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Im Urlaub seekrank und was nun?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 24. August 2015

Manch einem wird bei der Vorstellung schon schlecht. Andere haben es am eigenen Körper erlebt und erinnern sich nur ungern. Das schwankende Schiff, vielleicht noch einen Wein getrunken, dann die Gerüche aus der Kombüse – und schon ist es soweit: Schwindel, Übelkeit und Brechreiz. Seekrank kann fast jeder werden. Auch den routiniertesten Skipper kann es treffen. Wie entsteht sie? Was sind die Symptome? Wie kann man vorbeugen und was tun, wenn es doch passiert? Wer ist besonders anfällig?

Wie entsteht Seekrankheit?

Die Seekrankheit ist eine Unterform der Reise- oder Bewegungskrankheiten, fachsprachlich Kinetosen genannt. Sie entsteht durch widersprüchliche Informationen an das Gehirn. Der Gleichgewichtssinn im Innenohr meldet Schaukeln und damit Bewegung, während das Auge den waagrechten Boden des Schiffes sieht und keine Bewegung wahrnimmt. Die Information vom Ohr wird durch das Auge nicht bestätigt. Das schafft Verwirrung im Gehirn und es reagiert mit Übelkeit.

Eine andere Erklärung besagt, dass es Gifte in der Natur gibt, die ähnliche Reizungen im Gleichgewichtsorgan hervorrufen, die sich mit der Wahrnehmung der Augen nicht deckt. Um den Körper zu schützen, ruft das Gehirn Übelkeit hervor und kann so das Gift durch Erbrechen wieder loswerden. Dasselbe Prinzip wirkt bei den anderen Reisekrankheiten. Beim Autofahren, gerade als Beifahrer, sitzt man still und der Gleichgewichtssinn meldet: keine Bewegung. Parallel sieht das Auge beim Rausschauen, dass sehr wohl eine Bewegung stattfindet. Auch hier entsteht die Übelkeit durch die Irritation des Gehirns aufgrund der widersprüchlichen Informationen.

Was sind die Symptome der Seekrankheit?

Seekrankheit entsteht langsam. Erste Anzeichen sind Müdigkeit, häufiges Gähnen und zunehmendes Unwohlsein. Dazu kommen verstärkter Speichelfluss und zwanghaftes Schlucken. Der Betroffene verliert die Farbe aus dem Gesicht, wird blass und es steht ihm der kalte Schweiß auf der Stirn. Darauf folgen die Übelkeit mit Erbrechen, Schwindel und Kopfschmerzen. Falls man sich häufig übergibt und viel Flüssigkeit verliert, kann es auch zur Kreislaufschwäche kommen. Beim Auftreten der ersten Symptome kann die Angst, seekrank zu werden, ihre Entstehung erst richtig auslösen oder noch verstärken. Es spielt oft ein psychologisches Moment mit, gerade wenn man schon einmal erlebt hat, wie es ist, „die Fische zu füttern“. Der Leidensdruck ist hoch. Seekranke sollten nicht allein gelassen werden.

Was tun, wenn die Seekrankheit eingesetzt hat?

Wichtig ist, nicht unter Deck zu gehen, weil es die Symptome verschlimmern würde. Deshalb sollten Medikamente vorsorglich mitgeführt werden. Erste Hilfe ist die Fixierung eines Punktes am Horizont. Dadurch geht man mit der Bewegung des Schiffes mit. Nützlich ist auch eine Beschäftigung. Hat man eine Entspannungsmethode wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson eingeübt, kann man sie jetzt einsetzen. Hilft das alles nichts, ist die nächste Maßnahme, sich auf den Schiffsboden zu legen und die Augen zu schließen. Auf keinen Fall lesen oder das Handy benutzen.

Natürliche Mittel gegen Übelkeit sind Ingwer als rohe Wurzel oder Kapseln, Tropfen und Pulver, das Homöopathikum Cocculus D6 und ein Akupressurband für das Handgelenk (Sea-Band).

Allopathische Medikamente sollten frühzeitig vorbeugend eingenommen werden. Zum Teil haben sie ein breites Spektrum an Nebenwirkungen und sind entsprechend verschreibungspflichtig. Dafür sind sie aber auch sehr effektiv. Ihre Einnahme sollte vor der Schiffsreise mit Haus- bzw. Kinderarzt abgesprochen werden. Kommt es doch zum Erbrechen, bleiben nur noch Zäpfchen gegen Übelkeit.

Wie lange hält die Seekrankheit an?

Erfahrungsgemäß tritt bei einer Seereise nach 2-3 Tagen ein Gewöhnungseffekt ein. Die Beschwerden werden besser oder verschwinden ganz. Nach dem Verlassen des Schiffs gehen sie endgültig von alleine weg. Es besteht kein weiterer Handlungsbedarf.

Wie kann man vorbeugen?

Ernährung und Genussmittel Am besten nimmt man schon am Vorabend nur leichte Kost zu sich. Da ein Zusammenhang mit Histamin diskutiert wird, sollten Nahrungsmittel wie lange gereifter Hartkäse, Rotwein und Salami nicht auf dem Speisezettel stehen. Während der Fahrt kann mit Zwieback, nicht zu süßen Keksen oder trockenen Brötchen der Magen beruhigt werden. Auch die Aufnahme von genügend Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee ist eine gute Vorbeugungsmaßnahme. Alkohol, Kaffee und Zigaretten sind dagegen tabu, wenn die Tendenz zu Übelkeit auf hoher See besteht.

Verhalten auf dem Schiff Frische Luft auf Deck, das Fixieren eines Punkts am Horizont und eine ablenkende Betätigung tun gut. Nicht zu empfehlen sind der Gang unters Deck und eine gebückte Haltung beim Sitzen und Stehen. Wenn schon nicht in Bewegung, dann Hinlegen auf den Rücken. Auch Gerüchen aus Küche und Toilette oder dem Geruch von Diesel sollte man aus dem Weg gehen. Ruhe und eine entspannte Haltung sind förderlich. Stress-Situationen sollten entsprechend vor und zu Beginn der Reise vermieden werden. Da der Gleichgewichtssinn beim Schlafen nicht aktiv ist, ist es hilfreich, ein Nickerchen zu halten.

Medikamente Hochkarätige Medikamente werden vorsorglich schon am Abend vorher und evtl. nochmal am Morgen eingenommen. Sie sind als Tabletten, Pflaster und Zäpfchen erhältlich. Häufige Nebenwirkungen sind Müdigkeit und eine verlängerte Reaktionszeit (Vorsicht beim Autofahren, z.B. morgens zur Schiffsanlegestelle). Bei Vorerkrankungen Einnahme ärztlich abklären.

Psyche Wichtig ist auch die mentale und psychische Verfassung. Konzentrieren Sie Ihren Geist auf etwas anderes als eine mögliche Seekrankheit und wählen Sie das Thema auch nicht als Gesprächsstoff. Das Maß an Schiffsbewegung hängt natürlich vom Schiff ab. Bei großen Kreuzfahrtschiffen z.B. spürt man fast nichts und kann sich getrost auf eine schöne Urlaubszeit freuen.

Wer ist besonders anfällig?

Eigentlich kann jeder seekrank werden. Manche reagieren jedoch empfindlicher auf das leichte Schaukeln als andere. Frauen sind grundsätzlich anfälliger als Männer, Kinder werden öfter seekrank als Erwachsene und Migränepatienten sind auch eher gefährdet. Fein raus sind Säuglinge, weil bei Kindern unter 2 Jahren das Gleichgewichtsorgan noch nicht voll ausgebildet ist, und sehr alte Menschen, bei denen der Gleichgewichtssinn nicht mehr so stark entwickelt ist.

Beate Helm
Autor: Beate Helm

Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.

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