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Das Raucherbein: Wenn Gewebe abstirbt

1 Kommentar Aktualisiert am 24. Februar 2017

Eine stark unterschätzte Krankheit: Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit können die Extremitäten durch den Verschluss eines Gefäßes nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Dadurch entstehen Schmerzen und das Gewebe nimmt Schaden. Im schlimmsten Fall droht die Amputation. Vor allem Raucher setzten sich dem Risiko der PAVK – umgangssprachlich auch Raucherbein genannt - aus.  Dass Rauchen ungesund ist, ist heutzutage kein Geheimnis mehr. Und trotzdem greifen viele Erwachsene regelmäßig zum Glimmstängel. Dass sie dabei ihre Gesundheit aufs Spiel setzten, ist den meisten bewusst. Doch welche konkreten Folgen resultieren können, wissen viele Raucher nicht. Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) ist eine häufige Folge von Arteriosklerose – ausgelöst wird diese unter anderem von Tabakkonsum. Wird sie nicht behandelt sind Schmerzen und im schlimmsten Fall eine Amputation die Folge. Das sogenannte Raucherbein ist die Bezeichnung für einen Gefäßverschluss in den Extremitäten. Meist sind hierbei die Beine betroffen. Rauchen ist dabei der wichtigste Risikofaktor. Denn Rauchen führt zu krankhaften Veränderungen der Blutgefäße. Mit jeder Zigarette gelangen freie Radikale in den Blutkreislauf. Die Gefäße verlieren ihre Elastizität. Dies führt zu einer Ablagerung von Schadstoffen und Fett an der Innenseite der Gefäßwände. Es kommt zu einer Verengung der Arterie (Stenose).

Raucherbein: Meist Arterienverengung im Beckenbereich

Etwa 90% aller PAVK-Fälle treten in den Beinen auf (daher die Bezeichnung Raucherbein). Die Arme sind deutlich seltener betroffen. Jeder dritte Patient leidet unter der Gefäßverengung im Bereich des Beckens. 50% der Fälle betreffen die Oberschenkelarterien und etwa 15% der Betroffenen leiden unter einem Gefäßverschluss in den Unterschenkeln. Lediglich bei etwa jedem zehnten PAVK-Patienten sind die oberen Gliedmaßen betroffen. Die periphere arterielle Verschlusskrankheit tritt meist einseitig auf, nur sehr selten sind beide Körperseiten betroffen. Das Rauchen ist die häufigste Ursache für das Raucherbein. Doch auch Personen, die an einer anderen Grunderkrankung wie Diabetes mellitus, einer Fettstoffwechselstörung oder Bluthochdruck leiden sind gefährdet. Vor allem Männer sind von der Verschlusskrankheit betroffen, mit zunehmendem Alter steigt das Risiko an. In Deutschland sind rund 4,5 Millionen Fälle bekannt, die Dunkelziffer ist vermutlich höher, da das Raucherbein erst in einem fortgeschrittenen Stadium Symptome bereitet und diagnostiziert wird.

PAVK-Symptome: Schmerzen und Taubheit im Bein

Der Gefäßverschluss in den Extremitäten äußert sich meist durch Schmerzen in den Gliedmaßen. Ist das Bein betroffen macht sich das erstmals durch stechende Schmerzen während der Belastung bemerkbar. Das Gehen längerer Strecken ist nicht mehr schmerzfrei möglich. Immer wieder müssen Pausen eingelegt werden, daher kommt der Name „Schaufensterkrankheit“. Der Betroffen bleibt stehen wie bei einem Schaufensterbummel. Schreitet die Erkrankung weiter fort, kommt es auch ohne Belastung zu Schmerzen. Der Patient wacht etwa nachts aufgrund der krampfartigen oder peitschenhieb-ähnlichen Beschwerden auf. Auch im Sitzen bereitet das Raucherbein dann Beschwerden. Letzten Endes kommt es zu Geschwüren und schlecht heilenden Entzündungen am betroffenen Bein. Die Wunden heilen durch die schlechte Blutversorgung nicht mehr aus.

Arterielle Verschlusskrankheit: Einteilung in Stadien

Das Problem: In der ersten Phase der Gefäßverengung liegen noch keine Symptome vor (Stadium 1) Erst wenn es zu Schmerzen bei einer längeren Gehstrecke kommt (>200 Meter) wird ein Arzt aufgesucht (Stadium 2a). Liegt die schmerzfrei zu bewältigende Strecke unter 200 Metern spricht man von Stadium 2b. Treten die Schmerzen in Ruhe auf handelt es sich um Stadium 3. Und kommt es zu Geschwüren und stirbt das Gewebe ab ist das Stadium 4 Ab Stadium 3 sind die Betroffenen in ihrem Alltag stark eingeschränkt. Körperliche Belastung wird meist gemieden und die Personen werden inaktiver. Ab diesem Stadium besteht die Gefahr, dass das Gewebe des Beines abstirbt und eine Amputation droht.

Die Diagnose Raucherbein

Bei stechenden Schmerzen in den Armen oder Beinen sollten sie einen Arzt aufsuchen. Der Hausarzt oder ein Internist sind die richtigen Ansprechpartner. Mittels Anamnese und körperlicher Untersuchung kann bereits der Verdacht auf periphere arterielle Verschlusskrankheit gestellt werden. Liegt bereits eine deutliche Verengung des Gefäßes vor, fallen dem Arzt die veränderte Hautfarbe und die niedrigere Körpertemperatur im betroffenen Bein auf. Außerdem tastet er den Puls an Becken, Oberschenkeln, Kniekehle, Knöchel und Fuß ab. Ist kein Puls fühlbar, ist ein teilweiser Gefäßverschluss wahrscheinlich. Mit dem Stethoskop wird er anschließend die Arterie abhören und kann durch die Geräusche des Blutstromes eventuell die verengte Stelle ausmachen. Bildgebende Verfahren wie ein Ultraschall oder eine Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel geben weiteren Aufschluss über die Lokalisation der Gefäßverengung.

Behandlung PAVK: Gefäß muss wiedereröffnet werden

Wird die verengte Stelle gefunden muss sofort die Behandlung beginnen. Welche Behandlung geeignet ist, hängt vom Ort und dem Stadium des Verschlusses ab. Ist die Erkrankung noch im Anfangsstadium, können Medikamente verabreicht werden, die die Ablagerungen auflösen und die Blutgerinnung verhindern sollen. Ist das Gefäß bereits deutlich verengt kann die Ablagerung mittels eines Katheters abgeschabt werden. Eventuell ist es sinnvoll hier einen Ballon einzuführen, der die Arterien an der Stelle weitet. Mittels eines Drahtgestells (Stent) kann das Gefäß stabilisiert werden. In schweren Fällen, sowie akuten Verschlüssen kann eine Operation notwendig werden. Hier wird die verschlossene Stelle mit einer Arterie (aus dem anderen Bein entnommen) oder einem Implantat umgangen (Bypass). Ist das Gewebe nach dem Verschluss bereits zu stark geschädigt, kann eine Amputation notwendig sein.

Vorbeugung und Therapie: gesunder Lebensstil und Bewegung

Wird die periphere arterielle Verschlusskrankheit bei einem Routinecheck frühzeitig erkannt, kann mit einer Veränderung des Lebensstils der Erkrankung entgegengewirkt werden. Raucher sollten sich ihr Laster abgewöhnen. Eine ausgewogene Ernährung (viel Obst und Gemüse, wenig Fleisch und Fett) trägt dazu bei die Blutfettwerte zu normalisieren und das Risiko für Ablagerungen in den Blutgefäßen wird geringer. Regelmäßige Bewegung sorgt bei einem angehenden Raucherbein dafür, dass der Körper „Umleitungen“ um die verengte Stelle des Gefäßes bildet. Dazu reicht täglich ein dreißigminütiger Spaziergang aus. So kann der Verschluss zum Teil kompensiert werden und die PAVK schreitet nicht weiter fort. Wie gut eine Behandlung anschlägt hängt davon ab, wie konsequent der Lebensstil geändert wird. Der wichtigste Schritt ist die Tabakentwöhnung. Wir haben Mythen über den Rauchstopp zusammengefasst.

Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

1 Kommentare

Helena – Montag, 23. Oktober 2017
Ich habe das Rauchen vor einem halben Jahr aufgegeben und leide immer noch unter den Folgen. Ich bin jedoch mehr als froh, dass mir Frau Rauchfrei so gut bei der Rauchentwöhnung geholfen hat. Ohne Ihre Beratung und ihre Coachings hätte ich es nicht geschafft.

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