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Endometriose - Schwangerschaft möglich?

2 Kommentare Aktualisiert am 19. Juni 2015

Bei der Endometriose handelt es sich um eine gutartige, chronische Erkrankung von Frauen, bei der endometriumähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter vorkommt und körperliche Beschwerden verursachen kann. In Deutschland leiden etwa zwei bis sechs Millionen Frauen an Endometriose; jährlich erkranken 30.000 Frauen neu daran. Was passiert im Körper bei bestehender Endometriose? Mit welchen gesundheitlichen Einschränkungen ist zu rechnen? Ist Endometriose behandelbar?

Endometrium außerhalb der Gebärmutter

Das Innere der Gebärmutter (Cavum uteri) wird von einer Schleimhaut, dem Endometrium, ausgekleidet. Das Endometrium verändert sich im Verlauf eines weiblichen Zyklus durch Einflussnahme der weiblichen Geschlechtsorgane Östrogene und Gestagene. Die unterschiedlichen Phasen werden in Proliferationsphase, Sekretionsphase, Prämentstruelle Phase und Menstruation unterteilt.

 

Bei der Endometriose handelt es sich um Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Cavum uteri, die auf Eierstöcken, Eileiter, Darm, Harnblase, Bauchfell und in seltenen Fällen sogar auf Organen, wie der Lunge, vorkommen kann. Entsprechend dem menstruellen Zyklusgeschehen unterliegen die Endometriumzellen genau wie in der Gebärmutter der hormonellen Regulation und sind den gleichen zyklischen Veränderungen unterworfen.

Nach der Lokalisation der Endometrioseherde werden folgende Formen unterschieden:

  • Endometriosis genitalis interna: Pathologisches Einwachsen von Endometriumzellen in die Gebärmutterwand oder in die Eileiter (häufig beidseits)
  • Endometriosis genitalis externa: Endometrioseherde an Eierstöcken (Ovarien; sogenannte Schokoladenzyste), Vagina, am äußeren weiblichen Geschlechtsorgan (Vulva), Bauchfell (Peritoneum), im kleinen Becken
  • Endometriosis extragenitalis: Herde im gesamten Bauchraum oder seltener außerhalb des Bauchfells (extraperitoneal), beispielsweise in Nabel, Leistenkanal, Lunge, Gehirn, Darm, Harnblase

Die Häufigkeit der Endometriose

Ungefähr 2 bis 4 Prozent der Frauen im geschlechtsreifen Alter sind von Endometriose betroffen. Je nach Lokalisation der Endometrioseherde variiert auch die Häufigkeit. Endometriose ist zum Beispiel an den Eierstöcken etwa zu 52 Prozent zu beobachten, im Eileiter 8 Prozent, im kleinen Becken 28 Prozent, in der Harnblase 15 Prozent, Dünn-und Dickdarm 7 Prozent, im Rektum 12 Prozent.

Was verursacht eine Endometriose?

Verschiedene Ursachen der Endometriose werden diskutiert, die aber letztlich noch unklar sind. Zum Einen vermutet man eine embryonale Anlagestörung bei der Genitalentwicklung mit Verbleiben von Endometriumzellen. Zum Anderen besteht die Hypothese einer Verschleppung von menstruell abgestoßenem Endometrium retrograd („retrograde Menstruation“) über die Tuba uterina in die Bauchhöhle oder über das Blut/Lymphbahnen (hämatogen/lymphogen) in Lunge und Gehirn oder antegrad (Portio, Vagina, Vulva).

Darüber hinaus wird auch eine iatrogene (durch medizinische Behandlung entstanden) Endometriose für wahrscheinlich gehalten, zum Beispiel durch intrauterine Eingriffen mit Eröffnung der Gebärmutter wie etwa Kaiserschnitt, Perforation der Gebärmutterwand durch Kürretage.

Auch die genetische Prädisposition wird vermutet.

Wie sehen die Symptome einer Endometriose aus?

Abhängig von der Ausbreitung und dem Grad der Endometriose können die Beschwerden sehr vielfältig sein.

Vor allem sind mit dem Menstruationszyklus assoziierte Schmerzen (Dysmenorrhö) festzustellen, bei Verwachsungen leiden Betroffene eventuell sogar unter Dauerschmerzen.

Zu den häufigsten beschriebenen Beschwerden zählen

 

  • Bauch- und Rückenschmerzen vor und während der Menstruation, die ausstrahlend sein können
  • Müdigkeit und Erschöpfungzustände
  • sehr schmerzhafte Menstruationsblutungen, die unregelmäßig sind
  • erhöhte Infektanfälligkeit während der Menstruation
  • Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen bei gynäkologische Untersuchungen
  • Unterleibsschmerzen auch nach der Periode
  • Schmerzen während des Eisprungs
  • Plötzliche Ohnmachtsanfälle in Gegenwart von Menstruationsbeschwerden
  • Blasen- und Darmkrämpfe
  • Schmerzen bei Darmbewegung
  • Schmerzen bei Miktion (Blasenleerung) und Defäkation (Darmleerung)
  • zyklische Blutungen aus Blase oder Darm (Blut im Urin, Blut im Stuhl)
  • Unfruchtbarkeit

 

Allgemein ist festgestellt worden: Je jünger die Betroffene, desto stärker sind die Symptome. Es finden sich aber auch viele Frauen mit einer Endometriose, die keine Beschwerden haben und keine Wachstumstendenz aufweisen.

Die Diagnose: Endometriose

Im Rahmen der Diagnostik steht ein ausführliches Anamnesegespräch, in welchem die Betroffene ihre zyklussynchrone Beschwerden dem behandelnden Arzt mitteilt, sowie die klinische Untersuchung.

Die Palpationsuntersuchung ist nur bei großen Befunden ergiebig, kleine Endometrioseherde können gynäkologisch nicht abgetastet werden. Mit einem Ultraschallgerät können Zysten, zum Beispiel am Eierstock, festgestellt werden. Diagnostisch spielt die Laparoskopie daher eine entscheidendere Rolle.

 

Der operative Eingriff sollte im besten Fall prämenstruell stattfinden, da in diesem Zeitraum die Endometriosehere am größten und somit am einfachsten zu identifizieren sind: Makroskopisch sind bläulich schimmernde Knötchen zu erkennen, bei großen Zysten werden aufgrund des eingedickten Blutes bräunliche Verfärbungen erfasst. In der laparoskopischen Diagnostik kann gegebenenfalls in der gleichen Sitzung eine Entfernung isolierter Endometrioseherde erfolgen.

Therapiemöglichkeiten einer Endometriose

Die Therapie muss sich grundsätzlich an den Beschwerden und dem Alter der Betroffenen orientieren. Bei asymptomatischen Frauen (Zufallsbefund) ist eine Behandlung nicht unbedingt von Nöten; es finden nur regelmäßige Kontrolluntersuchungen statt. Bei Frauen mit Kinderwunsch und sehr starken körperlichen Beschwerden wird – nach Diagnosesicherung – eine Laparotomie, eine Eröffnung der Bauchhöhle, durchgeführt, um größere Herde und Zysten zu entfernen. Während der Operation muss darauf geachtet werden, dass Endometriosezysten nicht platzen, um das Risiko einer Verbreitung intraoperativ zu vermeiden. Bei bestehenden kleinen Herden kann die Entfernung laparoskopisch mittels Elektrokauter oder Laser stattfinden.

Neben dem chirurgischen Eingriff ist auch eine konservative, medikamentöse Behandlung möglich, die zur Rezidivprophylaxe oder Behandlung nicht operabler Befunde eingesetzt. Hierbei wird mittels Hormongabe versucht, Endometrioseherde zu unterdrücken. Die medikamentöse Therapie läuft über drei bis sechs Monate; die Wahrscheinlichkeit, dass die Betroffene an Endometriose wieder erkrankt, beträgt 30 Prozent.

Komplikationen dieser Krankheit

Das Vorkommen von Endometriose kann zu verschiedenen Komplikationen führen:

 

  • Eileiterendometriose: verminderte Fertilität oder Sterilität durch Verklebung der Eileiter
  • Narbenstrukturen um den Harnleiter: Harnstau
  • Schwangerschaft allgemein: verminderte Einnistungsrate und erhöhte Fehlgeburt
  • Rezidive auch nach der Therapie möglich
  • Entartung/ maligne Transformation selten, aber möglich: Karzinom

 

Der Wunsch einer an Endometriose erkrankten Frau ist die vollkommene Schmerzfreiheit und die Erfüllung des Kinderwunsches. Das Behandlungskonzept muss auf den individuellen Fall abgestimmt sein. Eine langjährige Behandlung, die sowohl Körper als auch Psyche betrifft, ist vorgesehen.

Endometriose. Eine komplexe Erkrankung, dessen Ursache trotz intensiver Forschung noch unklar und dessen Behandlungsmöglichkeit begrenzt ist. Nur eine konsequente Therapie kann Hoffnung auf eine dauerhafte Heilung machen.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

2 Kommentare

Judith Schega – Mittwoch, 19. Oktober 2016
Liebe Frau Blehm, vielen Dank für Ihren Kommentar! Leider kann ich Ihnen keine eindeutige Empfehlung für ein Krankenhaus geben, da ich selbst in einem Krankenhaus beschäftigt bin, in welchem es keine Abteilung der Fachrichtung Gynäkologie gibt. Ich weiß allerdings, dass das St. Elisabeth Krankenhaus in Köln-Hohenlind Endometriosezentrum ist. Ich bitte Sie, sich Ihr eigenes Urteil zu machen, ob es Ihnen zusagt, da ich dahingehend leider keinerlei Informationen / Erfahrungen liefern kann. Freundliche Grüße und alles Gute für Sie Judith Ehresmann
vivoinpatio – Dienstag, 18. Oktober 2016
Hallo Team von Apollo! Der Beitrag von Frau Schega hat mir als 17 Jahre leidende an Endometriose aus der Seele gesprochen. Kann ich eine Empfehlung zum Krankenhaus bekommen wo sie beschäftigt ist, weil ich eine erneute Diagnostik brauche zum aktuellen Schmerzcharakter? Lieben Dank im Voraus LG Blehm

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