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Krank statt gesund: Wenn Arzneimittel eine Allergie auslösen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 12. Juli 2016

Wer Medikamente nimmt, ist krank und erhofft sich dadurch Linderung. Doch manchmal bewirken die vermeintlich heilenden Mittel genau das Gegenteil: Sie können allergische Reaktionen mit Hautausschlägen, Schwellungen und Herz-, Kreislauf-Probleme verursachen. Vor allem Schmerzmittel und Antibiotika haben den Ruf vermehrt allergische Reaktionen auszulösen. Ein Hauttest kann die Unverträglichkeit nur selten diagnostizieren. Doch wie äußert sich eine Arzneimittelallergie und was können Betroffene tun um sich zu schützen? 

Wer Antibiotika, Schmerzmittel und Co. zu sich nimmt, ist in der Regel bereits krank, angeschlagen oder brütet etwas aus. Zu allem Überfluss kann es dann noch passiere, dass der Körper auf die zugeführten Medikamente reagiert. Sieht das Immunsystem den Wirkstoff oder einen anderen Bestandteil der Pille als „Eindringling“ an, kann es zu einer allergischen Reaktion kommen.

Arzneimittel: Allergie oder Pseudoallergie?

Auslöser für eine Medikamenten Unverträglichkeit kann im Prinzip jedes Arzneimittel sein. Manche Wirkstoffe lösen allerdings häufiger die körperliche Abwehrreaktion aus als andere. Vor allem Penicillin, Schmerzmittel, Antiepileptika, Arzneimittel gegen Herz-, Kreislauf-Erkrankungen und Stoffe, die zur HIV-Behandlung eingesetzt werden, führen vermehrt zu Unverträglichkeiten.

Man unterscheidet bei der Arzneimittelallergie verschiedene Formen. Führt die Anwendung von einem Medikament zu einer Reaktion des Immunsystems und daraufhin zu körperlichen Symptomen, spricht man von einer Allergie. Manche Menschen entwickeln allerdings allergieähnliche Symptome, ohne dass das Immunsystem dabei aktiv wird. Hier wird bei Menschen mit einer bestimmten genetischen Veranlagung durch die Einnahme des Wirkstoffes direkt ein Botenstoff (etwa Histamin) ausgeschüttet, ohne dass die Abwehrzellen aktiv werden. In diesem Fall sprechen Mediziner von einer Pseudoallergie. Die Symptome einer Pseudoallergie sind allerdings sehr real.

Allergische Reaktion auf Medikamente: sofort oder später

Bei einer Arzneimittelallergie (oder Pseudoallergie) vom Sofort-Typ treten die Symptome wenige Minuten bis Stunden nach der Anwendung des Medikaments auf. Vor allem Haut, Atemwege, Magen-Darm-Region und Herz-Kreislauf-System sind von diesen anaphylaktischen Reaktionen betroffen. Typische Symptome sind Rötung, Jucken und Erhitzung der Haut mit Quaddelbildung. Auch die Atemwege können beeinträchtigt sein, sodass es zu Atemnot und einem Bronchiospasmus kommt. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Kreislauf Zusammenbruch – dem sogenannten anaphylaktischen Schock. Er kann tödlich enden.

Als Spätreaktion bezeichnet man Symptome, die erst einige Tage bis mehrere Wochen nach der ersten Medikamenten Anwendung auftreten. Häufig bildet sich ein sogenanntes Arzneimittelexanthem. Das ist ein Hautausschlag, der den gesamten Körper betreffen kann und sich sehr unterschiedlich äußert - kleine Punkte bis hin zu großen roten Flächen können vorkommen. In den meisten Fällen heilt er folgenlos ab. Bei schweren Fällen kann es zu Komplikationen kommen. Sind die Organe betroffen, kann es zu nachhaltigen Schäden kommen. Im schlimmsten Fall kann die Reaktion tödlich enden.

Am häufigsten treten allergische Reaktionen nach der äußerlichen Anwendung von Arznei auf. Medikamente die geschluckt oder in direkt in den Blutkreislauf gespritzt werden, sind selten Auslöser.

Diagnose einer Arzneimittelunverträglichkeit

Damit es nicht so weit kommt ist es wichtig, bei den ersten Symptomen oder Nebenwirkungen eines neuen Medikaments umgehend den behandelnden Arzt aufzusuchen. Medikamente sollten niemals ohne den Rat eines Arztes oder Apothekers eingenommen oder abgesetzt werden. Über ein ausführliches Patientengespräch, kann der Arzt eine erste Verdachtsdiagnose stellen. Wenn die Symptome seit der Einnahme des Wirkstoffes bestehen, kann das ein Hinweis sein. Bei Patienten, die viele Medikamente einnehmen, muss unbedingt geklärt werden, welche Arznei die Reaktion auslöst.

Der nächste Schritt wäre ein Allergietest auf der Haut. Manche Medikamentengruppen lassen sich hier gut nachweisen (etwa Penicillin), auf andere reagiert die Haut kaum. Trotzdem ist der Test sinnvoll, da stark betroffene Allergiker mit einem geringen Gesundheitsrisiko identifiziert werden können. Die sicherste Methode eine Arzneimittelallergie (oder Pseudoallergie) festzustellen ist es, einen Provokationstest durchzuführen. Dabei wird dem Patienten der verdächtige Wirkstoff im Krankenhaus unter ärztlicher Aufsicht verabreicht. Treten die Symptome auf, ist die Diagnose eindeutig.

Therapie der Medikamentenallergie

Die einzig wirksame Therapie ist der Verzicht auf den betreffenden Wirkstoff. Dies gelingt allerdings nur, wenn die Grunderkrankung das zulässt. In speziellen Fällen (etwa eine Allergie auf ein Narkosemittel oder ein Röntgenkontrastmittel) muss sich der Patient dem Allergen erneut aussetzen. Mit anderen Wirkstoffen kann eine übermäßige allergische Reaktion allerdings unterdrückt werden.

Im Falle einer Medikamentenallergie sollten Sie sich immer einen Allergiepass ausstellen lassen und ihn stets bei sich tragen. Zeigen sie dem Arzt oder Apotheker bei jedem Besuch den Pass. So können allergische Anfälle - etwa auch durch die Reaktion auf einen ähnlich aufgebauten Stoff (Kreuzallergie) - verhindert werden. Bei einer Erkrankung muss der behandelnde Experte dann einen alternativen Wirkstoff finden.

Allergien vorbeugen?

Einer Arzneimittelallergie (oder Pseudoallergie) kann man nicht vorbeugen. Es handelt sich um eine genetische Veranlagung. Arzneimittelallergien treten familiär gehäuft auf. Trotzdem kann eine Allergie auch ohne Vorkommnisse in der Familie auftreten. Eine Garantie gibt es nicht. Auch im Laufe der Zeit kann eine Intoleranz entstehen. Dann ist es wichtig einen Arzt aufzusuchen und die Ursache für die Reaktion zu finden. Medikamente sollte niemals auf eigene Faust genommen oder abgesetzt werden – Sie sollten immer einen Fachmann hinzuziehen. Ärzte und Apotheker beraten im Falle einer Unverträglichkeit gerne und können entsprechende Ersatzmedikamente verschreiben.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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