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Bakterielle Infektion: Wie real ist die Gefahr vor Krankenhauskeimen?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 29. August 2016

Man nimmt an, dass ein Krankenhausaufenthalt die Genesung eines Patienten fördert. Dem ist aber leider nicht immer so. Denn nicht jeder Patient verlässt das Krankenhaus gesünder als vorher. Verantwortlich sind hierfür sogenannte nosokomiale Infektionen, die man sich in einer Einrichtung des Gesundheitswesens, vor allem im Krankenhaus, zu zieht. Was macht Krankenhauskeime so gefährlich? Und um welche Erreger handelt es sich?

Nosokomiale Infektionen als ernst zunehmende Bedrohung

Krankenhauskeime sind für Infektionen verantwortlich, welche im Zuge eines Aufenthalts oder einer Behandlung in einem Krankenhaus bzw. einer Pflegeeinrichtung auftreten. Man bezeichnet Krankenhauskeime als „nosokomiale Keime“ Der Definition zufolge spricht man von nosokomialen Infektionen, wenn diese 72 Stunden oder später nach Krankenhausaufnahme in Erscheinung treten.

Gemäß der Deutschen Krankenhausgesellschaft geht hervor, dass sich jährlich 500.000 Klinikpatienten mit nosokomialen Keimen infizieren. Laut der Deutschen Stiftung Patientenschutz sterben etwa 40.000 Menschen durch die Krankenhausinfektionen. Damit zählen nosokomiale Infektionen zu den häufigsten Komplikationen, welche sich bei der Behandlung von Patienten im Krankenhaus zeigen. Hierbei sind Ärzte und Kliniken verpflichtet, Krankenhausinfektionen zu dokumentieren und diese umgehend dem Gesundheitsamt zu melden; selbst dann, wenn auch nur ein Verdacht in dieser Hinsicht besteht. Für die Entstehung der nosokomialen Infektionen sind in 71 Prozent der Fälle Bakterien verantwortlich, bei 21 Prozent sind Viren mitschuldig und zu einem geringen Teil Pilze und Parasiten.

Entstehung nosokomialer Infektionen

Nicht alle Keime, die im Krankenhaus für Infektionen sorgen, sind gefährlich. Normalerweise sind es nämlich harmlose Bakterien, die sowohl im als auch auf dem Körper des Menschen vorkommen und durch ein gesundes Immunsystem unter Kontrolle gehalten werden. 90 Prozent der Krankenhauskeime lassen sich nämlich mit einer Antibiotikatherapie gut behandeln. Aber auch solche Keime können für immungeschwächte Patienten bedrohlich werden. Ein Beispiel: Beim Eindringen von Darmkeimen in eine Operationswunde kann eine Infektion die Folge sein. Wundinfektionen nach einer Operation machen die dritthäufigste Krankenhausinfektion aus. Pro Jahr werden 160.000 postoperative Wundinfektionen diagnostiziert.

Die Ursachen von Krankenhausinfektionen sind auch von folgenden Faktoren abhängig:

  1. Patientenfaktoren
  • der Krankheitszustand eines Patienten macht diesen auch anfälliger für Infektionserreger
  • die Wahrscheinlichkeit an einer Krankenhausinfektion zu erkranken steigt bei hohem Alter des Patienten, geringes Alter des Patienten (Frühchen), Mangelernährung, Operationswunde (bei einem immunschwachen Patienten können sich Keime im Körper vermehren, anstatt bekämpft zu werden)
  1. Umweltfaktoren
  • die Klinikumgebung weist ein gewisses Risiko für die Entstehung von Infektionen bei Patienten auf, aufgrund von: viele kranke Menschen auf kleinem Raum, Krankenhauspersonal mit evtl. nicht desinfizierten Händen (Missachtung der Hygienevorschriften)
  1. Medizintechnik
  • die Gerätschaften (zum Beispiel Katheter, Dialysegerät, Beatmungsgerät) können mit Infektionserregern kontaminiert sein und die Eintrittspforte für den Körper des Patienten bilden
  • Harnwegsinfektionen werden durch einen Blasenkatheter verursacht (mehr als 80 Prozent) und stellen die häufigste Form der nosokomialen Infektionen dar; je länger die Verweildauer des Katheters desto höher das Infektionsrisiko
  • die zweithäufigste Art einer nosokomialen Infektion sind die Atemwegsinfektionen (besonders Lungenentzündung), die unter anderem Patienten auf der Intensivstation oder künstlich beatmete Patienten, betrifft
  1. Menschliche Faktoren
  • Hoher Arbeitsdruck und Personalmangel können dazu führen, dass die Hygienevorschriften nicht beachtet werden und eine regelmäßige Händedesinfektion keine Berücksichtigung findet; diese Nichteinhaltung kann für Patienten im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden

Welche Erreger gibt es?

Die Wahrscheinlichkeit einer nosokomialen Infektion ist zudem stark vom Erregertyp abhängig. Entscheidende Eigenschaften sind hierbei: die Virulenz, das heißt die Fähigkeit, eine Krankheit auszulösen, die Überlebensfähigkeit sowie die Resistenzbeschaffenheit, das heißt gegen viele Antibiotika unempfindlich. Zu den häufigen Erregern von Krankenhausinfektionen zählen daher die Bakterien Staphylokokkus aureus und Pseudomonas aeruginosa.

Weitere wichtige bakterielle Erreger von Krankenhausinfektionen sind Escherichia coli und sogenannte Enterokokken.

Keime, die unempfindlich gegen bestimmte Medikamente sind, können zu einer Bedrohung werden, da sich diese nur schwer bekämpfen lassen. Man spricht vom multiresistenten Erregern, darunter auch MRSA – S. aureus, Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus, der gegen das Antibiotikum Methicillin und auch die meisten anderen Antibiotika resistent, also unempfindlich geworden ist. In der Regel siedeln MRSA nur auf dem Menschen, wie zum Beispiel im Nasenvorhof, im Rachen, in der Achselhöhle oder Leiste, ohne Krankheitsbeschwerden zu machen. Problematisch wird es, wenn diese Bakterien über Wunden oder Schleimhäute in den Körper gelangen und eine Infektion ausbrechen lassen. Mögliche MRSA-Infektionen können sein: Hautentzündungen mit Eiteransammlung, Wundinfektionen, besonders nach Operationen, Entzündungen einzelner Organe.

Vorbeugende Maßnahmen zu Krankenhauskeimen

Um das Risiko an einer nosokomialen Infektion zu erkranken, zu vermeiden, sind bei Krankenhausbesuchen folgende Präventionsmaßnahmen zu treffen:

  • Achten Sie immer auf eine sorgfältige Händehygiene, denn der Hauptübertragungsweg von Keimen sind die Hände (am häufigsten werden Keime durch den Kontakt von Mensch zu Mensch über die Hände übertragen)
  • Führen Sie vor und nach dem Krankenhausbesuch eine hygienische Händedesinfektion durch
  • Wunden und Hautverletzungen sollten immer mit sauberen Verbänden versorgt werden; auch vor und nach dem Verbandswechsel sollte die Händehygiene berücksichtigt werden
  • Vermeiden Sie den engen körperlichen Kontakt zu Menschen mit offenen Wunden, um eine Ansteckungsgefahr zu minimieren
  • Verwenden Sie eigene Hygiene- und Badeutensilien

Hygiene ist sehr wichtig und die Händehygiene ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um nosokomiale Infektionen aufzuhalten. Jährlich wären von 40.000 Krankenhausinfektionen 20.000 durch Hygienemaßnahmen vermeidbar gewesen.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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