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Alles was Sie über Gebärmutterhalskrebs wissen sollten

Kommentar schreiben Aktualisiert am 05. März 2016

Gebärmutterhalskrebs, im medizinischen Fachjargon auch Zervixkarzinom genannt, gilt – nach Brustkrebs – als das weltweit zweithäufigste geschlechtsspezifische Karzinom bei der Frau. Dank der Einführung von Früherkennungsmaßnahmen ist die Häufigkeit der Neuerkrankungen bei Gebärmutterhalskrebs in Deutschland erfreulicherweise gesunken. Auch eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs soll Schutz bieten können. Im folgenden Beitrag können allgemeine Basisinformationen und Hintergründe über Gebärmutterhalskrebs in Erfahrung gebracht werden.

Gebärmutterhalskrebs im Überblick

In Deutschland gehört das Endometriumkarzinom (Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut) zum häufigsten Genitalkarzinom bei der Frau; an zweiter Stelle folgt der Gebärmutterhalskrebs, auch Zervixkarzinom oder Kollumkarzinom genannt. Aus den jüngsten Daten des Robert Koch Instituts geht hervor, dass in Deutschland jährlich 4660 Neuerkrankungen auftreten und etwa 1500 Patientinnen jedes Jahr an der bösartigen Krebserkrankung versterben.

Der Gebärmutterhals bzw. die Zervix ist die Öffnung der Gebärmutter, lateinisch Uterus; er stellt die Verbindung zwischen Gebärmutter und der Vagina (Scheide) dar. Bei Gebärmutterhalskrebs werden bösartige Krebszellen im Zervixgewebe festgestellt, die sich überwiegend aus der Plattenepithelhaut im Bereich des äußeren Muttermundes entwickeln. Die Entartung des Gewebes ist ein langjährlicher Prozess, der aufgrund des asymptomatischen Verlaufs, nur bedingt erkannt werden kann. Aus diesem Grund ist eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen von großer Wichtigkeit, um Zellveränderungen sowie Krebsvorstufen rechtzeitig feststellen zu können und eine frühzeitige kurative Therapie zu beginnen.

Ursache

Zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs gehören unter anderem

  • HPV-Infektionen (Hautrisikofaktor)
    • bei nahezu allen bösartigen Veränderungen an dem Gebärmutterhals konnten humane Papillomaviren (HPV) nachgewiesen werden
    • es gibt etwa 100 Genotypen; diese werden in Low-Risk-Subtypen und High-Risk Subtypen unterschieden (Low-Risk-Subtyp HPV 6 und 11)
    • High-Risk-Subtyp: unter anderem 16, 18, 31, 33, 45, 51, 52, 56, 58
    • die Übertragung von den Viren erfolgt hauptsächlich über Sexualkontakt
  • prädisponierende Faktoren wie zum Beispiel
    • früher Geschlechtsverkehr
    • häufig wechselnde Geschlechtspartner
    • unzureichende Genitalhygiene
    • weitere Genitalinfektionen (Herpes simplex, Chlamydien)
    • Rauchen

Symptome

In den frühen Stadien verläuft der Gebärmutterhalskrebs für gewöhnlich asymptomatisch. In fortgeschrittenen Stadien können unter anderem folgende Symptome eintreten:

  • vaginale Blutungen / Schmierblutungen nach dem Geschlechtsverkehr aufgrund von sogenannten Kontaktblutungen
  • Zwischenblutungen
  • Blutungen nach Belastungen (zum Beispiel Radfahren, Reiten, harter Stuhlgang)
  • übel riechender vaginaler Ausfluss

Da sich bei der Gebärmutterhalskrebserkrankung in der Regel keine eindeutigen Frühsymptome erkennen lassen, kommt der jährlichen Krebsfrüherkennungsuntersuchung, dessen Kosten die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt, sowie der Präventionsmaßnahme mittels Impfung eine wichtige Bedeutung zu.

Stadien Gebärmutterhalskrebs

Bei der Diagnose Gebärmutterhalskrebs müssen weiterführende Untersuchungen durchgeführt werden, um feststellen zu können, ob die Krebserkrankung lokal ist oder sich bereits auf andere Regionen des Körpers ausgebreitet hat. Um eine Behandlung planen zu können, ist daher die Bestimmung des aktuellen Stadiums der Krebserkrankung, auch Staging genannt, notwendig. Folgende Stadieneinteilung gibt es:

  • Stadium 0 oder Carcinoma in situ: Der Krebs ist im Frühstadium, abnorme Zellen befinden sich bislang nur in der obersten Schleimhautschicht der Zervix und ist noch nicht in die tieferen Schleimhautschichten eingedrungen
  • Stadium 1: Die Krebszellen haben sich in der Zervix ausgebreitet, allerdings noch nicht in der Umgebung
  • Stadium 1 A: Eine geringe Menge an Tumorgewebe ist mittels Mikroskop in den tieferen Schleimhautschichten der Zervix festzustellen
  • Stadium 1 B: Eine größere Menge an Tumorgewebe ist mittels Mikroskop in den tieferen Schleimhautschichten der Zervix festzustellen
  • Stadium 2: Die Krebszellen haben die Nachbarbereiche befallen, sind aber noch auf den Beckenbereich beschränkt
  • Stadium 2 A: Der Tumor hat sich außerhalb der Zervix ausgebreitet und die oberen zwei Drittel der Vagina befallen
  • Stadium 2 B: Der Tumor hat sich auf das umgebene Gewebe der Zervix ausgebreitet
  • Stadium 3: Der Tumor befindet sich im gesamten Beckenbereich; möglicherweise auch das untere Drittel der Vagina. Der Tumor kann die Harnleiter abdrücken (Komprimierung), es kann zu Harnstau führen
  • Stadium 4: Die Tumorzellen haben sich auf andere Körperregionen ausgebreitet
  • Stadium 4 A: Die Tumorzellen haben die Blase sowie das Rektum übergegriffen
  • Stadium 4 B: Die Tumorzellen haben auch auf weit entfernten Organen, wie zum Beispiel die Lunge, übergegriffen

Die Wahl der Behandlungsmethode sowie die Aussicht auf Heilung richten sich immer nach dem Stadium der Krebserkrankung. Für Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs gibt es drei Behandlungsmöglichkeiten: Operation, Strahlentherapie und/oder Chemotherapie.

Prävention: HPV-Impfung

Durch das im Jahr 1971 eingeführte gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm hat das Zervixkarzinom in den vergangenen 30 Jahren in seiner Häufigkeit an Neuerkrankungen erfreulicherweise stark abgenommen: Mit Hilfe eines Zellabstrichts von Muttermund und Gebärmutterhals ist es möglich, unter einem Mikroskop in einem Speziallabor Krebszellen oder Vorstufen von Krebszellen zu erkennen und frühzeitig zu behandeln.

Durch eine Impfung können Vorstufen des Gebärmutterhalses ebenfalls verhindert werden: Die Impfkommission am Robert Koch Institut empfiehlt daher alle Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren gegen humane Papillomviren (High-Risk-Subtyp 16, 18) impfen zu lassen – die Impfung gegen humane Papillomviren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können, ist seit dem Jahr 2006 möglich und richtet sich gegen die HPV Typen 16 und 18, welche in 70 Prozent aller Fälle für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind.

Da die Übertragung der Viren hauptsächlich über Sexualkontakt erfolgt, wird empfohlen eine Impfung noch vor dem ersten Geschlechtsverkehr durchzuführen. Aber auch Impfungen nach dem ersten Geschlechtsverkehr können sinnvoll sein. Derzeit lässt sich noch nicht bestätigen, ob der Impfschutz lebenslang hält bzw. gegebenenfalls eine Auffrischung erforderlich ist.

Aktuell gibt es noch keine Impfempfehlung für Männer, wobei der Direktor der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen Prof. Matthias W. Beckmann der Ansicht ist, dass sich auch das männliche Geschlecht impfen lassen sollte: „Die Jungen übertragen HPV. Wenn wir die Infektion ausrotten wollen, müssen wir Jungen und Mädchen impfen“ so Beckmann. Weltweit sind die aktuellen Impfstoffe, die als gut verträglich eingestuft werden, mehr als 150 Millionen Mal geimpft worden; weltweit zusammengefasste Daten können bestätigen, dass die Impfung genau so sicher ist, wie jede andere auch. Trotz der Effektivität und der Sicherheit fällt die Impfrate in Deutschland leider noch gering aus: nur knapp 40 Prozent aller 14- bis 17jährigen Mädchen sind gegen HPV geimpft.

Ob geimpft oder nicht: Eine jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung sollte in jedem Fall regelmäßig durchgeführt werden, da eine Impfung nicht gegen alle High-Risk-Subtypen wirksam ist und nur vor den krebsauslösenden HPV-Typen 16 und 18 schützen kann. Denn eine Impfung ist immer noch kein Ersatz für eine diagnostische Untersuchung! Und Vorsorge ist bekanntlich die beste Medizin.

 

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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