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Welt-Vegetarier-Tag

Kommentar schreiben Aktualisiert am 01. Oktober 2015

Fleischlos zu essen, ist in. Lag Anfang der 80er Jahre der Anteil an Vegetariern in Deutschland noch bei 0,6 %, sind es heute 9-10 %. Tofu, Sojajoghurt und vegetarische Aufstriche füllen die Regale und ihr Umsatz steigt rasant. Kochbücher mit vegetarischen Rezepten erobern die Bestsellerlisten. Immer mehr Menschen verzichten zumindest phasenweise auf Fleisch. Was ist dran an der gesunden Lebensweise eines Vegetariers? Stimmt es, dass ohne das gewohnte Steak mit Mangelerscheinungen zu rechnen ist? Warum wird man Vegetarier?

Welche Arten von Vegetarismus gibt es?

Ovo-Lakto-Vegetarier verzichten auf Fleisch, essen aber weiterhin Eier und Milchprodukte. Bei Lakto-Vegetariern kommen nur Milchprodukte zur Pflanzenkost hinzu, während Ovo-Vegetarier sich mit dem zusätzlichen Verzehr von Eiern begnügen.

Die strengste Form ist die vegane Kost. Veganer verzichten auf alle Lebensmittel tierischen Ursprungs. Sie lehnen auch Kleidungsstücke und Schmuck aus tierischem Material ab.

Frutarier ernähren sich nur von pflanzlichen Produkten, deren Ernte nicht zur Schädigung der Pflanze beiträgt. Äpfel z.B. können verzehrt werden, da der Apfelbaum durch den Verlust der Früchte nicht verletzt wird. Karotten dagegen sind tabu, da ihr Verzehr die Vernichtung der ganzen Pflanze bedeutet.

Pescetarier essen kein Fleisch, lassen sich aber Fisch und Meeresfrüchte schmecken.

Flexitarier sind Menschen, die immer mal wieder für eine bestimmte Zeit kein Fleisch essen. Nach einer Forsa-Umfrage betrachten sich knapp zwei Drittel der Frauen und 38 % der Männer als sogenannte „Teilzeitvegetarier“.

Wie viele Vegetarier und Veganer gibt es in Deutschland und auf der Welt?

Nach neuesten Untersuchungen geht man im Moment von 7,8 Millionen Vegetariern (ca. 10 % der Bevölkerung) und 900 000 Veganern (1,1 %) in Deutschland aus. Weltweit sollen 22 Millionen Menschen fleischlos essen. Davon sind 95 % Not-Vegetarier, d.h. sie können sich einfach kein Fleisch leisten. Kommt Geld ins Haus, kommt auch Fleisch auf den Tisch. In den reichen Ländern hängt der Genuss von tierischem Eiweiß vom Bildungsstand ab. Man verzichtet freiwillig aus ethischen, gesundheitlichen, ökologischen oder anderen Gründen.

Wer wird Vegetarier und warum?

Nach einer Studie der Uni Jena sind ca. zwei Drittel der Vegetarier Frauen. Sie sind jung, überdurchschnittlich gebildet und leben in der Großstadt. Über 40 % sind zwischen 20 und 29, über 20 % sind 30 bis 39 Jahre alt. Für 63 % der Befragten sind vor allem moralische Gründe (Tierschutz, Umwelt) am wichtigsten, für ca. 20 % stehen die gesundheitlichen Faktoren im Vordergrund (körperliche Gesundheit, Gammelfleischskandal) und für 11 % emotionale Gründe (Abneigung gegen Fleisch).

Leben Vegetarier gesünder?

Eindeutig ja. Das besagen u.a. Studien des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Uni Gießen. Die wichtigsten Parameter sind bessere Blutfettwerte, niedriger Blutdruck, kein Übergewicht, keine Gicht und damit weniger Risikofaktoren für Herz- und Kreislauferkrankungen. Dazu kommt, dass Vegetarier insgesamt einen gesünderen Lebensstil pflegen, weniger Nikotin und Alkohol konsumieren und sich mehr bewegen.

Vegetarismus und Krebs

Eine groß angelegte Studie mit über 60 000 Menschen an der University of Oxford zeigte, dass Vegetarier seltener an Blut-, Blasen- und Magenkrebs erkranken. Das Krebsrisiko war jedoch bei Menschen, die zwar kein Fleisch, aber Fisch essen, nicht im gleichen Maße verringert. Magenkrebs entwickelte sich bei den „echten“ Vegetariern um ein Drittel weniger als bei Fisch-Essern. Das Deutsche Krebsforschungszentrum ermittelte, dass Ovo-Lakto-Vegetarier eine höhere Lebenserwartung haben als Alles-Esser. Laut dem Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Leitzmann kann das Krebsrisiko durch eine vegetarisch-vegane Ernährung nicht ausgeschlossen, aber entscheidend reduziert werden. Auch in der China Study von Dr. Campbell ist der Autor von dem krebserregenden Effekt von tierischen Eiweißen überzeugt.

Vegetarismus zum Schutz der Umwelt

Fleischessen verursacht fast 40 % mehr Treibhausgase als es der Verkehr von Autos, LKWs und Flugzeugen zusammen tut. Die Nutztierhaltung ist zu einem Fünftel für den Treibhauseffekt verantwortlich. Um 1 Kilogramm Rindfleisch zu produzieren, werden 15 500 Liter Wasser verbraucht. Das sind 10 mal so viel wie für 1 Kilogramm Brot. Das Abholzen des Regenwalds geht zu 90 % auf das Konto der Massentierhaltung. Man braucht den Platz für Weideland und zum Anbau von Futter. Während Menschen hungern, werden 50 % der weltweiten Getreideernte und 90 % der Ernte von Sojabohnen an Nutztiere verfüttert. Der deutsche Normalbürger verspeist ca. 60 kg Fleisch im Jahr. Von einem fleischfreien Tag in der Woche profitiert nicht nur seine Gesundheit, sondern es würden 688 Millionen kg Fleisch mit allem, was in der Produktionskette dazugehört, gespart.

Was fehlt in der fleischlosen Ernährung und wie kann es ersetzt werden?

Kritisch sieht die Versorgung mit Vitamin B12, Eisen, Zink, Jod und bei Veganern auch Calcium und Vitamin D aus.

Vitamin B12 kommt außer in Algen und spurenweise in Sauerkraut nur in Fleisch, Milchprodukten und Eiern vor. Dennoch sind auch bei Ovo-Lakto-Vegetariern die Vitamin B12-Werte oft unter dem Soll. Der Verzehr von Vitamin B12-angereicherter Nahrung genügt vor allem bei Veganern nicht. Hier muss mit einem Nahrungsergänzungsmittel ausgeholfen werden. Das gilt besonders für schwangere und stillende Veganerinnen.

Eisen findet sich besonders in grünem Blattgemüse, grünen Blattsalaten, Kürbiskernen, Amaranth, Quinoa, Hirse, Sonnenblumenkernen und Hülsenfrüchten.

Zink enthalten in größeren Mengen Kürbiskerne, Nüsse, Hülsenfrüchte, Buchweizen, Avocados, Miso und die Mikroalge Spirulina.

Eine ausreichende Versorgung mit Jod können Veganer durch jodiertes Speisesalz und Nori-Meeresalgen erreichen.

Lieferanten für pflanzliches Calcium sind z.B. Mandeln, Sesam, Haselnüsse, Brokkoli, Grünkohl, Möhren, Fenchel und Kresse.

Vitamin D kann bei ausreichender Sonnenbestrahlung ohne Sonnenschutzmittel (10-15 Minuten regelmäßig) vom Körper selbst gebildet werden.

Zuletzt noch etwas Leckeres zum Ausprobieren: Linsen-Spinat-Curry

Zutaten für 4 Portionen:

500 g Möhren, 150 g Zwiebeln, 2 El. Öl, 3 Tl. (Ingwer-)Currypulver, 200 g gelbe Linsen, 500 ml Gemüsefond, 200 g Baby-Blattspinat, 1 Pk. Naan-Brot (ersatzweise Fladenbrot), 1 Bio-Limette, 200 g Sojajoghurt, Salz.

Zubereitung

  1. Zwiebeln halbieren, in 5 mm breite Streifen schneiden. Möhren schälen und schräg in 1 cm dicke Scheiben schneiden. Öl in einem großen Topf erhitzen, Zwiebeln darin glasig dünsten. Möhren unterrühren und 2 Minuten mitdünsten.
  2. Erst 2 Tl. Currypulver, dann die Linsen unterrühren. Gemüsefond und 300 ml Wasser zugeben, zugedeckt aufkochen und bei milder Hitze 25 Minuten kochen lassen.
  3. Spinat waschen und trocken schleudern. Naan-Brot nach Packungsanweisung aufbacken. Spinat unter das Curry rühren und zusammenfallen lassen. Limette heiß waschen, trocknen und 2 Tl. Schale fein abreiben. Limettenschale und Joghurt verrühren.
  4. Restliches Currypulver unter das Curry rühren und mit Salz würzen. Mit Limettenjoghurt und Naan-Brot servieren. (Rezept: >essen-und-trinken.de)
Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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