© kenary820 - Fotolia.com

Richtig handeln bei diabetischem Anfall

Kommentar schreiben Aktualisiert am 12. Mai 2018

Eine akute Über- oder Unterzuckerung ist für einen Diabetiker eine Notsituation und bedarf umgehend einer medizinischen Behandlung. Unbehandelt kann ein diabetischer Anfall oder Schock lebensbedrohlich sein. Nicht nur Ärzte können Betroffenen im Notfall helfen: Lesen Sie im nachfolgenden Artikel, was Sie unternehmen können, um einem Diabetiker in der Ausnahmesituation zu helfen.  Bei Diabetes mellitus handelt es sich um eine nicht heilbare Stoffwechselerkrankung, die eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels verursacht. Der Blutzuckerspiegel eines gesunden Erwachsenen liegt in der Regel nüchtern unter 100 mg/dl (bzw. 5,6 mmol/l) im Blutplasma. Nach einer Mahlzeit steigt der Wert an, überschreitet die 140 mg/dl (bzw. 7,8 mmol/l) allerdings nicht. Liegt der Wert bei nüchternem Magen bei 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder höher, ist das ein Anzeichen für Diabetes mellitus. Auch ein gelegentlicher Anstieg des Wertes auf über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) ist ein Symptom für die Erkrankung. Die Werte fallen meist bei ärztlichen Kontrolluntersuchungen auf. Gerade bei Diabetes Typ 2 (auch Altersdiabetes genannt) treten in der Anfangsphase kaum Symptome auf und die Beschwerden entwickeln sich schleichend.

Diabetischer Anfall: Über- und Unterzuckerung sorgen für Ausnahmezustand

Sind Diabetiker medikamentös nicht richtig eingestellt, sind hoher, körperlicher Belastung ausgesetzt oder lassen eine Mahlzeit aus, kann es zu einem diabetischen Anfall kommen. Bei einem Abfall des Blutzuckerspiegels unter 50 mg/dl (unter 2,6 mmol/l) sprechen Mediziner von einer Hypoglykämie. Durch die Unterzuckerung kommt es zu

  • zitternden Händen
  • Schweißausbrüchen
  • Herzrasen
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Heißhunger
  • Sehstörungen
  • Konzentrationsproblemen

Fällt der Blutzucker weiterhin ab kann es zu einem hypoglykämischen Schock mit Lähmungserscheinungen, Orientierungsschwierigkeiten, Krampfanfällen und tiefer Bewusstlosigkeit kommen. Auch bei einem zu hohen Blutzuckerspiegel über 250 mg/dl (über 13 mmol/l) treten Beschwerden auf. Bei der Hyperglykämie kommt es zu

  • verstärkter Atmung
  • starkem Durst
  • häufigem Wasserlassen
  • Benommenheit
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Hautjucken
  • Sodbrennen
  • Bewusstseinstrübung
  • Müdigkeit

Steigt der Blutzuckerspiegel weiterhin an, besteht Lebensgefahr. Der Atem des Betroffenen kann nach Aceton riechen – ähnlich wie vergorenes Obst oder Nagellackentferner. Der Gang ist taumelnd und nicht selten wird der Zustand mit einem alkoholbedingten Rausch verwechselt. Eine Konzentration über 400 mg/dl kann tödlich sein. Der Betroffene fällt in ein diabetisches Koma und Herzrhythmusstörungen treten auf.

Behandlung eines diabetischen Anfalls: Was kann ein Laie tun?

Egal, ob eine Hypo- oder eine Hyperglykämie vorliegt, es besteht akuter Handlungsbedarf. Bei einer leichten Unterzuckerung ist der Diabetiker noch ansprechbar und kann gegebenenfalls selbst – oder mit geringer Hilfestellung eines Anwesenden – die Behandlung einleiten. Die Einnahme von Traubenzucker ist das einfachste Mittel, um den Blutzuckerspiegel schnell anzuheben. Die Glukose gelangt schnell in die Blutbahn und sollte die Beschwerden innerhalb der nächsten 10 bis 15 Minuten lindern. Wenn kein Traubenzucker zur Hand ist, sollten Betroffene zuckerhaltige Getränke wie Cola, Limo oder Fruchtsaft trinken. Light-Produkte sind nicht geeignet. Auch Cracker oder Süßigkeiten helfen dabei, den Blutzuckerspiegel anzuheben. Im Anschluss sollte der Diabetiker Kohlenhydrate aufnehmen, die langsamer im Organismus aufgenommen und verstoffwechselt werden. Obst, zwei Gläser Milch oder eine Scheibe Brot sind geeignet. Auch im Fall einer Überzuckerung, darf man nicht untätig sein. Ist der Betroffene noch bei Bewusstsein, sollte er schnell viel Flüssigkeit aufnehmen. Mindestens ein Liter Wasser pro Stunde. Das hilft dabei die zu hohe Glukose-Konzentration im Blut auszugleichen. Es ist wichtig, dass der Patient wach bleibt und nicht einschläft. Ist für Außenstehende nicht zu erkennen, ob es sich um eine Hyperglykämie oder eine Hypoglykämie handelt, ist die Gabe von Traubenzucker die richtige Wahl. Das bisschen „mehr“ an Zucker spielt bei einer Überzuckerung kaum eine Rolle – bei einer Unterzuckerung kann es schlimmeres verhindern.

Hilfe bei Bewusstlosigkeit: Notarzt verständigen

Ist der Betroffene nicht mehr bei Bewusstsein oder nicht mehr ansprechbar, muss umgehend ein Notarzt verständigt werden. Eine Behandlung in der Klinik ist in den meisten Fällen unumgänglich. Als Erste-Hilfe-Maßnahme müssen Essensreste und lose Gegenstände wie eine Zahnprothese aus dem Mund genommen werden, um eine Erstickung zu vermeiden. Atmet der Betroffen, sollte er in der stabilen Seitenlage liegen. Angehörige wissen in der Regel von der Erkrankung und wurden gegebenenfalls mit dem Umgang der Medikamente vertraut gemacht. Sie können bei einer Hypoglykämie 1 mg Glukagon in den Unterbauch oder den Oberschenkel spritzen. Nach dem Aufwachen muss der Betroffene Traubenzucker zu sich nehme und auf den Notarzt warten. Bei einer Bewusstlosigkeit durch eine Hyperglykämie hilft es, den Betroffenen in die stabile Seitenlage zu bringen und enge Kleidung entsprechend entfernen um die Atmung zu erleichtern. Frische Luft und die regelmäßige Kontrolle von Herzschlag und Atmung ist meist das einzige, was Ersthelfer unternehmen können.

Welche Medikamente helfen gegen einen diabetischen Anfall?

Bei einer Unterzuckerung hilft Glukagon. Das Medikament wirkt als Gegenspieler zu Insulin und bewirkt einen schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Der Notarzt wird das Mittel direkt intravenös verabreichen und so den Zustand des Patienten schnell stabilisieren. Langfristig hilft gegen einen diabetischen Anfall die richtige medikamentöse Einstellung. Der Patient muss seinen Blutzucker regelmäßig messen und die richtige Dosis Insulin spritzen. Gerade kurz nach der Diagnose Diabetes kann es noch zu Problemen kommen. Ein gut eingestellter Patient sollte keine Probleme bekommen. Zu beachten ist, dass starke körperliche Anstrengung oder das Auslassen einer Mahlzeit Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben kann. Deshalb sollten Diabetiker ihren Lebenswandel immer im Blick behalten. Um medizinische Notfälle wie einen Anfall zu vermeiden sind zudem die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Arzt wichtig. Hier wird gegebenenfalls die Dosis oder das Medikament verändert, sodass keine Nebenwirkungen oder Komplikationen auftreten.

Hilfe bei Diabetes: Gesunder Lebenswandel

Um Diabetes Typ 1 zu verhindern gibt es keine Möglichkeit. Die Erkrankung besteht meist von Kindheit an. Doch Diabetes Typ 2 entsteht meist in Folge eines ungesunden Lebensstils. Eine schlechte Ernährung und wenig Bewegung führen zu Übergewicht – dem größten Risikofaktor für Diabetes mellitus. Um die Erkrankung zu verhindern oder einen bereits bestehenden Diabetes zu verbessern ist ein Wandel des Lebensstils das beste Mittel. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit mehreren kleinen Mahlzeiten am Tag ist für Diabetiker gut geeignet, da der Blutzuckerspiegel nur leicht ansteigt und nicht schlagartig in die Höhe geht wie bei wenigen großen Mahlzeiten. Außerdem hilft moderate Bewegung dabei Übergewicht abzubauen. Jedes verlorenes Kilo wirkt sich günstig auf die Prognose der Erkrankung aus. Werden keine verbessernden Maßnahmen getroffen, schränkt Diabetes die Lebensqualität und auch – dauer ein. Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko an Herz- und Kreislauferkrankungen wie einer Koronaren Herzkrankheit (KHK), einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall zu erkranken.

Beiträge die Sie auch interessieren könnten

Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

Schreib einen Kommentar

help
help
help

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Zu unseren Datenschutzbestimmungen.