© © Sven Bähren - Fotolia.com

Die häufigsten Ohrenerkrankungen: Symptome richtig erkennen und behandeln

Kommentar schreiben Aktualisiert am 03. Februar 2017

Das Ohr, das aus dem Teil der äußeren Ohrmuschel bis hin zum Ende des Gehörgangs besteht, ist Sinnesorgan zum Hören und Gleichgewichtsorgan zugleich. Bei allen Beschwerden im Gehörbereich sollte man sich an den Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde wenden. Was sind die häufigsten Ohrerkrankungen und welche Möglichkeiten zur Linderung gibt es? Wissenswertes im folgenden Beitrag.

Das Ohr

Das Ohr besteht aus drei Abschnitten, nämlich: äußeres Ohr, Mittelohr und Innenohr. Äußeres Ohr und Mittelohr übernehmen die Funktion der Schallübertragung- und verstärkung (schallleitender Teil), das Innenohr ist für die Schallverarbeitung zuständig (schallempfindlicher Teil). Eng verbunden mit dem schallempfindlichen Teil, der sogenannten Gehörschnecke, liegt im Felsenbein auch das Gleichgewichtsorgan, der vestibuläre Teil. In der Gehörschnecke, auch Cochlea genannt, werden die Schallschwingungen in Nervenerregung umgewandelt und im Anschluss daran über den Hörnerv zum Gehirn weitergeleitet, wo sie diese dann im Hörzentrum zum Bewusstsein kommt. Die Bestandteile des Ohres kurz erläutert:

  • Ohrmuschel: Die Ohrmuschel ist eine von elastischem Knorpel gestützte, muschelförmige Hautfalte, die die Mündung des äußeren Gehörgangs umgreift und die Aufgabe hat, Schallwellen aufzufangen.
  • Äußerer Gehörgang: Der äußere Gehörgang ist ein von der größten Vertiefung der Ohrmuschel nach innen verlaufendes, etwa drei Zentimeter langes Rohr, mit leichtem s-förmigem Verlauf. In der Haut des äußeren Gehörgangs befinden sich die Ohrenschmalzdrüsen.
  • Ohrenschmalzdrüsen: Ihr Sekret, das Ohrenschmalz, schützt das Trommelfell, indem es eindringenden Schmutz und Staub bindet und das Trommelfell frei davon hält.
  • Trommelfell: Das Trommelfell ist eine schrägstehende, schwingungsfähige, runde Membran am inneren Ende des Gehörganges. Es trennt das äußere Ohr vom Mittelohr, der Paukenhöhle.
  • Paukenhöhle: Dieser Hohlraum befindet sich im Felsenteil des Schläfenbeines und beherbergt drei Gehörknöchelchen, nämlich: Hammer, Amboß und Steigbügel. Die Gehörknöchelchen bilden eine Kette, welche die Schallschwingungen des Trommelfells auf das Innenohr weiterleitet. Die Fußplatte des Steigbügels bildet die „Tür“ zum Innenohr. Im vorderen Raumteil der Paukenhöhle mündet die etwa 3,5 Zentimeter lange, röhrenförmige Tube oder Ohrtrompete, auch Eustachische Röhre genannt, welche in Verbindung steht mit dem Nasen-Rachen-Raum und die Funktion hat, den Paukenraum zu belüften und einen Druckausgleich zwischen Mittelohr und Außenluft zu ermöglichen. Dadurch kann das Trommelfell auch in der nötigen Spannung gehalten werden.

Wie an vielen anderen Körperteilen können auch im Bereich des Ohres Erkrankungen entstehen. Krankheiten des Ohres können das äußere Ohr, das Mittelohr, sowie das Innenohr betreffen und unterschiedliche Beschwerden verursachen. Im weiteren Verlauf des Beitrages werden einige Ohrenerkrankungen im Hinblick auf die drei Ohrabschnitte vorgestellt.

Krankheiten des Ohres: Das äußere Ohr

Ohrmuschelverletzungen

Durch stumpfe Gewalteinwirkung auf die Ohrmuschel, beispielsweise durch Druck, Zug oder Abscherung der Haut, entsteht ein Ohrmuschelgeschwulst, auch Ohrhämatom genannt. Besonders betroffen sind hierbei Boxer, Ringkämpfer, Fußballspieler, Lastträgern. Ohrblutungsgeschwulste sollten möglichst früh vom Hals-Nasen-Ohrenarzt behandelt werden, da die Gefahr besteht, dass es zu einer Schrumpfung der Ohrmuschel kommt. Bei einer Blutung aus dem Gehörgang sollte selbst kein Reinigungsversuch unternommen werden, sondern ein steriler Ohrverband angelegt werden und eine baldige Vorstellung beim Hals-Nasen-Ohrenarzt erfolgen.

Fremdkörper (Corpora aliena)

Kinder betrachten ihre Ohren gerne als Versteck und stecken Erbsen, Bohnen, Knöpfe, Glasperlen, kleine Steinchen und vieles andere in den Gehörgang. Niemals sollte man als Elternteil versuche, die Fremdkörper selbst zu entfernen. Die Gefahr, dass der Fremdkörper weiter in den Gehörgang rutscht, sei hier zu groß. Haarnadeln, Holzstäbchen und Pinzetten sollten daher als Hilfsutensilien gemieden werden, der Fremdkörper wird nämlich zumeist tiefer hineingestoßen und kann sogar das Trommelfell verletzen, was dann zu einer Entzündung des Mittelohrs führt. Auch Spülungen mit Wasser sind gefährlich, weil Hülsenfrüchte und andere quellfähige Gegenstände dann den Gehörgang vollständig verstopfen und sich festklemmen können. Wenn der Fremdkörper durch Schütteln nicht zu entfernen ist, sucht man einen Hals-Nasen-Ohrenarzt auf, der den Fremdkörper mit geeigneten Instrumenten unter mikroskopischer Sicht entfernen kann. Nicht nur Kinder können Fremdkörper im Ohr haben, auch beim Erwachsenen finden sich im Gehörgang gelegentlich Insekten, die hineingeflogen oder –gekrochen sind. Auch abgebrochene Zahnstocher oder Streichhölzer, die zur Bekämpfung von Juckreiz im Ohr verwendet werden, müssen gelegentlich vom Arzt entfernt werden.

Ohrenschmalzpfropf (Cerumen)

Eine akute Schwerhörigkeit, ein Druckgefühl im Ohr, sowie Ohrenschmerz und Ohrensausen können durch das Quellen des Ohrenschmalzpfropfes beim Waschen oder Baden zustande kommen. Dadurch wird der Gehörgang teilweise oder völlig verschlossen. Ursächlich für die Entstehung ist, dass die Ohrenschmalzdrüsen des Gehörgangs, die normalerweise nur wenig Ohrenschmalz absondern, welches sehr langsam nach außen fließt, einen zu trockenen Ohrenschmalz absondern, wodurch dieses am Entstehungsort liegen bleibt und sich allmählich zum Pfropf sammelt, der dann steinhart werden kann. Durch Einträufeln von drei bis viel Tropfen Speiseöl oder Glyzerin kann der Schmelzpfropf aufgeweicht werden, der dann vom Arzt mühelos ausgespült wird. Auf keinen Fall sollte man mit spitzen Gegenständen oder Pinzetten im Ohr versuchen, den Pfropf zu entfernen, weil das zarte Trommelfell sehr schnell verletzt werden kann und eine Mittelohrentzündung entstehen kann.

Ekzem der Ohrmuschel und des Gehörganges (Otitis externa diffusa)

Diese häufige und höchst unliebsame Erkrankung geht mit starkem Juckreiz, teilweise auch Ohrenlaufen, der Bildung feuchter oder trockener Krusten, Rötung und schmerzhafter Schwellung des Gehörganges einher. Manchmal kann auch die Ohrmuschel beteiligt sein. Das Auftreten von Schmerzen beim Druck gegen den Tragusknorpel am Gehörgangseingang gilt als ein sicherer Nachweis für die Entzündung des Gehörganges. Die Ursachen hierfür sind eine länger bestehende Ohreiterung bei Mittelohrentzündung, auch unverträgliche Arzneimittel, berufsbedingte Schädigungen, stark feuchte Wohnungen, Stoffwechselstörungen, endogenes Ekzem. Die Behandlung ist folgende: Bei Ohrenlaufen führen oft die tägliche Ohrspülung mit lauwarmen Wasser, dem ein Kamillenextrakt zugesetzt werden kann, und das anschließende Austrocknen des Gehörganges mit einem großen Wattetupfer oder Fön zum raschen Abheilen der Gehörgangentzündung. Ungünstig wirken sich Ohrverbände und Wattetamponaden des Gehörganges aus. Bei den oben genannten anderen Symptomen, wie Bildung feuchter und trockener Krusten, Rötung und schmerzhafte Schwellung des Gehörganges, manchmal auch unter Beteiligung der Ohrmuschel, sollte man immer einen Arzt aufsuchen, der zur Behandlung gegebenenfalls Antibiotika oder Kortisonsalben verordnen kann.

Trommelfellriss (Ruptura membrana tympani)

Lochbildende Verletzungen des zarten Trommelfells entstehen durch Stochern oder Bohren mit spitzen Gegenständen im Gehörgang oder durch ungewolltes Eindringen von Strohhalmen, Zweigen und ähnliches. Zerreißungen kommen auch durch eine plötzliche Kompression der Luft im Gehörgang beim Schlag mit der flachen Hand auf das Ohr (Ohrfeige), beim Kopfsprung ins Wasser mit seitlich geneigtem Kopf sowie bei Explosionen zustande. Für den Betroffenen ist der Trommelfellriss mit einem plötzlich einsetzenden Ohrenschmerz und starker Hörminderung verbunden. Die Behandlung muss sofort durch einen Hals-Nasen-Ohrenarzt vorgenommen werden. Es sollte unbedingt vermieden werden, irgendwelche Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ein Trommelfellriss kann erfolgreich behandelt werden, aber auch nach Verheilen der Risswunde kann eine Schwerhörigkeit bestehen bleiben. Ob dann eine gehörverbessernde Operation erforderlich ist, muss abgeklärt werden.

Das Mittelohr

Akute Mittelohrentzündung (Otitis media acuta)

Bei Schnupfen erfolgt die Infektion des Mittelohres auf dem Weg über die Tube. Bei Infektionskrankheiten, wie Scharlach, Masern oder Grippe, gelangen die Krankheitserreger, meist über die Blutbahnen, in das Mittelohr. Die Beschwerden äußern sich in heftig, pulsierenden Ohrenschmerz, Fieber und Schwerhörigkeit. Diese drei Symptome künden den Beginn einer akuten Mittelohrentzündung an. Nach zwei bis drei Tagen schließlich Ohrenlaufen, Entfieberung und das Abklingen der Schmerzen, wodurch sich das Allgemeinbefinden dann auch bessert. Eine Behandlung einer akuten Mittelohrentzündung kann mit feuchtwarmen Ohrumschlägen, Heizkissen, Schwitzkuren und Bettruhe sowie vom Arzt verordnete Heilmittel die Phase der Mittelohrvereiterung verkürzen. Manchmal ist auch ein minimaler Trommelfellschnitt (Paracentes) notwendig, um dem Eiter den Abfluss nach außen zu ermöglichen.

Das Innenohr

Ohrgeräusche (Tinnitus aurium)

Dröhnen im Kopf, Brummen, Klingen wie Glockenläuten, Rauschen wie Wasserfall, Summen wie fliegende Insekten, werden vom Patienten ständig oder in unregelmäßigen Abständen, leise oder laut, in gleichmäßiger oder pulsierender Intensität empfunden und können auf einen Tinnitus hinweisen. Oft ist die Entstehung und Ursache unbekannt und im Anschluss an Infektionskrankheiten möglich. Aber auch Alkohol- und Nikotinmissbrauch, starke seelische Erregungen, geistige Überarbeitung sowie Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck und die Einnahmen größer Mengen von Medikamenten lassen manchmal die quälenden Ohrgeräusche entstehen. Die Behandlung zielt zunächst darauf, das Grundleiden zu minimieren, die möglicherweise verantwortlichen Medikamente abzusetzen und die als Ursache erkannten, schädigenden Lebensgewohnheiten zu ändern.

Bei allen Beschwerden im Gehörbereich: Arztbesuch

Ohrkrankheiten und ihre Symptome sowie deren Behandlungen sind vielfältig. Der Beitrag habe lediglich einen Überblick verschaffen können und ersetzt bei Beschwerden im Bereich des Ohres keinesfalls das Aufsuchen eines Hals-Nasen-Ohrenarztes. Dieser verfügt nämlich über die geeigneten Untersuchungsverfahren.

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

Schreib einen Kommentar

help
help
help

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Zu unseren Datenschutzbestimmungen.