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Was bedeutet es, eine „gesunde Beziehung“ zu führen?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 28. Oktober 2019

Zu Beginn einer Beziehung steht für uns die Liebe an erster Stelle. Wir finden es wichtig, füreinander da zu sein sowie Respekt und Achtsamkeit und ein wertschätzendes Miteinander zu leben. Wir können uns kaum vorstellen, dass sich dieser Zustand irgendwann einmal ändern wird. Wenn sich jedoch der Alltag einstellt, und das Familienleben und Berufsleben wieder mehr Zeit in Anspruch nimmt, kann es sein, dass man immer weniger auf Gemeinsamkeiten setzt. Bei einer Partnerschaft, die nicht gepflegt wird, kann es vorkommen, dass man im Laufe der Jahre den anderen als selbstverständlich erachtet. Dem Partner bzw. der Partnerin wird keine Wertschätzung mehr entgegengebracht und wir empfinden es als Normalität, dass er bzw. sie an unserer Seite ist. Es ist deshalb relevant, immer wieder Energie in die Beziehung zu investieren, damit wir das Wertvolle an unserer Partnerschaft nicht aus den Augen verlieren.

 

Was bedeutet eine gesunde Beziehung?
 

Zu einer gesunden Beziehung gehören zwei Partner, die selbst fest im Leben stehen. Eine Beziehung bedeutet, das Gefühl der inneren Verbundenheit zu erleben sowie Gemeinsamkeiten zu erforschen. Ebenso gehört dazu, die Wertschätzung für den anderen auszudrücken und eine Grundlage für die gemeinsame Lebensplanung zu schaffen. Ein regelmäßiger Austausch sowie Einsatzbereitschaft für den anderen zu zeigen, festigen das Zusammenleben.

Eine Beziehung verändert sich im Laufe der Jahre, da sich das Paar immer wieder neuen Herausforderungen stellen muss, mit denen es konfrontiert wird. Außerdem entwickelt sich meistens jeder Einzelne in der Persönlichkeit weiter, wodurch eine Diskrepanz entstehen kann. Oft ändern sich im Laufe des Lebens die eigenen Erwartungen und Lebensziele. Dann sind beide Partner gefordert, nach einem neuen für beide akzeptablen Konzept zu suchen. Wenn beide bereit sind, sich immer wieder neu zu entdecken und den Weg gemeinsam zu gehen ohne sich vom anderen abhängig zu fühlen, entsteht eine gute Grundlage für eine gesunde Beziehung. 

Was bedeutet es, eine ungesunde Beziehung zu führen?

1. Abhängigkeit vom Partner
= Indem man dem anderen nicht den Freiraum zugesteht, den er benötigt. Das meiste kann nur mit dem Partner gemeinsam gemacht werden.

2. Identitätsverlust
= Nicht die Grenzen zu erkennen, wer ich selbst bin und wer mein Partner ist. Sondern sich nur als „gemeinsam“ zu definieren.

 

3. Ängstliche Liebe
= Angst zu haben, den Partner zu verlieren. Dies kann sich auch in Eifersuchtsszenen spiegeln.

4. Erdrückende Liebe
= Dem Partner die Freiheit nicht zuzugestehen, dass er auch ein Leben außerhalb der Partnerschaft führt. Zum Beispiel indem er regelmäßig ein Hobby ausübt oder seine Freundschaften pflegt.1

 

Was kann jeder Einzelne für eine stabile Beziehung konkret tun?
 

Männer und Frauen haben in vielen Bereichen unterschiedliche Denkprozesse und Erwartungshaltungen in einer Beziehung. Außerdem entwickelt sich die Partnerschaft im Laufe der Jahre weiter und das Beziehungskonzept, das gestern noch gut funktioniert hat, gehört den äußeren Umständen angepasst. Deshalb ist ein regelmäßiger kommunikativer Austausch über den Stand der Beziehung und die eigenen Wünsche und Ziele grundlegend. Ansonsten kann es passieren, dass der eine nicht mehr weiß, was der andere denkt und fühlt. So kann dies zu den ersten Diskrepanzen führen.

In vielen Köpfen ist der Gedanke verankert, der andere sollte mir das geben, was ich erwarte oder brauche. Eine bessere Frage ist jedoch: Was kann ich selber geben und was bin ich überhaupt bereit zu geben?

Sich selbst und dem anderen Freiraum zuzugestehen, damit sich Jeder entfalten kann, ist eine gute Option. Die Partnerschaft darf nicht als Lösung für alle Probleme herhalten. Jeder einzelne darf die Verantwortung für sich selbst, ebenso auch für die Partnerschaft übernehmen. Zu akzeptieren, dass der andere auch ein eigenes Leben außerhalb der Partnerschaft führt, ist ein gutes Konzept. Zum Beispiel, indem man sich mit Freunden trifft und austauscht.

Wie können sich die Partner gegenseitig stärken?
 

Sich gegenseitig ein Gefühl von Heimat zu geben, stärkt die Gemeinschaft. Vertrauen und Sicherheit sollten die Grundlage für eine Partnerschaft bilden. So ist manchmal die Beziehung nicht mehr zu retten, wenn ein großer Vertrauensverlust stattgefunden hat. Zum Beispiel, wenn einer der Partner fremd gegangen ist und dies nur durch Zufall vom anderen entdeckt wurde.

Den anderen zu akzeptieren, wie er ist, ist wohl das größte Geschenk, das wir unserem Partner machen können. Genauso wollen wir angenommen werden wie wir sind. Mit all unseren guten Seiten und vor allem mit unseren Makeln und Fehlern.2

Konflikte rechtzeitig ansprechen
 

Häufig gibt es schon früh Anzeichen für eine Beziehungskrise. Je früher diese erkannt wird, umso eher kann gegengesteuert werden. Sollten die Fronten immer mehr verhärten, ist es möglich, dass das Resultat die Trennung ist. Deshalb kann es sich für den Fortbestand der Beziehung positiv auswirken, die ersten Alarmsignale zu sehen und nicht zu ignorieren.

 

Lösungsansätze können aber nur dort entwickelt werden, wo Konflikte angesprochen werden. Paarberatung zum Beispiel hilft, gemeinsam Krisen zu bewältigen und das Zusammenleben glücklicher und zufriedener zu gestalten.

Unterstützung der Beziehung durch tägliche Rituale
 

Eine gute Beziehung entsteht nicht über Nacht. Manchmal gilt es die Beziehung zu stärken und zu festigen, damit sie auch Stürme aushält und nicht gleich zusammenbricht. Hier können regelmäßige Rituale eine entscheidende Rolle spielen. Zum Beispiel kann ein Paar mit Kindern sich einen Paarabend nehmen und einen Babysitter engagieren oder die Großeltern um Hilfe bitten. Über schöne gemeinsam erlebte Ereignisse zu sprechen, festigt das Band. Oder sich abends einen Gute-Nacht-Kuss zu geben und eine gute Nacht zu wünschen unterstützt die Gemeinsamkeit. 

Wie kann Liebe zu unserem seelischen Gleichgewicht beitragen?
 

Wenn das Geben und das Nehmen auf beiden Seiten im Einklang ist, dann spricht man von einer Balance oder auch von einer harmonischen Beziehung. Das bedeutet, dass man sich einig ist, wer welche Aufgaben übernimmt oder sich bei gleichen Aufgaben abwechselt.

Wenn diese Balance nicht besteht, kann es sein, dass sich dadurch einer der Partner überfordert fühlt. Hier gilt es zu klären, wie eine gute Aufgabenteilung aussehen und in der Praxis umgesetzt werden kann.3

Den Partner bzw. die Partnerin wertschätzen
 

Im Buch von Gary Chapman „Die fünf Sprachen der Liebe“ wird von einem Liebestank gesprochen, den es immer wieder aufzufüllen gilt.


Was den Liebestank füllt:

  • Dem anderen das Gefühl zu geben geliebt zu werden.
  • Den anderen zu loben und seine Taten anzuerkennen.
  • Vertrauenswürdig zu sein.
  • Dem anderen Wertschätzung und Respekt entgegenzubringen.
  • Den anderen zu unterstützen.
  • Dem anderen seine Zeit zu schenken.

 

Was den Liebestank leert:

  • Kritik, harte Worte, Rückzug, Fehlverhalten.
  • Für den anderen in schweren Situationen nicht da zu sein.4

 

Jeder übernimmt einen Teil der Verantwortung für das Gelingen der Beziehung

 

Jeder der Partner ist für das Gelingen der Beziehung zuständig. Deshalb ist es auch gut, immer wieder darüber nachzudenken, was man selbst in die Beziehung einbringen kann. Zum Beispiel kann man sich zusammensetzen und über seine Vorstellungen und Ziele in der Partnerschaft sprechen. Somit können unterschiedliche Erwartungshaltungen festgestellt und gemeinsame Vereinbarungen getroffen werden, die jeder einzuhalten hat.

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Christine Riemer-Mathies
Autor: Christine Riemer-Mathies

Christine Riemer-Mathies ist Psychologische Beraterin, Coach für Persönlichkeitsentwicklung, Zielerreichung und Beziehungsthemen sowie Ernährungsberaterin. Seit über 10 Jahren hält Sie Vorträge und Seminare zur Verbesserung der Lebensqualität und schreibt für diverse Blogs. Als Methoden setzt sie im Life-Coaching Gespräche und Beratung, Systemische Aufstellung, Klopfakupressur sowie die BILDERN-Methode ein. Außerdem bietet sie Online Seminare auf der Plattform edudip an. Weitere Informationen: www.lebensfreudefinden.de

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