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Das eRezept: gematik GmbH veröffentlicht genaue Vorgaben zur eRezept-App

Kommentar schreiben Mittwoch, 22. Juli 2020

Die gematik, hinter der letztlich das Bundesgesundheitsministerium steht, hat am 30. Juni nun ein Paper für die Umsetzung der eRezept-App veröffentlicht. Die App-Vorgaben, die den Namen „Release 4.0.0“ tragen, erläutern die genaue Umsetzung der Telematikinfrastruktur für die eRezept-App –auch in Vorwegnahme der ePatientenakte und der Digitalkommunikation im Gesundheitswesen.

 

Zunächst sticht bei Betrachtung des Dokumentenkonvoluts „release“ das optimistische Datum für den Start der eRezept-App ins Auge: Den Beginn der eRezept-App erwartet die quasi-staatliche Gesellschaft bereits in einem Jahr: „Ab Juli 2021 wird das Erstellen, Einreichen und Verarbeiten von Rezepten einfacher – ohne Medienbrüche. Das verbessert den Versorgungsalltag für alle Beteiligten.“1 Letzte Woche teilte die ABDA-Apothekervereinigung etwas gedämpfter mit, dass sie das eRezept frühestens ab 2022 erwartet.2

 

Was bis zum bundesweiten App-Download noch zu tun ist

 

Tatsächlich steht bis zur flächendeckenden Anwendung einer eRezept-App noch einiges auf dem Programm. Beispielsweise müssen die beiden Pilotprojekte zur konkreten Umsetzung der Smartphone-App erst ihren Test durchlaufen, um hieb- und stichfeste Daten zur Handhabung einer solchen App in Apotheken und Arztpraxen zu liefern.

 

Die Pilotprojekte der ABDA wurden Ende 2019 mit Förderung des Bundesgesundheitsministeriums gelauncht. Im Pilotprojekt GERDA (Geschützter E-Rezept-Dienst der Apotheken) in Baden-Württemberg wurden zunächst 10 Ärzte, 30 Apotheken und eine Krankenkasse an eine eRezept-Pilotanwendung angeschlossen.3 In der 2. Phase ist nun der Anschluss von rund 100 Ärzten, Apotheken und mehreren Krankenkassen geplant. Offenbar hat das Vorhaben der ABDA auf Basis einer „DAV-Web-App“ jedoch bereits genug Anhaltspunkte zur Interoperabilität geliefert.4

 

Gematik gibt Leitlinien zur eRezept-App vor

 

Zur Interoperabilität des eRezepts gibt die gematik bereits konkrete Leitplanken vor. Im ersten Schritt erstellt der Arzt ein eRezept im Praxisverwaltungssystem. „Der Patient entscheidet dann, ob er das eRezept auf sein Smartphone übermittelt oder ausgedruckt erhalten möchte. Auf dem Papierrezept ist ein 2D-Code zu sehen, der in der Apotheke einlesbar ist.“5 Im dritten Schritt kann der Patient – so die gematik – das eRezept über die Smartphone-App einer Apotheke zuweisen. Die Apotheke könne das Medikament bereits bereitstellen, einen Lieferengpass melden oder Botendienst vorbereiten.

 

Im letzten Schritt zeigt der Patient seinen 2D-Papiercode oder sein eRezept auf dem Smartphone vor: „Der Apotheker greift über den 2D-Code auf das eigentliche Rezept in der Telematikinfrastruktur zu und die Abgabe des Medikaments erfolgt“, so die gematik.6 Ein entscheidender Vorteil für den Patienten sei laut gematik, dass dieser das eRezept in allen Vor-Ort- und Online Apotheken einlösen könne. Das eRezept ist laut gematik GmbH eine „Unterstützung bei der Einführung der Fernbehandlung“ und „größere Datengrundlage, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern“.7 Die Krux des digitalen Rezepts sei, dass sie Praxismitarbeiter und Apotheken mehr Zeit für Patienten bietet, Eingabefehler und Retaxationsfälle vermeidet.8

 

In der Apothekerschaft diskutierte Achillesferse des eRezepts

 

Unter Apothekern sorgte offenbar besonders die sogenannte „Verfügbarkeitsanfrage“ für Aufruhr. In den gematik-Spezifikationen im Dokumenteordner von release 4.0.0 heißt es, dass der Patient die Möglichkeit erhalten müsse, einzelne Rezepte für eine Verfügbarkeitsanfragen zu markieren. Optional kann er zeitgleich mit der Verfügbarkeitsanfrage eine Textmeldung an die Apotheke verfassen.9 Die Apotheke kann ebenfalls mit dem Kunden per Textmeldung kommunizieren oder Probleme mitteilen: „Das ist beispielsweise relevant, wenn ein Arzneimittel substituiert wird“, heißt es in den Erläuterungen.10

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Maria Köpf
Autor: Maria Köpf

Frau Maria Köpf ist seit 2018 als freie Autorin für apomio tätig. Sie ist ausgebildete Pharmazeutisch-technische Assistentin und absolvierte ein Germanistik- und Judaistik-Studium an der FU Berlin. Inzwischen arbeitet Maria Köpf seit mehreren Jahren als freie Journalistin in den Bereichen Gesundheit, Medizin, Naturheilkunde und Ernährung. Mehr von ihr zu lesen: www.mariakoepf.com.

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