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Adipositas: Wenn das Übergewicht Überhand nimmt

Kommentar schreiben Aktualisiert am 14. Juni 2016

In den vergangenen Jahren hat sich in den Industrieländern eine Volkskrankheit etabliert: Adipositas. In Deutschland sind etwa zwei Drittel der Männer über 18 Jahren übergewichtig und zweite Frau hat zu viel Pfunde auf den Hüften – diese Zahlen enthalten etwa 20 Prozent adipöse Erwachsene. Dieser Trend zeichnet sich auch bei Kindern und Jugendlichen ab: Immer mehr junge Menschen sind übergewichtig oder adipös. Doch wie entsteht die krankhafte Fettsucht und wie lässt sich der Teufelskreis durchbrechen? 

Vor allem in den Sommermonaten werden wir mit gutem Aussehen und schlanke Körpern konfrontiert. Jede Plakatwand und jede TV-Werbung zeigt uns das mediale und völlig verzerrte Idealbild des Menschen. Dabei sieht die Realität in Deutschland anders aus: Unsere Nation wird immer dicker. Wie in vielen anderen Industriestaaten auch, leiden immer mehr Deutsche an Übergewicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Übergewicht und Adipositas über den Body-Mass-Index (BMI).

Dabei gilt: das Körpergewicht in Kilogramm wird durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt. Der BMI ist eine grobe Orientierung zur Einordnung des Gewichtes. Muskelmasse und die Körperfettverteilung sowie der Körperfettanteil werden bei dieser Formel nicht berücksichtigt.

BMI unter 18,5 – Untergewicht

BMI 18,5 bis 24,9 – Normalgewicht

BMI 25 bis 29,9 – Übergewicht

BMI ab 30 – Adipositas Grad I

BMI ab 35 – Adipositas Grad II

BMI ab 40 – extreme Adipositas Grad III

Adipositas: Übergewicht ist gesundheitsgefährdend

Bei der Adipositas handelt es sich um eine über das normal Maß hinausgehende Ansammlung von Fettgewebe. Die Ursachen für das extreme Übergewicht sind vielfältig. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die genetische Veranlagung ebenso eine Rolle spielt wie das erlernte Ess- und Bewegungsverhalten. Grundsätzlich ist Übergewicht das Ergebnis einer zu hohen Kalorienaufnahme bei zu wenig körperlicher Betätigung. Schlicht: Werden mehr Kalorien zugeführt als verbrannt, nimmt man zu. Doch auch einige körperliche Krankheiten und die Einnahme von Medikamenten können ein enormes Übergewicht verursachen. Zum Beispiel kann eine Schilddrüsenunterfunktion den Kalorienumsatz eindämmen oder ein Übermaß an Kortison im Körper kann die Ursache für Adipositas sein.

Man unterscheidet bei Adipositas zwei verschiedene Typen: den Apfel- und den Birnentyp. Männer setzen Fett eher in der Bauchregion an (apfelförmig), Frauen hingegen nehmen vor allem an den Hüften und den Beinen zu (birnenförmig). Vor allem das Bauchfett steht im Verdacht die Ursache vieler Folgeerkrankungen zu sein.

Folgen von Adipositas

Der gesamte Körper leidet unter dem übermäßigen Gewicht. Die Leistungsfähigkeit ist extrem eingeschränkt. Bei körperlicher Belastung kommt es zu Kurzatmigkeit und Schweißausbrüchen. Herz und Lunge können den Sauerstoffbedarf des Körpers nicht ausreichend decken – die Folge ist Sauerstoffmangel. Diese Symptome führen dazu, dass der Betroffene Bewegung meidet und dadurch das Übergewicht weiter fördert. Auch die Gelenke leiden unter der Belastung. Mit Adipositas steigt häufig der Harnsäurespiegel im Blut und überschreitet einen kritischen Wert. Die Harnsäure kristallisiert in den Gelenken und es kommt zu schmerzlichen Gichtanfällen (Hyperurikämie).

Adipositas ist außerdem ein Risikofaktor für Bluthochdruck, Gefäßerkrankungen, die zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen können, Krampfadern und Gallensteine. Bei adipösen Menschen sind meist die Blutfettwerte erhöht und dadurch kann es zur Auskristallisierung von Cholesterien in der Galle kommen.

Das überschüssige Bauchfett kann so auf die inneren Organe und den Magen-Darm-Trakt drücken, dass die Magensäure in die Speiseröhre aufsteigt – Sodbrennen ist die unangenehme Folge.

Hohe Psychische Belastung durch Übergewicht

Menschen mit Übergewicht oder Adipositas leiden häufig unter den psychischen Folgen der Erkrankung. Sie werden gesellschaftlich ausgegrenzt oder gar aufgrund ihres Gewichts gemobbt. Dieser psychische Stress führt oft zu Essattacken, welche die Belastung kompensieren sollen. Dadurch begünstigen die Betroffenen aber nur die Ursache der Ausgrenzung.

Eine einfache Diät ist deshalb zur Behandlung der Adipositas selten zielführend. Die Patienten benötigen sowohl psychologische Betreuung als auch Hilfe bei der Umstellung erlernter Verhaltensweisen. Das gesamte Ess- und Bewegungsverhalten wird bei der Therapie umgekrempelt und verändert. Im Gegensatz zu Blitzdiäten soll so der Jo-Jo-Effekt verhindert und eine dauerhafte Gewichtsreduktion erreicht werden.

Operation zur Gewichtsreduktion bei Adipositas?

Es gibt einige Möglichkeiten mit chirurgischen Eingriffen das Übergewicht in den Griff zu bekommen, wenn andere Therapien nicht funktionieren. Mit Hilfe eines Magenbandes kann das Magenvolumen deutlich verkleinert werden. Dadurch stellt sich beim Essen viel schneller das Sättigungsgefühl ein und es werden automatisch weniger Kalorien zugeführt. Dadurch reduziert sich das Gewicht langsam aber sicher.

Auch eine Entfernung der Überschüssigen Haut kann nach der erfolgten Gewichtsabnahme noch einmal eine Verbesserung des Gewichts erreichen. Hierbei wird die überschüssige Haut, die sich nicht wieder zurückbildet operativ entfernt um einen strafferen Körper zu schaffen.

Beide Methoden setzen allerdings einen gesünderen Lebenswandel voraus, denn durch falsches Essverhalten können die erzielten Erfolge wieder zunichte gamcht werden. Außerdem sollte bei beiden Methoden auf ausreichende körperliche Aktivität geachtet werden (mit ärztlicher Rücksprache).

Medikamentöse Behandlung der Fettsucht

Appetitzügelnde Medikamente kommen häufig zusätzlich zur Therapie zum Einsatz. Die sogenannten Anorektika haben unterschiedliche Wirkungsweisen. Einige regen den körperlichen Grundumsatz an, andere beeinflussen das Hormonsystem so, dass das Hungergefühl im Gehirn gedämmt wird und dadurch weniger Nahrung aufgenommen wird.

Medikamente können allerdings nie die einzige Maßnahme einer erfolgteichen Adipositas-Therapie sein, eine Umstellung des Lebenswandels hin zur gesunden und vitaminreichen Ernährung ist unumgänglich.

Kur erfolgreich bei Adipositas-Behandlung

Die bislang effektivste Therapie bei Adipositas ist eines mehrwöchige Kur. Liegt eine körperliche Erkrankung der Adipositas zugrunde, muss vor einer Kur diese Krankheit therapiert und in den Griff bekommen werden. Erst dann kann die Fettsucht als Folge der Erkrankung behandelt werden. Bei einer Kur absolvieren die Teilnehmer in Reha-Kliniken ein multimodales Therapieprogramm. Häufig sind Methoden der Psychosomatik und der Verhaltenstherapie Teil des Konzeptes. Es gilt einen völlig neuen Umgang mit Nahrungsmittel zu erarbeiten und eine neues Gefühl für den eigenen Körper zu bekommen.

Gemeinsames Kochen, Sport und Selbsthilfegruppen sind einige Mittel, die im Kampf gegen die Fettsucht erfolgreich sind. Das Ziel der Programme sind langfristiger Gewichtsverlust und keine Blitz-Diät. Der Weg zum Normalgewicht ist bei vielen adipösen Patienten sehr lange und kann nur Schritt für Schritt geschehen. Sozialer Rückhalt bei Freunden und Familie ist für die Betroffenen oft eine wichtige psychische Stütze im Kampf gegen die Kilos.

Wichtig ist, dass die Patienten wieder an einen Punkt kommen, an dem sie sich in ihrem Körper wohlfühlen können und den Alltag problemlos meistern. Die Reduktion des Gewichts um wenige Kilos hat bereits positive gesundheitliche Auswirkungen und wirkt vorbeugend bei vielen Folgeerkrankungen. Und: Es muss nicht gleich 90-60-90 sein! Das Erreichen des Normalgewichts ist schon ein großer Erfolg. Der Körper wird es danken.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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