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Wie gefährlich ist Flüssigkeitsmangel im Alter?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 22. März 2018

Der tägliche Flüssigkeitsbedarf älterer Menschen unterscheidet sich nicht wesentlich vom täglichen Flüssigkeitsbedarf jüngerer Erwachsenen. Trotz allem nimmt das Durstgefühl im Alter ab, obwohl der Körper nach wie vor Flüssigkeit benötigt. Warum nimmt das Durstgefühl im Alter ab? Welche Folgen können auftreten? Und wie kann man ältere Menschen an das Trinken erinnern? Mehr dazu im folgenden Beitrag.

Wasserhaushalt und Flüssigkeitsbedarf

Die Aufnahme von Wasser ist lebensnotwendig und gehört genauso zu einer gesunden Ernährung wie die Energie- und Nährstoffaufnahme. Vor allem das Wasser ist ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Körpers, der – abhängig vom Lebensalter – zu 50 bis 70 Prozent daraus besteht. Der Flüssigkeitsbedarf hängt von verschiedenen Stoffwechselbedingungen sowie von den Umweltfaktoren wie Luftfeuchtigkeit, der Lufttemperatur sowie der körperlichen Belastung in der Arbeitszeit und Freizeit ab. Dementsprechend können Flüssigkeitsaufnahme und Flüssigkeitsausscheidung innerhalb weiter Grenzen schwanken. Die aufgenommene Flüssigkeit setzt sich etwa je zur Hälfte aus Getränken und aus Wasser, das an feste Nahrungsmittel gebunden ist, zusammen.

Warum nimmt das Durstgefühl im Alter ab?

Ab dem 50. Lebensalter nimmt das körpereigene Durstgefühl mit zunehmendem Alter ab. Viele ältere Menschen empfinden nur noch selten ein Durstgefühl und trinken dementsprechend zu wenig. Die Gründe für das altersphysiologische Durstdefizit, auch unter dem Begriff Hypodipsie bekannt, sind vielfältig. Nicht selten beobachten Pflegende, dass ältere Menschen trotz offenkundigen Flüssigkeitsmangel, kaum bis gar nicht über ein Durstgefühl klagen. So können beispielsweise alternde Sinneszellen das Durstempfinden unterdrücken. Sensoren im Mund, die dafür verantwortlich sind, das Ankommen von Flüssigkeit im Blut zu registrieren, geben im Alter zu schnell Entwarnung, obwohl nach wie vor Flüssigkeitsbedarf im Körper besteht. Auch schlichtes „Vergessen“ wird als mannigfaltige Vermutung diskutiert, im Alter nur schlecht auf die Flüssigkeitszufuhr zu achten. Durst und Trinkverhalten genügen nicht mehr den Anforderungen. In der Regel tritt das Durstgefühl auf, wenn der Organismus mehr als 0,5% seines Gewichtes an Wasser, etwa 350 ml, verliert – im fortschreitenden Alter scheint dieser Mechanismus allerdings weniger verlässlich zu funktionieren, sodass man das nachlassende Durstgefühl mit zunehmenden Alter assoziieren kann. Untersuchungen des Trinkverhaltens haben ergeben, dass jüngere Menschen nach der Aufforderung etwas zu trinken, 600ml durchschnittlich trinken, während die durchschnittliche Flüssigkeitsmenge bei älteren Menschen nur 250ml betrug. Das nachlassende Durstgefühl im Alter kann schwere gesundheitliche Folgen haben.

Dehydration oder Hypohydration: Welche Folgen sind zu erwarten?

Im Zusammenhang mit einem Flüssigkeitsmangel ist das Leitsymptom bei älteren Menschen nicht der Durst, sondern die Verweigerung von Nahrung und Inappetenz. Aus diesem Grund kann ein Flüssigkeitsmangel unter Umständen erst spät erkannt werden. Zuverlässige Indikatoren hierfür können sein: trockene Haut und Schleimhäute. Darüber hinaus können die Beobachtung des Urins (Farbe, Konsistenz und Menge der Urinausscheidung) und ein mangelnder Speichelsee unter der Zunge als verlässliche Anzeichen für einen Flüssigkeitsmangel zählen. Eine zu geringe Trinkmenge kann sich folgendermaßen äußern:

  • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • Mundtrockenheit
  • verminderte Harnproduktion
  • beschleunigter Puls
  • Müdigkeit
  • Erschöpfung
  • Schwindel
  • Erhöhte Temperatur
  • Übelkeit
  • Schwindelgefühl
  • Muskelkrämpfe
  • Vergesslichkeit
  • Verwirrtheit
  • Benommenheit
  • Apathie
  • Kreislaufkollaps (Vorbote sind: Hypotonie und Tachykardie)
  • Hitzschlag

Im Normalfall tritt das Durstgefühl ein, wenn ein Körperwasserverlust von 1-2% vorliegt. Bei einem Körperwasserverlust von 3-4% kommt es zu einem Rückgang der Speichelsekretion und zu einem konzentrierten Urin, damit nicht unnötig Wasser ausgeschieden wird. Liegt der Körperwasserverlust bei 4-6% folgen Kopfschmerzen und darüber hinaus eine verminderte Harnproduktion sowie eine Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Bei 6-8% Körperwasserverlust sind Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Schwäche und schwerwiegende Konzentrationsstörungen sowie motorische Störungen, Muskelkrämpfe und Herzrhythmusstörungen die Folge. Es kommt zu einem Anstieg der Körpertemperatur. Ab einem Körperwasserverlust von 10% tritt Verwirrtheit auf. Eine starke Dehydration, die einen Wasserverlust von 20% charakterisiert, führt zu Nieren- und Kreislaufversagen und kann tödlich enden.

Tipps, wie man ältere Menschen an das Trinken erinnern kann

Es gibt einige Empfehlungen und Ratschläge, die umgesetzt werden können, um ältere Menschen an das Trinken zu erinnern, damit ein Flüssigkeitsmangel erst gar nicht in Erscheinung treten kann. Diese sind unter anderem:

  • Trinkprotokoll führen
  • Trinkgewohnheiten und Trinkvorlieben ermitteln
  • Kaltgetränke sind nicht immer die bewährten Durstlöscher - zwischen verschiedenen Getränken variieren
  • Getränke sichtbar platzieren
  • die Einrichtung von Selbstbedienungsmöglichkeiten für Getränke ist hilfreich
  • Beobachtung des Urins und Menge der Urinausscheidung
  • am Morgen noch vor der Mund- und Zahnpflege ein Glas Wasser trinken
  • sich vor dem Essen zum Trinken motivieren
  • zu jeder Mahlzeit sollte zusätzlich ein Getränk angeboten werden
  • Demenzkranke greifen häufiger zum Becherglas, wenn sich in diesem eine gefärbte oder farbige Flüssigkeit befindet
  • Leere Gläser und Becher sollten immer wieder aufgefüllt werden, denn zu große Portionen können abschrecken
  • feste Trinkpläne einhalten

In einem Altersheim ist es von großer Wichtigkeit, dass das Personal geschult ist, die Symptome und Folgen einer Dehydration im Alter erkennen zu können. Darüber hinaus sollten Präventivmaßnahmen, einen Flüssigkeitsverlust zu verhindern, bekannt sein und als tägliche Aufgabe betrachtet werden, diese umzusetzen. Besonders im Altersheim ist eine Kontrolle der Flüssigkeitszufuhr sehr gut möglich. Bei älteren Menschen, die noch zu Hause leben und nicht versorgt und gepflegt werden müssen, gestaltet sich diese Möglichkeit eher schwierig. Eine Ernährungsberatung kann sinnvoll sein, Erinnerungshilfen zu erstellen, die die Erinnerung ans Trinken erleichtern können. Auch ein Trinkprotokoll kann dazu beitragen, einen Überblick über das Trinkverhalten zu bekommen und dieses zu kontrollieren. Für Senioren beträgt die Mindestmenge für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr 1,5 Liter pro Tag. Über Getränke, wie Mineralwasser, ungesüßte Kräutertees sowie Früchtetees und verdünnte Gemüse- und Fruchtsäfte kann diese Flüssigkeitsmenge eingenommen werden. Auch Speisen, die einen hohen Anteil an Wasser haben, können den Flüssigkeitsbedarf decken. Zu diesen zählen beispielsweise Suppen, Gemüse oder Obst. Gesundheitsberater empfehlen zudem, als „Trinkmuffel“ mit wasserreichen Lebensmitteln wie z. B. Melonen, Tomaten und Gurken den Flüssigkeitshaushalt aufzubessern. Außerdem ist auch wichtig: Je weniger jemand isst, desto mehr sollte getrunken werden, da nämlich sonst das in der festen Nahrung enthaltene Wasser fehlt. Machen Sie Trinken zur Gewohnheit!

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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