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Schönen Gruß vom Fuß: Was eine Fußreflexzonenmassage bewirken kann

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„Schatz, massierst du mir ein bisschen die Füße… ?“ Wer abends todmüde nach Hause kommt – vielleicht nach einem ganzen Tag auf den Beinen – und sich endlich in die Horizontale begeben darf,  für den dürfte es kaum etwas Schöneres und Erholsameres geben als eine Fußmassage, die am besten der Partner oder die Partnerin liebevoll durchführt. Und auch viele, die mehr brauchen als eine reine Wellness-Behandlung zwischendurch, schwören geradezu auf eine Fußreflexzonenmassage. Diese alternativmedizinische Behandlung mit ganzheitlichem Ansatz ist nicht nur – je nach Handgriffen – wahlweise entspannend oder belebend, sondern  soll auch bei vielfältigen gesundheitlichen Problemen im und am gesamten Körper hilfreich sein. Mit gezielten Griffen an bestimmten Massagepunkten, die über die Fußsohlen verteilt sind, sollen einzelne Organe stimuliert und sogar die Therapie von Krankheiten unterstützt werden. Manche werden jetzt zweifeln: Ein fester Druck auf eine ganz bestimmte Stelle am Fuß soll den Darm in Schwung bringen, Arthrosebeschwerden oder Kopfschmerzen lindern? Tatsache ist: Wer einen wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit der Fußreflexzonenmassage sucht, der geht bislang leer aus. Zwar wurde in mehreren Untersuchungen festgestellt, dass sich Personen nach einer Fußreflexzonenmassage allgemein entspannter, lebendiger und auch weniger ängstlich fühlten und zudem auch weniger Schmerzen empfanden. Doch ein medizinischer Effekt der Reflexzonentherapie – zu der die Fußreflexzonenmassage gehört – wird bis heute von Schulmedizinern eher abgestritten. Zudem gibt es bisher nur ganz wenige Studien, die sich überhaupt mit den Auswirkungen dieser Behandlung auf den Zustand der inneren Organe befassen. Eine der wenigen Untersuchungen mit einem durchaus ermutigenden Ergebnis stammt aus dem Jahr 1999. Innsbrucker Wissenschaftler entdeckten nach einer professionellen Fußreflexzonenmassage im Ultraschallbild, dass sich die Durchblutung der Nieren im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Massage deutlich verändert hatte.

Die Wirkung widerspricht der Wissenschaft

Doch was die Schulmedizin verneint und die Wissenschaft bislang noch nicht beweisen konnte, muss ja noch lange nicht wirkungslos sein. Physiotherapeuten, Masseure und Heilpraktiker, die Fußreflexzonenmassagen regelmäßig durchführen, berichten ebenso wie ihre Patienten von verblüffenden Effekten und einer generell wohltuenden Wirkung. Insgesamt, so die Verfechter dieser Methode, sei die Fußreflexzonenmassage eine hervorragende Methode, die Organe in ihrer Funktion zu stärken und anzuregen, die Durchblutung in allen Körperbereichen zu fördern, Schmerzen zu lindern und die körpereigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren. „Die Arbeit ist wie eine Erdung, man bringt die Menschen zurück auf den Boden“, wird eine Physiotherapeutin in einem Zeitungsbericht zitiert.

Woher kommt die Fußreflexzonenmassage? Was steckt dahinter?

Einen konkreten „Erfinder“ der Fußreflexzonenmassage gibt es wohl nicht. Einiges deutet jedoch darauf hin, dass die Methode schon viele Jahrhunderte alt ist. Es fanden sich entsprechende Überlieferungen aus dem alten Ägypten sowie aus China – wen wundert´s, wendet doch die traditionelle chinesische Medizin (TCM) die Reflexzonentherapie standardmäßig an. Maßgeblich entwickelt hat die Fußreflexzonenmassage zu Beginn des 20. Jahrhunderts der amerikanische Arzt William Fitzgerald. Er war sehr vertraut mit der indianischen Volksmedizin, die viele Krankheiten seit Jahrhunderten mit einer Druckbehandlung therapiert. Davon ausgehend, entwickelte Fitzgerald ein Zonentherapie-System, das nach einigen Überarbeitungen zur Grundlage der Fußreflexzonenmassage wurde. Und die – wie die gesamte Reflexzonentherapie – beruht immer auf einem ganzheitlichen Menschen- und Körperbild. Demnach sind alle Körperteile miteinander verbunden, wobei der gesamte Organismus und alle Organe im Fuß abgebildet werden – der Fuß stellt also eine Art „Landkarte“ des Körpers oder auch das Spiegelbild des Körperinneren dar, und auch alle körperlichen Beschwerden sind folglich darauf abgebildet. Ganz bestimmte Punkte am Fuß entsprechen dabei ganz bestimmten Organen bzw. Körperfunktionen. So spiegelt sich z.B. der Nacken unterhalb der Großzehenballen, der Magen ist in der inneren, die Leber in der äußeren Fußwölbung angesiedelt, die Bauchspeicheldrüse ziemlich genau in der Mitte der Fußsohle usw. Ein konkretes Beispiel: Wer wegen Rückenschmerzen zur Behandlung kommt, bei dem wird der Masseur gezielt die Fuß-Innenkanten bearbeiten, an denen entlang sich die gesamte Wirbelsäule zieht, genauer zieht sie sich vom Großzehengelenk (Halswirbelsäule) zum Fußende (Steißbein). Vor diesem Hintergrund scheint es nur folgerichtig, dass bei der Fußreflexzonenmassage durch gezielten Druck auf spezielle Punkte Blockaden an den entsprechenden Körperstellen gelöst und somit körperliche – und auch seelische – Beschwerden gelindert werden können. Zudem sind in den Füßen zigtausende feine Nerven angesiedelt, die mit allen Organen und körperlichen Prozessen verbunden sind. Werden diese Nerven durch Massagen aktiviert, können sie körperliche Prozesse in Fluss bringen.

Wem die Fußreflexzonenmassage helfen kann

Kein Wunder also, dass sehr viele körperliche Störungen und Erkrankungen ein Fall für die Füße sein könnten. Wer häufig unter Muskel-, Rücken-, Kopf- und anderen Schmerzen leidet, Probleme mit den Gelenken hat, z.B. durch eine Arthrose, wer mit Verdauungsproblemen (v.a. Verstopfung, Darmträgheit oder Blähungen) zu kämpfen hat oder mit den Folgen einer  Schilddrüsenunterfunktion, dem könnte durch die Fußreflexzonenmassage geholfen werden. Aber auch Menschen mit starken Menstruationsbeschwerden, Schlafstörungen, Erschöpfung, Kreislauf- und Durchblutungsstörungen, Verspannungen, häufigen Blasenentzündung und einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen (z.B. Erkältungen) suchen häufig einen Fußreflexzonenmasseur auf oder massieren sich selbst die Füße. Und selbst bei Lungenerkrankungen wie Asthma kann die Fußreflexzonenmassage erstaunliche Veränderungen herbeiführen; so berichten Patienten, dass sich nach der Massage die vom Arzt gemessenen Lungenfunktionswerte erkennbar gebessert hätten. Auch diejenigen, die keine gesundheitlichen Beschwerden oder Einschränkungen haben, können sich mit einer Fußreflexzonenmassage etwas Gutes tun – zur wohltuenden Entspannung und Beruhigung zwischendurch oder um neue Energie zu gewinnen, zur Anregung des gesamten Stoffwechsels und zur Verbesserung des Energieflusses durch den Körper. Nicht nur die Füße, sondern auch alle anderen Bereiche des Körpers fühlen sich nach der Massage mitunter wie neugeboren, und auch die Seele ist oft wieder in Balance. Mit all diesen Effekten kann eine Fußreflexzonenmassage durchaus auch dazu angetan sein, Krankheiten und Funktionsstörungen vorzubeugen.

In der (Massage-)Praxis ...

Wer befürchtet, bei der Selbstmassage daneben zu greifen oder andere Fehler zu machen, oder wem eine Selbst- oder Partnermassage einfach zu beschwerlich ist, der kann eine Fußreflexzonenmassage ganz einfach in physiotherapeutischen Praxen, bei ganzheitlich orientierten Naturmedizinern/Heilpraktikern oder bei professionellen Masseuren bekommen. Natürlich sollte immer darauf geachtet werden, dass der Behandler auch eine entsprechende Ausbildung nachweisen kann. In aller Regel zahlen Krankenkassen die Behandlung in der Praxis nicht. Eine 45-minütige Behandlung wird durchschnittlich mit etwa 90 Euro berechnet. Wenn der Masseur die Reflexzonen an den Füßen drückt, kann es schon auch einmal wehtun. Das ist dann nach Überzeugung dieser therapeutischen Richtung ein Hinweis darauf, dass das betreffende Organ oder das entsprechende System im Organismus auf irgendeine Art „gestört“ ist. In diesem Fall lässt der Masseur den Daumen noch sanft liegen, bis der Schmerz weg ist – das wird „Beruhigungs-Griff“ genannt. Geht der Schmerz nicht weg oder ist es gar bei der Massage an einer bestimmten Stelle kaum auszuhalten, wird der Behandler wahrscheinlich empfehlen, den entsprechenden Körperbereich ärztlich genauer anschauen zu lassen.

... oder auf der eigenen Couch

Wer sich für die Fußreflexzonentherapie stärker interessiert und sich ein wenig in die Materie einarbeiten möchte, kommt sicher auch mit einer Selbstmassage sehr gut zurecht. Das nötige Grundwissen kann man sich am besten mit Hilfe eines Buches und dann ganz einfach mit vorsichtigem Experimentieren aneignen. Alternativ lässt man sich die einzelnen Griffe und ihre Zusammenhänge von einem Profi erklären. Sehr gut ist die Fußmassage z.B. abends vor dem Fernseher anzuwenden. Aber häufig kommt es auch vor, dass Patienten durch die Selbstbehandlung wieder einen besseren Zugang zu ihrem eigenen Körper finden und dann die Massage nicht mehr „nebenbei“, sondern z.B. mit beruhigender Musik und bei Kerzenschein ganz achtsam und bewusst durchführen. Auch gut riechendes Öl kann dazu verwendet werden. Das alles verstärkt die wohltuenden Effekte dann sicherlich noch. Wer einen Partner oder eine Partnerin hat, der/die die Massage gerne übernimmt, ist natürlich besonders glücklich dran!

Die Selbstmassage ist nicht schwer

Für eine effektive Massage reichen schon ein paar Minuten aus. Bei Beschwerden auf der rechten Körperseite wird der rechte, bei linksseitigen Beschwerden der linke Fuß behandelt werden; bei konkreten Organbeschwerden sollte man jedoch immer beide Füße massieren. Gedrückt wird immer mit dem Daumen, dessen Kuppe gleichmäßig und ruhig, mit kleinen kreisenden Bewegungen über die zu massierenden Bereiche streichen und reiben sollte. Hilfreich ist es, sich dabei vorzustellen, der Daumen sei eine langsam vorwärtskriechende, freundliche Raupe: Ähnlich der Art, wie dieses Tier sich fortbewegt, wird der Daumen nämlich immer wieder gebeugt und gestreckt. Immer wieder sollte man in sich hineinspüren: Wo sind die Berührungen wohltuend, wo tun sie weh? Wo sollte man noch verweilen, welche Stellen bleiben lieber unberührt? Doch noch unsicher? Es gibt eine ganz einfache Hilfe, um garantiert die richtigen Reflexzonen zu finden: Söckchen mit aufgedruckten Reflexzonen aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt. Die Söckchen sind dünn genug, um beim Massieren anbehalten zu werden und liefern noch einen angenehmen Nebeneffekt: die Füße bleiben immer schön warm! Jetzt gilt es nur noch wenige Dinge zu beachten: Am besten, man beginnt die Massage mit leerem Magen oder zumindest nicht direkt nach einer Mahlzeit, denn durch den Verdauungsprozess kann die Wirkung der Massage gemindert werden. Außerdem macht es – zumindest wenn man länger anhaltende Beschwerden hat und nicht nur zur punktuellen Entspannung massiert – wenig Sinn, die Massage nur ab und zu durchzuführen. Chronische Beschwerden lassen sich am besten mit regelmäßigen Behandlungen in den Griff bekommen. Dabei bloß nicht ungeduldig werden – mitunter braucht es etwas Zeit, bis eine spürbare Wirkung eintritt.

In manchen Fällen besser nicht massieren!

Im Grunde kann sich jeder eine Fußreflexzonenmassage angedeihen lassen; sie bringt in der Regel keine unerwünschten Nebenwirkungen mit sich. Allerdings sollte man unter ganz bestimmten Umständen die Finger von den Füßen lassen, nämlich vor allem dann, wenn sich dort offene Wunden befinden. Auch bei Venen- oder Lymphgefäßentzündungen und Blutgerinnseln in den Venen (Thrombose) sowie bei akuten Entzündungen und Fieber kommt eine Fußreflexzonenmassage nicht in Frage. Bei Menschen, die unter Herzproblemen und Bluthochdruck leiden, könnte die Massage eventuell Herzrasen oder -stolpern auslösen – diese Patienten sollten mit ihrem Arzt abklären, ob die Behandlung für sie in Frage kommt. Vorsicht ist auch geboten bei Bestehen einer Risikoschwangerschaft. Ganz generell gilt natürlich, dass die Fußreflexzonenmassage – wie alle alternativen, sanften Heilmethoden – absolut nicht als alleinige Behandlung von Krankheiten ausreicht, sondern nur unterstützend eingesetzt wird. Jede körperliche Erkrankung gehört zunächst einmal in die Hände eines Arztes!

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Helga Boschitz
Autor: Helga Boschitz

Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.

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