibabypille) einzunehmen, wodurch ihr auch Wechsel- sowie Nebenwirkungen erspart bleiben

Gründe, die eher gegen eine Vasektomie sprechen sind

  • eine bisherige Kinderlosigkeit
  • keine aktuelle Partnerschaft
  • ein Lebensalter unter 30 Jahre

Die Entscheidung zu einer Sterilisation

Allerdings gilt hierbei das gleiche wie für die Sterilisation der Frau: Jeder Mann sollte sich über die Entscheidung zur Sterilisation lang und reichlich überlegen, da sie, wenn überhaupt, nur sehr schwer wieder rückgängig zu machen ist. Operationen zur Wiederherstellung der Zeugungsfähigkeit sind zwar möglich, doch die Erfolgschancen sind hierbei sehr gering. Zudem könnten sich bei einem Mann, der von der Richtigkeit seiner Entscheidung zur Sterilisation nicht ganz überzeugt ist, später psychische Komplikationen einstellen, in Form von Depressionen oder Impotenz. Im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten hat sich die Einstellung der Männer zur Sterilisation in den letzten Jahren offensichtlich gewandelt: Immer mehr Männer sind zu diesem Eingriff bereit. Sie befreien damit ihre Partnerin von der alleinigen Last und der großen Verantwortung für ihre Empfängnisverhütung. Durch die Sterilisation des Mannes wird einzig und allein der Ausstoß von Samenzellen unterbunden. Geschlechtstrieb und Fähigkeit zum Verkehr bleiben völlig erhalten.

Kosten einer Sterilisation

Seit dem 1.1.2004 wird der Eingriff zur Sterilisation in Deutschland nicht mehr von den Krankenkassen bezahlt. Eine Ausnahme besteht allerdings, wenn eine medizinische Indikation des Mannes gegeben ist, zum Beispiel eine schwerwiegende genetische Erkrankung. Im Durschnitt liegen die Kosten für eine Vasektomie bei bezahlbaren 400 bis 500 Euro. Neben dem chirurgischen Eingriff sind auch Nachbehandlung und Spermiogramm-Kontrollen enthalten. Eine Refertilisierung beim Mann, das heißt Wiederherstellung der Furchtbarkeit nach einer Vasektomie, sind hierbei höher und liegen bei 2000 bis 5000 Euro. Zudem ist eine hundertprozentige Erfolgsgarantie leider nicht gegeben.

Die OP: Schnittführung und Technik bei einer Vasektomie

Folgende Schritte werden bei einer Vasektomie durchgeführt (aufgelistet wird zur Veranschaulichung nur die Durchführung auf einer Seite bzw. nur die Durchtrennung eines Samenleiters; bei einer vollständigen Vasektomie müssen beide Samenleiter durchtrennt werden)

  • Abtasten des Samenleiters (Ductus deferens) beidseits
  • örtliche Betäubung der Srotalhaut (Haut des Hodensacks) und Fixation
  • Skrotalschnit
  • Freipräparieren des Samenleiters
  • Hervorluxieren des Samenleiters
  • Fixieren der Resektionsgrenzen
  • Durchtrennung und Resektion eines 0,5 – 1cm langen Samenleiterstückes (histologisch untersuchen, um einen Beweis für den Samenleiter zu haben) und die jeweiligen Enden mit einem Faden ligieren
  • Die jeweiligen Samenleiterstücke umschlagen und erneut ligieren
  • Hautnaht

Prognose und Komplikationen

Der Eingriff zur Sterilisation ist mit einer hohen Patientenzufriedenheit verbunden (über 90 Prozent) und verspricht mit einem PEARL-Index von 0,1 eine sehr hohe Zuverlässigkeit. Als Vergleich: Das Kondom hat einen PEARL-Index von 2-12, die Pille einen PEARL-Index von 0,1 bis 0,9. Auch die äußerst geringen Nebenwirkungen sprechen für diesen Eingriff. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen:

  • Nachblutung
  • Inguinal- oder Skrotalhämatom
  • Infektion
  • Schmerzen in der Leistengegend in den ersten Jahren nach dem Eingriff
  • Komplikationen an Hoden oder Nebenhoden (in der Regel nur bei unsachgemäßer Durchführung)
  • sexuelle Funktionsstörungen (nach der Sterilisation besteht das Ejakulat dann nur noch aus dem Prostata-/Samenblasensekret ohne Spermien)
  • fehlerhafte Resektion
  • Unterbindung einer falschen anatomischen Struktur, das heißt Zeugungsfähigkeit bleibt
  • Rekanalisierung, das heißt erneute Zeugungsfähigkeit

In einem von 2000 Fällen ist es möglich, dass die voneinander getrennten Enden des Samenleiters wieder spontan zusammenwachsen können. Man spricht von einer Rekanalisation oder Rekanalisierung. Dadurch ist eine Zeugungsfähigkeit wieder hergestellt. Eine mögliche Rekanalisation kann noch Jahre nach dem Eingriff möglich sein (sehr seltene Komplikation/Nebenwirkung!). Sehr selten sind darüber hinaus, dass nicht nur, wie üblich, insgesamt zwei Samenleiter vorhanden sind, die durchtrennt werden, sondern auch weitere existieren, die bei der Operation möglicherweise nicht entdeckt worden sind. Auch bei diesem Fall bleibt eine Zeugungsfähigkeit bestehen.

Fazit: Die Vasektomie ist die sicherste Methode der Empfängnisverhütung, die allerdings nur dann erwogen werden sollte, wenn die Familienplanung sicher abgeschlossen ist. Eine Refertilisation ist nämlich nicht immer erfolgversprechend, weshalb eine unüberlegte Vasektomie als Alternative zur herkömmlichen Verhütung nicht in Betracht gezogen werden sollte.

 

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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