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Weisheitszähne – Ziehen oder nicht?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 26. Dezember 2014

Weisheitszähne, die medizinisch als dritte Molaren bezeichnet werden, brechen im Vergleich zu den anderen Zähnen im Gebiss sehr spät durch das Zahnfleisch. Häufig machen sich die sogenannten Achter erst im Erwachsenenalter bemerkbar und können mit Beschwerden verbunden sein.

Ist es demnach ratsam, um Schmerzen zu vermeiden, gesunde Weisheitszähne vorsorglich zu entfernen? Oder sollte man diese so lange belassen, bis sie Schmerzen verursachen?

Evolutionstheoretischer Hintergrund

Im Rahmen der Evolution haben sich Kiefer und Gebiss des Menschen so weit zurück gebildet, dass für die Weisheitszähne oftmals nicht ausreichend Platz ist – die Disproportion zwischen Kiefergröße und Zahnanzahl kann negative gesundheitliche Folgen haben.

Symptome

Schmerzen können enstehen, wenn ein Weisheitszahn quer oder waagerecht im Kiefer wächst oder dieser - aufgrund des Platzmangels - beim Durchbrechen des Zahnfleisches die Nachbarzähne so sehr verschiebt, dass es durch den Druckaufbau auf die komplette Zahnreihe zu schräg stehenden Frontzähnen kommt. Benachbarte Zähne können insofern auch gefährdet sein, wenn sich deren Zahnwurzel aufgrund der Verdrängung entzündet oder auflöst, sodass ein eigentlich gesunder Nachbarzahn gezogen werden muss.

Des weiteren kann es vorkommen, dass ein Weisheitszahn nur zum Teil durchbrochen und stellenweise vom Zahnfleisch bedeckt ist; sogenannte Schleimhauttaschen entstehen, auf denen sich Speisereste und bakterielle Beläge festsetzen können. Zum Einen kann es zu Karies kommen, zum Anderen ist eine Zahnfleischentzündung bishin zu einer Abszess- oder Phlegmonenbildung möglich.

Ist aus diesem Grund die Tendenz zur vorsorlichen Zahnentfernung gegeben?

Symptomfreie Weisheitszähne ziehen lassen? - Es gibt keine wissenschaftliche Beweisgrundlage

Der Vorstand der Internationalen Gesellschaft für Ganzheitliche Zahnmedizin in Mannheim klärt darüber auf, dass keine allgemeinen Regeln existieren würden, ob Weisheitszähne entfernt werden müssen oder nicht.

Die neue Leitlinie "Operative Entfernung von Weisheitszähnen" aus dem Jahr 2012 tendiert allerdings zu einer „präventiven Zahnziehung“, obwohl bislang keinerlei wissenschaftliche Beweisgrundlage zur generellen Entfernung von symptomfreien Weisheitszähnen vorhanden ist. In der Leitlinie wird dieser Standpunkt damit begründet, dass Weisheitszähne dazu prädistiniert sind, zu 60 Prozent gesundheiliche Beschwerden zu verursachen und die Nachbarzähne befallen.

Eine ausführliche Studie „Belassen“ verglichen mit „Entfernen“ eines Weisheitszahns sei bisher noch nicht durchgeführt worden, was die Entscheidung erschwerlich macht – in der Regel handelt man erfahrungsgemäß und letztendlich sollte die Entscheidung nicht pauschalisiert werden, sondern individuell vom Einzelfall sowie dem Gesundheitszustand des Patienten abhängig gemacht werden.

Eine Röntgenuntersuchung des Kiefers kann Gewissheit geben: Der Zahnarzt kann feststellen, ob sich Weisheitszähne voraussichtlich normal entwickeln können oder ob ein eventueller Platzmangel vorherrscht, der dazu führen kann, dass krankhafte Veränderungen zu erwarten sind. Passen die Weisheitszähne voraussichtlich gut in die vorhandene Zahnreihe, dann kann in der Regel von einer Operation abgesehen werden, denn letztendlich sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass jede Operation Komplikationen mit sich bringen kann.

J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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