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Komplikation während der Schwangerschaft: Die Rhesusunverträglichkeit

Kommentar schreiben Aktualisiert am 05. Juli 2016

Abwehrreaktion gegen das eigene Kind: Bei einer Rhesusunverträglichkeit während der Schwangerschaft bildet der Körper der Mutter Antikörper gegen die Blutmerkmale des Ungeborenen. Dadurch kann es zu Komplikationen während der Schwangerschaft und nach der Geburt kommen. Doch heutzutage kann diese Unverträglichkeit gut behandelt werden. Lesen Sie hier, wann eine Blutgruppenunverträglichkeit vorliegen kann, wie sie erkannt wird und was der Arzt dagegen unternimmt. 

Ein Albtraum für jede werdende Mutter: Es kommt während der Schwangerschaft zu Komplikationen. Manchmal kann der eigene Körper die Ursache für die Probleme sein. Grund dafür können die Blutgruppen von Mutter und Kind sein.

Die Blutgruppen werden durch das sogenannte AB0-System unterteilt. Zusätzlich wird bei jeder Blutgruppe noch der Rhesusfaktor bestimmt. Dabei handelt es sich um ein Protein (Antigen-D) auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen. Ist dieses Antigen-D vorhanden, spricht man von einer Rhesus-positiven Blutgruppe, fehlt das Protein ist die Blutgruppe Rhesus-negativ. Der Rhesusfaktor wird vererbt. Wenn etwa bei einer Blutspende zwei unterschiedliche Blutgruppen aufeinander treffen, kann es zu einer Abwehrreaktion des Körpers auf das fremde Blut kommen.

Rhesusunverträglichkeit: Rhesusfaktor von Mutter und Kind stimmen nicht überein

Problematisch wird es nur dann, wenn die Mutter eine Blutgruppe (egal welche) mit dem Rhesusfaktor negativ hat, das Kind allerdings den positiven Rhesusfaktor des Vaters geerbt hat. Handelt es sich um die erste Schwangerschaft, kommt es kaum zu Problemen. Das Ungeborene hat einen eigenen und abgeschlossenen Blutkreislauf. Während der Schwangerschaft können zwar winzige Bestandteile des kindlichen Blutes in den Kreislauf der Mutter übergehen, das hat aber nur selten Auswirkungen.

Doch bei der Geburt kann sich durch Verletzungen das Blut von Mutter und Kind vermischen. Dadurch, dass das kindliche Blut ein für den Körper der Mutter unbekanntes Antigen trägt, wird das Immunsystem aktiviert und bekämpft die Fremdkörper. Diese Immunreaktion wird abgespeichert.

Immunreaktion bei der zweiten Schwangerschaft

Wird die Frau erneut schwanger und das Kind hat wieder den Rhesusfaktor positiv, kann es zu Problemen kommen. Das Immunsystem hat das „Rezept“ für die Antikörper abgespeichert und sobald das kindliche Blut in den Körper der Mutter übergeht, kommt es zu einer Immunreaktion. Dafür reichen bereits kleine Mengen Blut aus. Die Antikörper zerstören die fremden Blutkörperchen.

Gehen die Antikörper auf das Kind über, kommt es zu enormen Entwicklungsstörungen während der Schwangerschaft. Die Abwehrstoffe agieren gegen das Blut im Fetus. Es kommt zu einer Blutarmut (Anämie). Um diese Anämie zu kompensieren arbeitet das Herz des Ungeborenen auf Hochtouren. Doch durch den Mangel an Blut wird das Kind nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Leber, Milz und Knochenmark überlastet

Die blutbildenden Organe Leber, Knochenmark und Milz schellen durch die Überlastung an. Dadurch wird ein flüssiger Blutstrom verhindert und Wasser tritt aus den Gefäßen in die Körperhöhlen des Kindes. Durch den Abbau der roten Blutkörperchen bleiben Stoffe zurück, die über die Leber der Mutter abgebaut werden. Nach der Geburt muss die Leber des Kindes diese Aufgabe übernehmen. Das führt zu einer Überlastung des Organs.

Im schlimmsten Fall kann die körperliche Abwehrreaktion der Mutter bleibende Schäden beim Kind hinterlassen oder sogar zum Tod führen. Um diese Situation zu verhindern wird bei jeder Schwangeren die Blutgruppe bestimmt. Liegt ein negativer Rhesusfaktor vor, wird umgehend eine Therapie eingeleitet um das Kind zu schützen.

Therapie: Prävention verhindert Immunreaktion

In leichteren Fällen kann nach der Geburt eine Fototherapie bei dem Abbau der giftigen Stoffe helfen. Dabei wird das Kind mit speziellem Licht bestrahlt. Ist die Anämie sehr ausgeprägt kann eine Bluttransfusion oder ein kompletter Blutaustausch nötig sein. Dieses Verfahren kann in besonders gravierenden Fällen bereits im Mutterleib über die Nabelschnur erfolgen.

Ein Test zu Beginn der Schwangerschaft kann klar stellen, ob die Schwangere bereits mit dem Rhesus-positiven Blut in Kontakt gekommen ist und bereits Antikörper gebildet hat. Fällt dieser Test negativ aus (keine Antikörper vorhanden) bekommen Rhesus-negative Schwangere zwischen der 28. Und der 30. Schwangerschaftswoche, sowie innerhalb der ersten 72 Stunden nach der Geburt des Kindes eine prophylaktische Injektion. Darin ist eine sehr geringe Konzentration von Antikörpern enthalten, die das übertragene Blut des Kindes beseitigen.

Das Immunsystem der Mutter denkt, es seien genug Antikörper vorhanden und bildet keine eigenen. Dadurch wird der Prozess nicht abgespeichert und bei erneutem Kontakt besteht keine Gefahr. Die Dosis der Antikörper ist dabei so gering, dass für das Kind keine Gefahr besteht.

Regelmäßige Überwachung für Sicherheit

Fällt der Antikörpertest zu Beginn der Schwangerschaft positiv aus (die Schwangere hatte bereits Kontakt mit Rhesus-positivem Blut und Antikörper gebildet), folgt eine strenge Kontrolle der Schwangerschaft. Die Höhe der Antikörper-Anzahl wird überwacht und die Gesundheit des Fetus regelmäßig mittels Ultraschall kontrolliert. Kommt es zu Wassereinlagerungen und Organvergrößerungen, kann sofort gehandelt werden.

Durch Fruchtwasseruntersuchung oder Nabelschnurpunktion können sehr konkrete Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des ungeborenen Kindes gezogen werden.

Unverträglichkeit ist unwahrscheinlich

Eine Rhesusunverträglichkeit ist relativ selten. Lediglich bei 17 Prozent der Bevölkerung fehlt der Rhesusfaktor. Durch die gute Diagnosestellung und die anschließende Prophylaxe oder Behandlung, kommt es kaum noch zu Folgen oder Komplikationen. Der Gynäkologe kann bereits vor der Schwangerschaft in einer Beratung für Klarheit sorgen und die Frau auf die Situation vorbereiten.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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